0477 - Invasion der Schatten
Helm wieder und fuhr sich mit dem Handrücken über den Bart, der ihm während der zweiundfünfzigstündigen Suche draußen gewachsen war. Die Stoppeln kratzten.
„Die räumliche Ausdehnung dürfte eine Illusion sein. Wir werden untersuchen, ob die Landschaft und ihre Vegetation ebenfalls nur Illusion sind."
„Wozu das?" fragte Kimray verwundert. In seiner Stimme schwang Arger mit. „Was hätten wir davon, in dieser künstlichen Landschaft umherzuirren?"
„Ich weiß es auch nicht", gab Baiton zurück.
„Aber irgend etwas müssen wir doch unternehmen.
Ich nehme an ...", er zögerte, „... jemand oder etwas hat uns aus einem bestimmten Grund hierher geholt.
Vielleicht eine Art Test. Jedenfalls bringt uns untätiges Abwarten kaum weiter."
Er ging einige Schritte weiter und begann, den Hang hinabzusteigen. Der Schotter knirschte: die Stiefelsohlen rutschten und sogen sich schmatzend fest. Insekten, die die Feuchtigkeit der nassen Steine getrunken hatten, stiegen mit ärgerlichem Summen auf. Verwundert erkannte Baiton Wyt, daß es sich um Honigbienen handelte.
Kimray murmelte eine Verwünschung und folgte seinem Urahn. Er knurrte zornig, als eine Biene ihn in die Schläfe stach. Mit zwei Fingern zog er den Stachel heraus, aber die Stichstelle schwoll trotzdem schnell an.
Baiton hatte inzwischen das Ende des Hanges erreicht. Er musterte aufmerksam die Grasnarbe, die Büsche und Bäume der Moorlandschaft. Ein falscher Tritt konnte verderbenbringend sein. Allerdings war Baitons Auge im Erkennen trügerischen Bodens geübt; während seiner Zeit als Freifahrer hatte er auf einem Sumpfplaneten ein geheimes Warenlager unterhalten.
Er wandte sich nach Kimray um und sagte: „Bleibe dicht hinter mir und tritt nur dorthin, wo ich gegangen bin!"
Kimray rutschte aus und ruderte mit den Armen, um sein Gleichgewicht wiederzufinden.
„Wer in deine Fußstapfen tritt, lebt gefährlich, Uropa", antwortete er grimmig.
Baiton Wyt lachte lautlos, dann wandte er sich wieder um. Er musterte aus zusammengekniffenen Augen das Gras, das an manchen Stellen spärlich, an anderen wieder üppig wuchs.
Vorsichtig wählte er die Stellen kümmerlichen Graswuchses, und einen Fuß bedächtig vor den anderen setzend, drang er in die natürliche Landschaft einer unnatürlichen Hohlwelt ein ...
*
Anson Argyris duckte sich, als der Techniker ihn ansprang. Er ließ den Mann kommen, tauchte unter der herauskommenden Führungshand nach rechts weg, sprang tief geduckt vor und rammte ihm die linke Schulter in den Unterleib. Dabei riß er ihm beide Beine in den Kniekehlen weg.
Der Techniker krachte platt auf den Rücken. Mit verschleiertem Blick tastete er nach seiner Waffe.
Aber Argyris hatte seinen Impulsstrahler bereits gezogen. Er richtete die Mündung auf den Kopf des Angreifers und berührte den Feuerknopf.
Die Beine des Technikars zuckten konvulsivisch, dann schloß der Mann ächzend die Augen. Seine Hand lag in der Nähe der Waffe, bewegte sich aber nicht mehr.
Anson Argyris lächelte und kniete neben dem Techniker nieder, ohne allerdings in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Er schlug ihm leicht gegen die Wangen.
Der Mann öffnete die Augen und blickte den Kaiser verständnislos an.
„Was ... wie komme ich hierher?"
„Sie hatten mich überfallen."
„Ich ..."
„Sie ...?" Der Mann stöhnte leise. „War ich übernommen, Majestät?"
Der Freifahrerkaiser nickte und half dem Techniker auf.
„Aber jetzt sind Sie wieder frei. Gehen Sie zur nächsten Sanitätsstelle, lassen Sie sich eine schmerzstillende und entspannende Injektion geben und ruhen Sie sich aus."
Er blickte dem davonwankenden Mann nach und zuckte bedauernd mit den Schultern. Sein aus organischem Neuroplasma bestehender Gehirnteil drängte ihn zu rücksichtsvollem Vorgehen gegenüber Übernommenen, aber das positronische Bewußtsein reagierte bei Angriffen schneller und vor allem rücksichtslos. Die Forderungen des organisch aufgebauten Bewußtseins kamen meist erst nach der Reaktion des anderen Teils zum Zuge.
Langsam ging Anson Argyris weiter. Nach einer Viertelstunde betrat er seine Befehlszentrale.
Medoroboter waren dabei, zwei bewußtlose Offiziere auf Antigravszu laden.
„Sie hatten eine Explosion im Zentraltransmitter ausgelöst, Majestät", meldete Admiral Pawel Ignatjew, der Chef des Kaiserlichen Generalstabs.
„Ich mußte sofort eingreifen, um größeren Schaden zu verhüten."
„Schon gut, Ignatjew" erwiderte Argyris, legte dem Admiral
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