0477 - Invasion der Schatten
wahr?"
„Natürlich. Erkennst du mich nicht?"
„Doch, doch. Ich bin nur noch ein wenig durcheinander. Eben stand ich noch hinter dir in diesem Sumpf und jetzt bin ich hier. Ah, da ist ja auch Ahiks Hülle!" Er blickte die Statue mit glänzenden Augen an. „Hallo, Ahik!"
„Hallo, Kimray!" rief die dröhnende Stimme.
Baiton knirschte mit den Zähnen.
„Ende der Unterhaltung!" rief er dem Götzenbild zu. „Wir haben schon zuviel Zeit vertrödelt, Kaiser Argyris wird unruhig sein, weil wir uns so lange nicht gemeldet haben. Ahik, wir möchten jetzt zu unserem Boot und dann nach draußen. Unser Raumschiff wartet."
„Bist du irre, Urahn?" fragte Kimray entgeistert.
„Wie kannst du an solche Illusionen wie Raumschiffe, Sterne und Planeten glauben! Das sind doch nur Märchen."
„Anscheinend haben sie deinen Verstand abgelassen", entgegnete Baiton wütend. „Erstens spricht man nicht so respektlos mit alten Leuten und zweitens kommst du jetzt mit!"
Er wandte sich erneut an die Statue.
„Also, du armes Wesen, wie ist das nun? Gibst du uns frei oder soll ich dir dein kopfähnliches Gebilde abreißen?"
Er konzentrierte seine Parakräfte auf den Schädel der Statue und hatte die Genugtuung zu sehen, wie das ganze Götzenbild schwankte.
„Was tust du?" fragte Ahik. „Wo sind deine Hände, die an Ahik rütteln?"
„Antwort verweigert", entgegnete Baiton Wyt grimmig, „Läßt du uns frei?"
„Selbstverständlich. Ahlk wollte sich nur mit euch unterhalten. Die Zeit des Wartens ist sehr lang, mußt du wissen. Aber ihr müßt Ahik versprechen, ihn bald wieder zu besuchen."
„Das ist gar keine Frage!" erklärte Baiton sarkastisch. Er nahm sich vor, nach der Invasion mit einer Gruppe Wissenschaftler nach Fireplace zu fliegen, um Ahiks Geheimnis zu enträtseln.
„Ich komme gern wieder", sagte Kimray. „Diese Welt ist ohnehin nicht groß."
Wieder erschien das fahle Leuchten, ein huschender Blitz von Dunkelheit und die beiden Männer standen neben ihrem Beiboot in der leeren Halle.
Sie stiegen ein und brauchten nicht lange auf den roten strahlenden Ring zu warten, der sie dorthin beförderte, woher sie gekommen waren.
Als das Beiboot dicht über der dunklen Oberfläche von Fireplace schwebte, klammerte sich Kimray unsicher an den Haltegriffen fest. Noch unsicherer wurde er, als die Konturen des Leichten Kreuzers vor dem grellen Hintergrund der Tagseite auftauchten.
„Was ist das, Baiton?" fragte er.
„Unser Schiff, Jungchen", antwortete Baiton. „Es wird uns nach Olymp zurückbringen."
„Olymp ...?" fragte Kimray mit kindlicher Verwunderung. „Was ist dass?"
Baiton Wyt stöhnte.
„Warte nur, Junge! Auf Olymp werden sie dir den Verstand schon wieder zurechtrücken."
Er bremste ab und steuerte das Boot in den Hangar des Raumschiffs.
5.
„Ein Psychofilm?" fragte Kimray Wyt, kurz nachdem der Leichte Kreuzer in den Zwischenraum gegangen war und auf den Bildsektoren der Panoramagalerie jene irrsinnigen Lichterscheinungen sichtbar wurden, wie sie für das Interkontinuum charakteristisch waren.
Baiton runzelte die Stirn. Alles in ihm drängte danach, den aufgepfropften Anschauungen seines Ururenkels zu widersprechen, andererseits ahmte er, daß dies nicht sehr sinnvoll gewesen wäre. Kimray brauchte eine psychomechanische Behandlung mit einem Memoband, das ihm die Erinnerungen wiedergab, soweit dies möglich war.
„Etwas Ähnliches. Kimray" antwortete er schließlich. „Äh, erinnerst du dich noch an Kaiser Anson Argyris?"
„Die Märchengestalt?" fragte Kimray zurück.
„Der Riese vom Götterberg mit dem wirren schwarzen Bart und der dröhnenden Stimme?"
Baiton nickte.
„Genau der, Jungchen. Du wirst ihm bald gegenüberstehen. Dann tust du am besten so, als hieltest du ihn für einen Menschen."
Kimray grinste mit Verschwörermiene.
„Klar, Baiton. Ich werde ihn sogar mit >Majestät< anreden. Wie kommt er ins Bild? Als Supertrivideo-Projektion?"
„So ähnlich, Kimray. Und nun tust du bitte so, als flögen wir tatsächlich mit einem Raumschiff durchs All und würden nach dem Rücksturz in den Normalraum den sagenhaften Planeten Olymp anfliegen. Ich brauche von dir ständig die Navigationswerte. Wirst du das schaffen?"
„Selbstverständlich, Baiton. Ich beherrsche dieses Spiel recht gut." Er beugte sich etwas vor und schaltete an seinem Pult. „Es kann losgehen, Alter!"
Baiton atmete auf. Kimrays Antworten ließen ihn hoffen, daß Ahik ihm die Erinnerungen nicht einfach
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