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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Angelique.«
    »Aber sicher nicht hier in der Hotelbar«, sagte Julian. »Das Gespräch führen wir vielleicht besser in meiner Suite.«
    Auf diese Weise gelangte Cascal doch endlich nach oben. Er begutachtete die Suite mit ein paar schnellen Kennerblicken. »Ist das Ihr eigenes Geld, Peters, mit dem Sie diesen Palast bezahlen, oder Familienvermögen tendyke’scher Herkunft?«
    Julian bot Platz und Getränke an. »Ich nehme an, Ombre, daß Sie nicht allein hergekommen sind, um mich zu beleidigen«, sagte er. »Sie sagten, mit mir über Angelique reden zu wollen. Kann sie nicht selbst für sich sprechen?«
    »Sicher. Aber Sie hören ihr ja nicht richtig zu, Peters«, erwiderte Cascal trocken und lehnte den Drink ab, den Julian ihm anbot. Er hatte auch auf den Sessel verzichtet, den Julian ihm angeboten hatte. Er trat ans Fenster und sah auf den Balkon hinaus.
    »Sie hören ihr einfach nicht zu«, sagte er. »Angelique liebt Sie, Peters, das sollten Sie mittlerweile wissen. Aber sie ist unglücklich, weil Sie nur an sich selbst denken. Wenn Sie glauben, mit meiner Schwester nur spielen zu können, werfe ich Sie über das Balkongeländer.«
    Julian sah ihn stumm an.
    »Sie trauen mir das nicht zu«, sagte Cascal. »Ich kenne Ihre Macht durchaus, und ich kann die Ausübung dieser Macht nicht billigen. Aber das ist eine andere Sache. Denken Sie nicht, ich hätte Angst vor Ihrer Macht, Mister Traumschöpfer.«
    Julian lächelte spröde. »Ombre, ich denke nicht daran, Sie mit meinen Träumen zu bedrohen, und deshalb brauchen Sie auch nicht die Macht Ihres Amuletts zu bemühen, um mir notfalls widerstehen zu können.«
    Cascal öffnete sein Hemd und offenbarte Julian seine Brust. Da war zwar eine Halskette - ähnlich der Professor Zamorras, der an einer solchen Silberkette sein Amulett vor der Brust zu tragen pflegte aber das war kein Amulett.
    »Ich brauche dieses Teufelsding nicht«, sagte Cascal. »Ich trage es nicht bei mir.«
    »Dann können wir ja vielleicht anfangen, uns wie vernünftige Männer zu unterhalten, und auf das Imponiergehabe verzichten«, sagte Julian. »Wollen Sie nicht doch Platz nehmen und mit mir trinken, Ombre?«
    Cascal schüttelte den Kopf.
    »Ich will, daß Sie Angelique nicht länger quälen«, sagte er. »Wenn Sie sie wirklich lieben, dann zeigen Sie es ihr. Gehen Sie auf sie ein. Sie ist keine Marionette, sondern ein Mensch. Ein Mensch, den ich sehr liebe und schätze, weil dieser Mensch meine Schwester ist. Wenn Sie sie aber nicht lieben, dann benutzen Sie sie nicht weiter wie ein Spielzeug. Sie hat keinen Ein-Aus-Schalter.«
    »Sie verstehen das alles nicht, Ombre«, sagte Julian. »Und ich fürchte, Angelique versteht es auch nicht.«
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte Cascal. »Wie wäre es, wenn Sie einem dummen Nigger erklären würden, was Sie meinen?«
    Julian setzte sich und schlug die Beine übereinander. »Ich denke«, sagte er, »daß wir sehr, sehr viel miteinander zu bereden haben, Ombre. Haben Sie Zeit?«
    Yves Cascal hatte Zeit.
    Und Julian begann zu sprechen.
    ***
    Die weiße Limousine stoppte vor dem Nobelhotel. Bedienstete bemühten sich sofort um die Koffer. Nur auf den Burschen, der sich aufdrängte, den Wagen in die Hotelgarage zu fahren, wartete Zamorra erfreulicherweise vergebens. Bei Lang-Limousinen dieser Art ging man einfach nicht davon aus, daß sie vor Ort blieben.
    Der Cadillac blieb aber vor Ort. Direkt vor der Hotelzufahrt. Grinsend registrierte Zamorra, wie Nicole den Wagen ganz ordentlich verriegelte und dann zu ihm und den Zwillingen ins Foyer kam. Mittlerweile war die Sache mit den Zimmern im Eilverfahren geklärt; die beiden Buchstaben TI und das Geld, das dahinter stand, wirkten selbst in Baton Rouge Wunder.
    Kaum ließen die vier Freunde sich mit dem Lift in die oberen Etagen tragen, als der Concierge zum Telefon griff und eine recht kurze Nummer anwählte - dreimal die sechs. Es dauerte nicht lange, bis sein gewünschter Gesprächspartner sich meldete.
    »Gleich zwei«, sagte der Hotelangestellte. »Sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Jung, recht vital und blond.«
    »Das ist gut«, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Wir kümmern uns darum.«
    Der Concierge legte auf. Seine Miene war so ausdruckslos wie immer. Als er sich einen Augenblick lang unbeobachtet fühlte, tastete er nach seinem Toupet und prüfte den korrekten Sitz. Das Haarteil verdeckte eine Tätowierung auf seinem Schädeldach.
    Das Sigill des Erzdämons Astardis.
    ***
    Valery

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