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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war, etwas für die entführte Blondine zu tun. Julian, den sie immer noch liebte. »Nein, das ist absoluter Unfug«, schalt sie sich. »Ich hasse diesen arroganten Kerl. Ich gehe nur hin, um ihn um diesen Gefallen zu bitten, und danach drehe ich ihm den Hals um.« Und sie wußte genau, daß das das letzte sein würde, was sie jemals tat.
    Worüber mochten Julian und Yves sich unterhalten haben, daß Yves seine Meinung plötzlich geändert hatte?
    Es war doch egal.
    Wichtig war nur, daß er über ungeheure magische Kräfte und Fähigkeiten verfügte. Und dazu über eine Unmenge an Informationen. Immerhin war er für einige Zeit der Fürst der Finsternis gewesen.
    Er mußte etwas tun, und die einzige, die sich eine Chance ausrechnete, ihn dazu zu überreden, war Angelique Cascal.
    ***
    Nicole Duval begann zu bedauern, daß sie dem TT-Chauffeur dienstfrei gegeben hatte. Während sie den sechseinhalb Meter langen Cadillac durch den Cityverkehr lenkte, wurde ihr in einigen kritischen Situationen ziemlich warm unter der Bluse. Zwar stimmte es, was der Chauffeur über den trotz der Überlänge recht engen Wendekreis des Wagens gesagt hatte -aber das änderte nichts an der Länge des Fahrzeugs an sich, und den vollen Lenkeinschlag konnte Nicole auch nur bei extrem langsamer Schleichfahrt ausnutzen, weil die Vorderräder dann fast schon quer standen. Bei mehr als Schrittgeschwindigkeit war ein solches Unterfangen mit dem Risiko verbunden, Achse und Lenkung zu beschädigen. Und Nicole kannte die Gesetze der Physik zu gut, um dieses Risiko einzugehen.
    »Ich kann Uschi verstehen«, sagte Monica neben ihr. »Daß sie alles daran setzt, so schnell wie möglich mit Julian zusammenzukommen. Immerhin ist es ihr Kind. Meines allerdings in gewisser Hinsicht auch.«
    »Durch eure enge geistige Verbindung«, sagte Nicole.
    »Sie ist ich, und ich bin sie«, bestätigte Monica. »Wie du dich vielleicht erinnerst, hatte ich damals eine Scheinschwangerschaft. Wir sind uns zu ähnlich - selbst damals konnte uns sogar Robert nicht auseinanderhalten. Wir fragen uns bis heute, wieso ausgerechnet du die einzige Person bist, die auf Anhieb und mit geschlossenen Augen sagen kann, mit wem von uns beiden sie es zu tun hat.«
    »Diese Frage kann ich dir leider auch nicht beantworten«, sagte Nicole und entdeckte im Rückspiegel, daß eine bestimmte schwarze Limousine immer noch hinter ihnen war; der Wagen war aus einer Seitenstraße gekommen, kurz nachdem sie das Hotel verlassen hatten. Nicole wurde mißtrauisch. Nicht, daß sie unbedingt jederzeit mit Gefahr rechnete - aber es war doch schon recht ungewöhnlich, daß der Fahrer jenes fremden Wagens stets bemüht war, direkt hinter dem TI -Cadillac zu bleiben. Jetzt wagte er sogar ein ziemlich riskantes Überholmanöver, bei dem er gleich zwei andere Fahrzeuge schnitt und ausbremste, um dranzubleiben. Das war nun wirklich schon nicht mehr normal.
    »Was hast du?« fragte Monica.
    Nicole tippte den Rückspiegel an. »Schau mal nach hinten. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß wir einen heimlichen Verehrer haben - nein, eher einen unheimlichen Verehrer.«
    Monica lächelte. »Kennst du das Lied von Henry Valentino? ›Im Wagen vor mir sitzt ein schönes Mädchen‹.«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Ist wohl nicht zu uns übersetzt worden, andererseits höre ich selten Radio.«
    »Kann ein Fehler sein. Vielleicht will der Fahrer tatsächlich nur mit uns anbandeln.«
    »Und woher weiß er, daß zwei schöne Mädchen in diesem Superschlitten sitzen?« fragte Nicole. »Die Scheiben sind dunkel verglast. Er kann nicht einmal erkennen, wie viele Personen sich in diesem Fahrzeug befinden, geschweige denn, ob wir Männlein oder Weiblein sind.«
    »Da ist was dran«, sagte Monica verblüfft.
    Im nächsten Moment nutzte der Fahrer der schwarzen Limousine eine Chance, überholte und setzte die schwarze Limousine unmittelbar vor den Cadillac, um sofort voll auf die Bremse zu treten. Nicole reagierte blitzschnell; um ein Haar wäre sie dem anderen mit dem schweren Lang-Cadillac ins Heck gerauscht. Der Cadillac schwamm ganz kurz auf, kam aber genau da zum Stehen, wo Nicole ihn haben wollte. Instinktiv schob sie den Wählhebel der Getriebeautomatik in die Rückwärtsposition, aber ein Blick in den Außenspiegel ließ sie darauf verzichten, anschließend Gas zu geben. Hinter ihnen bildete sich prompt ein Stau. Um hier verschwinden zu können, hätte der Caddy fliegen können müssen.
    »Raus hier!« schrie Nicole ihrer

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