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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Begleiterin zu. »Hau ab, schnell! Lauf um dein Leben!«
    »Das ist hier doch nicht Chicago!« entfuhr es Monica Peters, die immer noch nicht an einen Überfall glauben wollte und nicht auf die Idee kam, ihre telepathischen Fähigkeiten einzusetzen. Sie verlor wertvolle Sekunden, weil sie verblüfft und nachdenklich sitzen blieb, während Nicole bereits die Fahrertür aufgestoßen, ihren Sicherheitsgurt gelöst und sich nach draußen katapultiert hatte. Sie bedauerte, keine Waffe mitgenommen zu haben, aber wie hätte sie damit rechnen können, daß in Baton Rouge jemand auf die Idee kam, einen Luxus-Caddy zu überfallen?
    An dämonische Kräfte dachte sie keine Sekunde lang und verzichtete deshalb auch darauf, Zamorras Amulett mit einem gedanklichen Ruf zu sich zu holen. Sekunden später war es dafür auch schon zu spät. Auch bei der schweren Limousine waren die Türen aufgeflogen, und jemand rannte auf Nicole zu und verpaßte ihr einen Hieb, noch ehe sie überhaupt in der Lage war, ihre Kenntnisse der diversen asiatischen Kampfsportarten zu ihrer Verteidigung zu nutzen. Von einer Sekunde zur anderen wurde es schwarz um sie herum. Daß Monica Peters ebenfalls betäubt und in die schwarze Limousine gezerrt wurde, bekam sie nicht mehr mit. Auch nicht, daß der schwarze Wagen mit durchdrehenden Rädern wieder startete -und sich wenige Meter weiter einfach in Nichts auflöste.
    Nur der leere weiße Cadillac blieb zurück - und eine bewußtlose Nicole Duval neben dem Wagen auf der Straße…
    ***
    Der Taxifahrer hatte Zamorra und Uschi Peters zwei Straßenzüge vor ihrem Ziel abgesetzt. Er weigerte sich, bis in jene Straße zu fahren, in der Cascal wohnte.
    »Was zum Teufel soll das?« protestierte Zamorra. »Deine Kollegen haben mich früher immer bis direkt vor die Haustür gebracht, Mac.«
    »Das war früher, Sir«, winkte der Fahrer ab. »Aber in der Gegend wohnen vorwiegend Schwarze, und seit den letzten Rassenkrawallen ist auch hier unten die Hölle los. Ich lasse mir doch nicht mein Auto und meine Zähne kaputtschlagen!«
    Natürlich nicht. Zumal er einen Aufkleber am Wagen spazierenfuhr, der die Südstaatenflagge zeigte - das sternenbesetzte blaue Rebellenkreuz auf rotem Grund, das für viele weiße Amerikaner von heute eine Lebenseinstellung symbolisierte, für die schwarze Bevölkerung allerdings ein Symbol der Sklaverei und Unterdrückung war. Und das, obgleich es in den USA die Sklavenstaaten seit mehr als hundertzwanzig Jahren offiziell nicht mehr gab.
    Zamorra unterließ es, dem Fahrer ein Trinkgeld zu geben. Mit Uschi Peters ging er die letzten paar hundert Meter zu Fuß.
    »Vielleicht hätten wir doch den Cadillac nehmen und selbst fahren sollen«, mokierte Uschi sich. »Wie sollen wir jetzt wieder von hier wegkommen? Du glaubst doch nicht im Ernst, daß wir eine intakte Telefonzelle finden, und selbst wenn, daß ein anderes Taxi hierher kommt.«
    »Wir verlangen einen schwarzen Fahrer«, sagte Zamorra. »Der kommt. Und es gibt hier nicht nur zerstörte Telefonzellen, sondern auch funktionierende Apparate in funktionierenden Kneipen.«
    »Du bist ziemlich optimistisch.«
    »Ich bin zu häufig hier gewesen«, sagte Zamorra. »Mal ’ne andere Frage: Kannst du Julian spüren?«
    »Nein«, gestand Uschi.
    »Vielleicht ist er schon überhaupt nicht mehr hier.«
    »Dann haben wir Pech«, sagte die Telepathin.
    Zamorra blieb stehen. »Ich bin fast sicher, daß er wieder fort ist«, sagte er. »Erstens bist du seine Mutter. Zweitens bist du Telepathin, und Monica ist nicht weit genug von dir entfernt, um eure Para-Fähigkeiten zum Erliegen zu bringen. Du müßtest also zumindest sein Gehirnstrommuster erkennen.«
    Uschi schüttelte den Kopf. »Du vergißt dabei, daß Julian ein Para-Riese ist«, sagte sie. »Er vereinigt nicht nur Monis und meine Fähigkeiten mit denen von Robert - worin auch immer jene bestehen mögen - sondern er ist, wie der Wissenschaftler sagt, mehr als die Summe seiner Teile. Julian konnte sich schon früher mental abschirmen. In der letzten Nacht, als Moni und ich ihn spürten, muß er diese Abschirmung sekundenlang vernachlässigt haben. Jetzt hat er sie aber wohl stabilisiert. Das ist für ihn lebenswichtig.«
    »Ich weiß«, sagte Zamorra leise.
    »Es ist schade, daß Robert nicht hier ist«, sagte Uschi. »Er sehnt sich danach, Julian wieder einmal zu sehen. Aber Julian gibt ihm die Chance nicht.«
    »Warum nicht?«
    Uschi zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist

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