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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Arm. »Weg? Was soll das heißen?«
    »Ich kann sie nicht mehr spüren«, sagte Uschi leise. »Es ist geradeso, als wäre sie - tot.«
    »Habt ihr etwa während der ganzen Zeit in telepathischem Kontakt miteinander gestanden?« entfuhr es Zamorra. Natürlich, auf diese Weise konnte auch Monica an der Mutter-Sohn-Begegnung teilnehmen, ohne dabei selbst anwesend zu sein.
    Aber Uschi schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Das wäre viel zu anstrengend. Aber vielleicht erinnerst du dich noch daran, daß wir beide miteinander verbunden sind. Ich weiß immer, wo Monica ist. Und jetzt ist sie plötzlich nicht mehr da.«
    Vor ihnen wurde die Wohnungstür geöffnet. Yves Cascal stand da, sah Zamorra - und wollte die Tür sofort wieder schließen. Uschi Peters schob reaktionsschnell den Fuß vor. »Warten Sie, Sir«, sagte sie.
    Die Anrede verblüffte Cascal. Mit »Sir« redeten ihn die allerwenigsten Menschen an. Schließlich war er nur ein armer Nigger, der in den Slums lebte und den man nicht mit Respekt zu behandeln brauchte.
    Er bekam die Tür nicht mehr zu. Uschi drängte sofort nach. »Ist mein Sohn bei Ihnen?« fragte sie.
    Im gleichen Moment erkannte Cascal, wen er vor sich hatte. »Miß Peters«, stellte er fest. »Welche?«
    »Uschi Peters«, half Zamorra aus. »Können wir für ein paar Worte herein?«
    »Ungern«, brummte Cascal. »Sehr ungern. Jedesmal, wenn ich Sie sehe, Zamorra, geht eine halbe Welt unter. Ich will meine Ruhe haben, wann begreifen Sie das endlich?«
    »Es geht hier nicht um mich oder Sie, Yves«, sagte Zamorra. »Es geht um mehr.«
    »Ich kann Sie ja doch nicht fernhalten«, resignierte Cascal. »Also, kommen Sie herein, sagen Sie Ihr Sprüchlein auf, und dann gehen Sie wieder.«
    »Danke«, murmelte Zamorra. Er faßte Uschi Peters am Arm. »Wirklich kein Kontakt mehr?« fragte er leise. »Und was ist mit Nicole?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Es geht also schon wieder rund«, seufzte Cascal. »Oder wie soll ich dieses hochgeistige Zwiegespräch anders deuten?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Ich denke, Sie haben eine Bestimmung, Yves«, sagte er. »Sie werden sich ihr nicht auf Dauer entziehen können. Aber es geht uns um etwas anderes.«
    »Um meinen Sohn, Julian«, warf Uschi sofort ein. »Er muß hier gewesen sein. Ich habe seinen Gedankenimpuls gespürt.«
    »Er war hier«, brummte Cascal verdrossen. »Aber er ist nicht mehr hier. Warten Sie, ich schreibe Ihnen seine Hoteladresse auf. Hoffentlich gehen Sie dann wieder.«
    Er kritzelte ein paar Wörter auf einen schon von der anderen Seite beschriebenen Zettel und drückte ihn Uschi in die Hand.
    »Haben Sie in der letzten Zeit Veränderungen festgestellt?« fragte Zamorra. »Träume vielleicht. Oder detaillierte Erinnerungen an Ereignisse, die in Wirklichkeit gar nicht stattgefunden haben?«
    »Was soll der Unsinn?« fragte Cascal.
    »Es ist kein Unsinn, Yves«, drängte Zamorra. »Bitte - es kann lebenswichtig sein. Nicht nur für uns alle.«
    Cascal schüttelte den Kopf.
    »Hier ist alles, wie es immer war. Mit der einzigen Ausnahme, daß dieser verrückte Träumer wieder aufgetaucht ist, und mit ihm meine kleine Schwester. Sie ist übrigens wahrscheinlich gerade bei ihm und hat ein Problem. Vielleicht können Sie clas besser lösen«, sagte er und tippte Zamorra vor die Brust. »Schließlich sind Sie doch der große Dämonenkiller, oder?«
    »Was ist das für ein Problem?« fragte Zamorra alarmiert.
    »Das kann Ihnen Angelique wahrscheinlich viel besser erzählen als ich. Ich will jetzt meine Ruhe haben. Bitte gehen Sie endlich.«
    »Natürlich«, sagte Zamorra. Er steckte den Zettel ein und nannte Cascal seine Hoteladresse, für den Fall, daß dem Schatten noch irgend etwas einfiel. Dann zog er Uschi wieder mit sich nach draußen auf die Straße.
    »Ziemlich unfreundlich, der Knabe«, sagte die Telepathin unmutig. »Er hat Angst. Er möchte das ruhige Leben führen, das ihm niemals gewährt sein kann. Julian war tatsächlich hier, und er hat Probleme mit Cascals Schwester Angelique.«
    »Probleme?« Zamorra hob die Brauen.
    »Eine unglückliche Liebesgeschichte«, erklärte Uschi. »Er dachte so intensiv daran, daß ich es aufgefangen habe, obgleich ich überhaupt nicht in seinen Gedanken lesen wollte. Er hat sie mir regelrecht aufgedrängt.«
    »Was ist jetzt mit Monica und Nicole?« griff Zamorra den unseligen Faden von vorhin wieder auf. »Kannst du mittlerweile etwas erkennen?«
    Uschi Peters schüttelte den Kopf.

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