0478 - Der Friedhof der Lebenden
unsichtbar gemacht haben.«
»Nicht ich sagte das, sondern die sogenannten Augenzeugen. Ich war ja ein wenig… äh, indisponiert.«
»Hoffentlich lebt Moni noch« sagte Uschi nervös.
Im gleichen Moment schlug Zamorra sich klatschend mit der flachen Hand vor die Stirn. »Natürlich lebt sie noch«, entfuhr es ihm.
»Wie kannst du da so sicher sein?« In Uschis Stimme klangen Zweifel und Hoffnung zugleich.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Daß mir das nicht gleich aufgefallen ist -Uschi, du hast doch Ombres Gedanken auffangen können, nicht wahr?«
Sie nickte.
»Das bedeutet,, daß du nach wie vor über deine telepathischen Fähigkeiten verfügst.«
Sie nickte wieder.
»Und das, obgleich der Kontakt zu deiner Schwester abgebrochen ist. Aber auf einer Ebene, die du nicht bewußt spüren kannst, muß dieser Kontakt nach wie vor existieren. Ihr könnt eure Telepathie doch nur dann ausüben, wenn ihr nicht allzuweit voneinander entfernt seid. Und überhaupt nur, wenn ihr beide lebt. Die eine ohne die andere ist keine Telepathin.«
Uschi nickte verblüfft. »Das hieße ja, daß Moni noch lebt.«
»Habe ich doch gerade gesagt«, erinnerte Zamorra. »Wer aber lebt, dem kann geholfen werden. Worauf warten wir also noch?«
»Auf mich«, sagte eine helle Stimme hinter ihnen.
***
Die in der Tiefe wohnten, hatten den Befehl des Astardis empfangen. Sie waren bereit, ihn auszuführen. Es bedurfte nur noch der genauen Koordination. Diesmal waren sie es, die von sich aus den Kontakt mit dem menschlichen Diener des Astardis Verbindung aufnahmen.
Auch er war bereits informiert. »Da ist noch ein Opfer«, verriet er. »Aber es ist noch nicht Nacht.«
»Gib es uns dennoch«, schrien sie. »Gib es uns sofort. Um so stärker sind wir, wenn der Feind des Astardis in unsere Falle geht. Der Große Plan wird endlich erfüllt.«
»So soll es sein - ihr bekommt euer Opfer jetzt«, entschied der Kuttenträger.
***
Als das Taxi am Tatort stoppte, deutete nichts mehr auf das Geschehen hin. Der weiße Cadillac war fortgebracht worden, der Menschenauflauf hatte sich zerstreut. Auf der vielbefahrenen Straße gab es zwar noch ein paar Kreidemarkierungen, wo welches Fahrzeug nachweislich oder vermutlich gestanden hatte; die schwarzen Gummistriche, die die Cadillacreifen bei Nicoles Vollbremsung auf den Asphalt radiert hatte, waren ebenfalls deutlich zu erkennen. Aber das war auch schon alles. Das Leben ging weiter. Baton Rouge war Hauptstadt, Baton Rouge war Hafenstadt, Baton Rouge war eine hektische, heißblütige Stadt.
Angelique Cascal schüttelte den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht glauben, daß so etwas sogar am, hellen Tag geschieht. Was werdet ihr jetzt tun? Wenn wir zu Valery fahren, kann sie euch auch genau die Stelle zeigen, an der die andere Entführung in der letzten Nacht stattfand.«
»Das hier wird hoffentlich reichen«, sagte Zamorra.
Das Taxi wartete mit laufender Uhr und eingeschalteter Warnblinkanlage; wild hupende Autofahrer versuchten dem Hindernis am rechten Fahrstreifen auszuweichen, teilweise mit recht riskanten Fahrmanövern.
Angelique Cascal war vor Buddys Kneipe auf sie gestoßen, wo das Taxi wartete. Ihre Wiedersehensfreude war größer als die ihres Bruders; immerhin hatte sie erstens mit Magie nicht viel zu tun und zweitens ein ganz anderes Temperament. Die 17jährige zeigte sich hocherfreut über Zamorras und Nicoles Anwesenheit; daß Julians Tante mit von der Partie war, nahm sie nur ganz entfernt am äußersten Rand auf. Sie war froh, mit Zamorra nunmehr ein weiteres Eisen im Feuer zu haben, und berichtete sofort von dem nächtlichen Überfall.
»Aber es ist kein System drin«, brummte Zamorra grüblerisch. »Eine völlig fremde Person wird ebenso entführt wie Monica Peters - das paßt nicht zusammen.«
»Oh, es paßt in gewisser Hinsicht schon«, erwiderte Nicole. »Wie war das noch? Das Opfer der vergangenen Nacht war blond? Monica ist es doch auch!«
»Blondinen bevorzugt, wie?« spöttelte Zamorra.
»Warum nicht?« fragte Nicole. »Da ist jedenfalls eher ein Zusammenhang zu sehen als zwischen unbeteiligten Privatpersonen und Leuten aus unserem dämonenjagenden Dunstkreis.«
»Vielleicht hast du recht«, überlegte Zamorra. »Wie auch immer — ich werde jetzt versuchen, die Spur aufzunehmen. Hoffentlich kriegen wir das bei diesem starken Verkehr hin.«
»Es werden ebeñ ein paar Leute bremsen müssen«, sagte Nicole. »Und unser Taxifahrer wird die Warnblinkanlage nicht mehr
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