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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wieso hatte er sie nicht vorher gespürt ? Jetzt, wo er sie vor sich sah und ihren Körper fühlte, spürte er auch ihre geistige Aura. Unwillkürlich schüttelte er den Kopf.
    »Was hast du?« fragte sie und gab ihm einen weiteren Kuß.
    Gryf ließ sie los. »Nichts«, sagte er. »Gar nichts. Du bist nur eine wirklich seltsame Frau. So etwas wie dich erlebe ich zum ersten Mal.«
    Sie lachte leise.
    »Ich bin eben einmalig. Trotzdem -du hast meine Frage nicht beantwortet. Wie hast du dieses Frühstück zusammengezaubert? Du kannst unmöglich eingekauft haben - so.« Sie sah an ihm herunter; wie sie trug er keinen Faden am Leib. »Und Zeit, dich an- und wieder auszuziehen hattest du auch nicht. Ich hab’s mitbekommen, als du aufgestanden bist. Außerdem sind die Geschäfte über Mittag zu.«
    Erst jetzt warf er, der es gewohnt war, das Leben recht »zeitlos« zu genießen, einen Blick auf die Küchenuhr. Es war bereits ein Uhr mittags durch.
    Unwillkürlich lächelte er. Die Nacht war lang und anstrengend gewesen. Kein Wunder, daß er erst zum Mittag hin erwacht war.
    »Los, komm!« drängte sie. »Raus mit der Sprache.«
    »Du hast das richtige Wort benutzt«, erwiderte er: »Ich habe das Frühstück ›zusammengezaubert‹. Zufrieden?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich mag es nicht, wenn jemand versucht, mich auf den Arm zu nehmen. Du hast dich gestern irgendwie mit jemandem abgesprochen, der die Sachen jetzt, ohne anzuklingeln, gebracht hat. Aber, verflixt, wann und wie hast du das organisiert?«
    Er zuckte mit den Schultern und verzichtete darauf, in ihren Gedanken zu lesen. Er hätte es mühelos gekonnt, aber ihre Privatsphäre ging ihn nichts an. »Paß auf«, sagte er und schnipste mit den Fingern.
    Aus dem Nichts erschienen zwei Kerzenhalter mit brennenden gelben Bienenwachskerzen auf dem Tisch. Rhiannon schnappte nach Luft. »Das gibt’s nicht«, stieß sie hervor. Blitzschnell faßte sie nach seiner Hand. »Komm, wie machst du das? Das ist doch keine billige Jahrmarktszauberei. Du trägst keinen Frack, in dessen Ärmeln du allerlei Dinge verstecken kannst.«
    Gryf ließ die Kerzen wieder verschwinden; es kostete ihn nur einen Gedanken und ein wenig magische Kraft. Statt dessen erschien eine getigerte Katze aus dem Nichts und begann sofort, sich über das Frühstück herzumachen. Rhiannon schrie leise auf. Sie wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Gryf ließ auch die Katze wieder verschwinden.
    »Es ist wirklich Zauberei«, sagte er. »Ich bin ein Druide.«
    Sie sah ihn aus großen Augen an.
    »Einer von diesen Leuten, die zur Sonnenwendfeier zwischen den Steinen von Stonehenge ihre Tänze aufführen?« fragte sie ungläubig. »Aber die zaubern doch nicht, die versuchen nur eine alte Naturreligion wieder aufleben zu lassen.«
    »Das Druidentum ist alles andere als das, was du unter einer Naturreligion verstehst«, sagte Gryf leise.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du mir jetzt was von Menschenopfern erzählst, muß ich lachen. Das sind Ammenmärchen, die die christianisierten Römer damals aufgebracht haben, um ein Feindbild zu schaffen, als sie Gallien und einen Teil Englands eroberten.«
    Gryf sah an ihr vorbei.
    »Keine Ammenmärchen, Rhiannon, die du den Namen einer Göttin trägst«, sagte er. »Es hat diese Menschenopfer gegeben. Aber zu jenen Druiden gehöre ich nicht. Ich stamme vom Silbermond ab.«
    »Und das ist etwas ganz Besonderes, wie?«
    Gryf ignorierte ihren Spott. Er nickte nur. »Du hast etwas gesehen«, sagte er. »Und nun kannst du es akzeptieren oder verleugnen. Aber das ändert nichts an der Sache, daß wir uns in der vergangenen Nacht geliebt haben und da jetzt ein Frühstück auf uns wartet, um die verausgabte Kraft zurückzubringen. Greif zu, Rhiannon.«
    »Du bist ein komischer Kauz«, sagte sie. »Ich weiß nicht mehr, ob ich dir trauen kann.«
    »Vermutlich hätte sich dir diese Frage nicht gestellt, wenn du eine halbe Stunde später erwacht wärest«, sagte er. »Eigentlich hatte ich dich nur ein wenig überraschen wollen.«
    »Das ist dir ja auch trefflich gelungen«, sagte sie herb.
    »Ich meinte es etwas anders. Du hättest mich nicht dabei überraschen sollen, als ich dich überraschen wollte.«
    »Fang jetzt nur nicht an, es ins Lächerliche zu ziehen«, warnte Rhiannon. »Zauberei, Magie - so etwas gibt es doch überhaupt nicht!« Sie schüttelte sich leicht. »Das heißt - so etwas sollte es überhaupt nicht geben. Wer oder was bist du wirklich, Druide Gryf mit dem

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