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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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übersinnliche Dinge und Hexenkulte eine neue Blüte erlebte, andererseits aber mehr und mehr Jagd auf die Schwarzblütigen gemacht wurde. Daß ein gewisser Londoner Privatdetektiv namens Ballard sich zur Ruhe gesetzt hatte, war kaum eine Erleichterung; es gab noch den beamteten Geisterjäger von Scotland Yard - und Sir Ronald war heilfroh darüber, daß der immer öfter im Ausland oder in anderen Dimensionen ermittelte. Das Risiko einer Entdeckung bestand aber immer, deshalb wagte es Sir Ronald schon längst nicht mehr, seine Opfer in der City zu holen. Er wollte nicht, daß ein Jäger auf seine Spur geriet.
    Aber Gloucester, das war doch ziemlich weit entfernt. Das war fast schon an der Grenze nach Wales.
    Sir Ronald überlegte, ob er nicht vielleicht sein Revier dorthin verlegen sollte. Wales war ein rauhes Land, und die Waliser hatten es den Engländern bis heute nicht verziehen, daß die vor ein paar Jahrhunderten ihr Land eroberten, ihre Soldaten ins Meer trieben, ihre Häuser und Höfe plünderten und brandschatzten und ihre Frauen schändeten, um Wales anschließend dem Empire anzugliedern. Ein Sproß des englischen Königshauses durfte sich dazu auch noch ungestraft »Prinz von Wales« nennen. Den eingefleischten Nationalisten unter den Walisern paßte das überhaupt nicht, und wer mit typisch englischem Dialekt in ihren Pubs sein Bier bestellte, riskierte eher eine Tracht Prügel, als daß er vom Wirt bedient wurde.
    In den großen Städten mochte das anders sein, da fühlte man sich eher als Bürger Großbritanniens. Aber auf dem Land vergaß man selbst über viele Generationen hinweg nicht. Demzufolge würde man dort kaum nach Scotland Yard rufen, wenn blutleere Tote gefunden wurden, weil Scotland Yard eine englische und keine walisische Einrichtung war. Den wälisischen Dorfpolizisten traute Sir Ronald allerdings nicht sonderlich viel zu.
    Vielleicht war es wirklich gut, wieder einmal umzusiedeln.
    Der Vampir beschloß, es davon abhängig zu machen, ob jene Rhiannon für ihn die richtige Frau war oder nicht. Wenn sie sich zusammenfinden konnten, konnte er sie leichter von Gloucester über die Grenze nach Wales mitnehmen als ins hektische London. Allerdings mußte sie dort auch recht häufig anzutreffen sein -immerhin saß ihre Agentur im Londoner Westend.
    Aber, überlegte Sir Ronald, wäre sie nicht längst von Gloucester nach London gezogen, wenn sie sich in der Hauptstadt wohl fühlen könnte? Statt dessen nahm sie eher das ständige Hin- und Herreisen in Kauf. Und dabei sah sie gar nicht danach aus, als wäre sie unterbeschäftigt. Eine Frau mit ihrem blendenden Aussehen und ihrer erotischen Ausstrahlung mußte einfach gefragt sein.
    »Schauen wir uns dieses Gloucester also einmal näher an«, beschloß der Vampir, ehe er sich für einige Stunden zur Ruhe legte.
    ***
    Vor dem Abflug hatten Nicole und Zamorra noch einen Abstecher zu jener etwas exotisch anmutenden Boutique gemacht - zu ihrer beiderseitigen Verblüffung existierte das Geschäft noch in alter Frische und mit noch frecherer Schaufenstergestaltung nach dem Motto »Wir wurden aus dem Paradies vertrieben - aber jetzt erst recht!« Für eine Menge Geld erstand Nicole ein Minimum an Bekleidung; hätte sie die Neuerwerbungen, wie sie ursprünglich beabsichtigte, direkt anbehalten, wäre sie vermutlich noch auf dem Flughafen verhaftet worden.
    Zu ihrer Überraschung trafen sie auf Sid Amos. Der »Immobilienmakler« wich einem längeren Gespräch allerdings aus, man kannte und begrüßte sich, und damit war die Sache erledigt. Er war in Begleitung zweier nicht gerade arm wirkender Männer.
    Später im Flugzeug, fing Zamorra ihn in der Nähe der Bordtoilette ab.
    »Du kennst meine krankhafte Neugierde, alter Freund«, sagte er.
    »Ja. Du steckst deine Nase in alles, was dich nichts angeht, und wunderst dich dann über üble Gerüche«, erwiderte Sid Amos trocken. »Was erregt dein Interesse diesmal?«
    »Deine Anwesenheit in diesem Flugzeug«, sagte Zamorra. »Sonst sehen wir uns manchmal ein ganzes Jahr nicht, und jetzt laufen wir uns innerhalb von zwei Tagen gleich zweimal über den Weg - unsere Begegnung auf dem Silbermond mal erst gar nicht miterwähnt.«
    »Zufällig scheinen wir denselben Weg zu haben«, erwiderte Amos gleichgültig. »Ich muß nach London, weil ich nur dort meine beiden Geschäftspartner gehörig übers Ohr hauen kann, und da dieses Flugzeug erst in London und dann erst in Paris landet, wirst du also das Vergnügen haben,

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