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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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obgleich er unverletzt war, so wehrlos erschien, war auch Sir Ronald ein Rätsel, weil er doch so viel von dem Vampirblut gar nicht mit dem Wein oder dem Likör getrunken haben konnte!
    Aber vielleicht hatte er sich anderweitig verausgabt! Es versetzte dem Vampir einen Stich durchs untote Herz, als er daran dachte, daß die Erschöpfung seines Rivalen möglicherweise ihren Ursprung in heißen Liebesspielen hatte. Allein für die Möglichkeit haßte er Gryf nur noch mehr und bedauerte, daß er ihm nicht schon bei der ersten Begegnung das Genick hatte brechen können.
    Das ließ sich jetzt nachholen.
    Er kauerte neben Gryf, packte mit beiden Händen zu - und griff daneben. Denn im gleichen Moment schnellte sich der gerade noch reglose Druide empor, prallte mit dem Kopf gegen Sir Ronalds Brust und stieß den Vampir zurück, dessen zupackende Hände ins Leere faßten. In der nächsten Sekunde war der Druide verschwunden.
    Im zeitlosen Sprung geflohen!
    Verwirrt erhob Sir Ronald sich wieder. Diesmal war er nicht in den Sprung mit einbezogen worden. Damit hatte er seinen Gegner jetzt wieder verloren. Vielleicht brachte er es zwar noch einmal fertig, ihn über die Blut-Verbindung aufzuspüren, aber der Druide hatte sicher dazugelernt. Einmal war er aufgespürt worden, ein zweites Mal würde er sich vorsehen. Zumal er jetzt wissen mußte, was es mit dem Wein auf sich hatte - alles, was Sir Ronald in diesem Zimmer sah, deutete darauf hin. Der Druide konnte praktisch überall auf ihn lauern. Und er war durch seine Fähigkeit des zeitlosen Sprungs wesentlich beweglicher als Sir Ronald.
    Der Vampir brütete vor sich hin. Was konnte er tun? Es war ein Fehler gewesen, Brian am Schuß zu hindern. Jetzt besaß der Druide wieder weitgehende Handlungsfreiheit. Es war ein Risiko, sich darauf zu verlassen, daß das Vampirblut in ihm nachhaltig wirkte. Gerade eben hatte er doch bewiesen, wie gut er Sir Ronald hatte täuschen können!
    »Wenn ich es nicht schaffe, ihn wiederzufinden, muß ich ihm eine Falle stellen und ihn hineinlocken«, murmelte er. »Und das alles nur, weil du Narr ihn verfehlt hast.«
    Brian besaß eine innere Hemmschwelle, was das Töten anging. Der Diener konnte einfach nicht aus seiner Haut. Vielleicht wäre es anders gewesen, hätte Brian sich selbst in Lebensgefahr befunden. Aber so konnte Sir Ronald sogar verstehen, daß er danebengeschossen hatte.
    »Eine Falle, Herr? Da hätte ich schon eine Idee«, sagte Brian unbeeindruckt. »Aber ich bin nicht ganz sicher, ob sie Euch gefallen wird, mein Lord, Sir.«
    Sir Ronald starrte ihn düster an.
    »Wir gehen« sagte er. »Und dann wirst du mir deine Idee vortragen.«
    ***
    Gryfs Denkprozesse liefen zu langsam ab; aber endlich begriff er, daß der Unbekannte ihn verfehlt hatte. Der Druide hatte es sich nur eingebildet, getroffen worden zu sein - die Einbildung hatte ihn im Aufspringen niedergestoßen, weil er einfach geglaubt hatte, getroffen worden zu sein!
    Deshalb auch kein Schmerz, kein Blut.
    Er sah den Vampir über sich. Den Todfeind, der Rhiannon bedrohte. Gryf zwang sich zur Konzentration und zum halbwegs klaren Denken, soweit das möglich war - und diesmal brachte er es fertig, im zeitlosen Sprung zu flüchten. Gerade noch im allerletzten Moment, ehe der Vampir ihn ermorden konnte, verschwand er.
    Diesmal klappte es auch, sein erwünschtes Ziel zu erreichen: er materialisierte sich in der Wohnung Rhiannons.
    Sofort war die Erschöpfung wieder da, stärker denn je. Gryf taumelte. Er versuchte sich irgendwo festzuhalten, stieß gegen einen Schrank, und das Poltern rief Rhiannon auf den Plan. Sie kam aus dem Schlafraum, mit wirrem Haar, nackt und wunderschön, hieb auf den Lichtschalter und sah Gryf entgeistert an. »Was zum Teufel machst du noch hier? Habe ich dich nicht aufgefordert, zu verschwinden?« stieß sie hervor.
    Gryf sah in ihren Gedanken sekundenlang den Vampir. Er wollte es nicht, aber sie dachte so intensiv an den Blutsauger, daß Gryf trotz seiner Schwäche dieses Gedankenbild einfach aufnehmen mußte. Im nächsten Moment war es schon wieder verschwunden, aber er hatte deutlich erkannt, daß Rhiannon nicht wußte, daß sie es mit einem Vampir zu tun hatte, und daß sie sich in ihn verliebt hatte. Anders war das Gefühlschaos, in dem sie sich befand, nicht zu deuten.
    »Wenn du nicht verschwindest, rufe ich die Polizei«, drohte sie.
    Gryf nickte schwach. »Tu das«, sagte er dumpf. »Bitte um Schutzhaft. Rhiannon - ich meine es verdammt ernst. Du

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