0479 - Eine Puppe aus Manhattan
'feststellte, daß die steil nach unten führende Treppe beleuchtet war. »Ich muß vergessen haben, das Licht auszuschalten«, murmelte er.
Suzan Trenton folgte Rifford nach unten. Sie gelangten in einen schmalen Gang, dessen Wände weiß getüncht waren. Der Gang war so winklig, daß man immer nur bis zur nächsten Ecke sehen konnte. Links und rechts waren Lattenrosttüren, dahinter war es dunkel.
Suzan Trenton nahm die Pistole aus der Handtasche. Sie hatte keine Lust, hier unten in eine Falle zu laufen. Plötzlich blieb Rifford stehen. Er hob schweigend eine Hand und legte lauschend den Kopf zur Seite. Suzan Trenton stoppte gleichfalls. Ihr gefiel das Ganze nicht.
Jetzt hörte sie die Geräusche. Sie waren hell, beinahe singend, und schienen von einer Maschine verursacht zu werden.
»Warten Sie hier!« sagte Rifford. Im nächsten Moment war er hinter dem nächsten Mauervorsprung verschwunden. Sekunden später ertönte eip Schrei. Suzan Trenton preßte sich mit dem Rücken flach gegen die Wand. Sie hatte den Finger am Abzug der Pistole liegen und versuchte, mit der Furcht fertig zu werden, die sie gepackt hatte.
Schritte ertönten. Suzan Trenton hob die Pistole. Sie war entschlossen, zu schießen, falls es notwendig werden sollte. Rifford tauchte auf. Er zog sich mit verbissen wirkendem Gesicht die Krawatte straff. »Sie versuchen es immer wieder«, murmelte er wütend. »Kommen Sie!«
»Was hat es gegeben?« fragte Suzan Trenton mißtrauisch.
»Das sehen Sie gleich!« meinte Rifford und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sekunden später stockte Suzan Trentons Schritt. Sie sah einen Mann auf dem Boden liegen. Seltsam starr, steif und reglos. Neben ihm lag eine Bohrmaschine.
»Ist er… tot?« fragte Suzan.
»Unsinn. Aber er wird einige Zeit brauchen, um sich von dem Schlag zu erholen«, sagte Rifford. Er deutete auf ein paar Bohrlöcher am Schloß einer schweren, eisernen Kellertür. »Sehen Sie sich das an. Ein ganz gewöhnlicher Einbrecher! Ich werde mich nachher mit ihm unterhalten müssen. Mal sehen, wer ihm den Tip gegeben hat.«
Rifford steckte einen Schlüssel in das Türschloß. »Machen Sie sich jetzt auf die große Überraschung gefaßt«, sagte er und öffnete die Tür. Dann knipste er das Licht an und trat zur Seite. »Bitte!« forderte er sie auf. »Besichtigen Sie mein privates Fort Knox!«
Suzan Trenton rührte sich nicht vom Fleck. Mißtrauisch starrte sie in das Kellerinnere. Soweit sie es zu erkennen vermochte, war der Raum leer. Nur an seinem hinteren Ende befand sich unter einer grauen Wolldecke ein yardhoher Stapel.
»Ziehen Sie die Decke mal zur Seite«, riet Rifford.
»Ich bin nicht so neugierig, wie Sie zu i glauben scheinen«, murmelte Suzan Trenton, obwohl die Worte nicht den Tatsachen entsprachen. Sie wollte brennend gern wissen, was sich unter der Wolldecke befand. Aber sie war vorsichtig und hatte Angst vor einem Fehler.
»Okay«, meinte Rifford schulterzuckend. »Wie Sie wollen!« Er ging zu dem Stapel und riß die Decke mit einem jähen Ruck weg. Suzans Herz machte einen verrückten, fast schmerzhaften Sprung. Sie sah einen gleißenden, funkelnden Stapel von Goldbarren.
»Begreifen Sie jetzt, daß ich Ihnen für fünfundzwanzigtausend Dollar gut sein muß?« fragte Rifford spöttisch.
Suzan Trenton versuchte die Goldbarren zu zählen, aber es schien, als tanze ihr alles vor den Augen. Sie wußte nur, daß es viele waren, bestimmt mehr als vierzig.
»Ich bin reich, sehr reich sogar«, sagte Rifford stolz. »Unglücklicherweise kann ich diese Barren nicht heute oder morgen zu Geld machen.«
Zögernd trat Suzan Trenton über die Türschwelle. Sie war einfach unfähig, den Blick von den Goldbarren zu nehmen. Die Faszination, die von ihnen ausging, war unbeschreiblich. »Sie sind falsch!« murmelte sie.
Rifford lachte. Das Lachen klang in dem fensterlosen Kellerraum seltsam gespenstisch und unnatürlich. »Falsch!« höhnte er. »Glauben Sie tatsächlich, ein Einbrecher würde sich um ein paar Attrappen bemühen?«
»Was ist das Zeug wert?« fragte Suzan Trenton. Sie 'erschrak vor der eigenen Stimme.
»Sie werden davon gelesen haben«, sagte Rifford. Er lehnte sich neben dem Goldstapel mit dem Rücken an die Wand und verschränkte die Anne vor der Brust. »Es liegt jetzt genau sieben Monate zurück. Der große Goldraub!«
»Ich erinnere mich nicht«, murmelte Suzan Trenton. Sie starrte noch immer das schimmernde Gold an.
»Haben Sie schon mal etwas von Katar gehört?«
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