048 - Amöba saugt die Menschen aus
Aufschrei war die
Folge. Die Maschinenpistole polterte zu Boden.
Wie ein
Wiesel war Kunaritschew auf den Beinen.
Serje verlor drei
Sekunden lang die Fassung, als er sah, daß ein nadelfeines Loch seinen rechten
Zeigefinger verunzierte. Es roch nach versengtem und verbranntem Gewebe.
Langsam quoll ein Blutstropfen aus der winzigen Öffnung.
Das Moment
der Überraschung entschied sein Schicksal.
Er versuchte
noch, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden, indem er sich nach vom warf, um
mit der Linken die zu Boden gefallene Waffe aufzuheben und sie erneut in
Anschlag zu bringen.
Doch diesmal
war Kunaritschew schneller.
Mit dem
rechten Fuß trat er wuchtig auf Serjes Hand, die den
Griff der Maschinenpistole daraufhin wieder losließ.
»Du gehst mir
mit dem Ding ein bißchen zu leichtfertig um«, preßte Iwan Kunaritschew zwischen
den Zähnen hervor, während er die Waffe des anderen einsteckte. »Man hat
nachgewiesen, daß es gefährlich ist, mit Blei angereicherte Luft einzuatmen.
Noch nie etwas von Umweltverschmutzung gehört, wie ?«
Serje griff mit
der Rechten nach, umklammerte das Fußgelenk des Agenten und wollte den massigen
Körper mit einem Ruck zu Fall bringen.
X-RAY-7
federte leicht zurück, ließ dann seine Stiefelspitze nach oben zucken und sie
auf Serjes Kinn knallen. Der Mordschütze flog durch
die Luft, als hätte man einen Raketentreibsatz unter seinen Füßen befestigt.
»Nachdem die
Fronten geklärt sind, dürfte nun der Zeitpunkt für ein ausgelassenes Gespräch
gekommen sein, vermute ich«, sagte Kunaritschew trocken, während die Smith
& Wesson Laser automatisch in seinem Halfter verschwand.
Kunaritschew
schnappte den benommenen daliegenden Serje beim
Kragen, hob ihn hoch und drückte ihn gegen die morsche Schuppenwand.
»Was hat mir
das Bürschchen zu sagen ?« fragte er rauh.
»Nichts«,
lispelte Serje . Er hatte Schwierigkeiten mit dem
Sprechen. Ein dünner Blutfaden lief aus seinem Mundwinkel, und die Lippen
schwollen an.
»Warum hast
du auf mich geschossen ?«
Keine Antwort
erfolgte auf Kunaritschews Frage.
Serjes Kopf
baumelte wie der einer Marionette von einer Seite zur anderen. Schlaff hingen
seine Arme an den Seiten herab.
»Dickköpfig
ist der Kleine auch, wie? Er hat wohl nur ein großes Maul, wenn er eine große
Knarre in der Hand hält .« Kunaritschews Stimme klang
böse. »Du willst mir also nicht sagen, warum und weshalb du mir hier
aufgelauert hast? Dann sag ich es dir: Im Hotel heute abend ging es schief! Ich
stand ebenfalls auf der Abschußliste, aber im letzten Augenblick sprang ich dir
vom Tablett, weil ich in der Bar unten meinen Tabak vergessen hatte. Stimmt’s ?«
Die
Stentorstimme Kunaritschews hallte durch die Nacht.
In Serjes Augen flackerte es. Seine geschwollenen Lippen
verzogen sich, und sein Gesicht wurde zu einer Grimasse.
»Wie du
willst! Vielleicht bist du müde? Dem können wir abhelfen. Eine kalte Dusche tut
oft selbst dem größten Hitzkopf gut .« Kunaritschew
ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem Ruck ergriff er den hageren
Burschen und klemmte ihn sich unter den Arm. Seije strampelte und zappelte zwar und fing an, auf den Rücken des breitschultrigen
PSA-Agenten zu trommeln, aber Kunaritschew schien das nicht zu bemerken.
»Was haben
Sie mit mir vor ?« stammelte Serje .
Angst
flackerte in seinen Augen.
»Ich werf dich ins Schwarze Meer .«
Kunaritschews
Stimme klang ernst und überzeugend.
»Aber... das
können Sie nicht tun, ich...«
Serje geriet
vollkommen aus der Fassung, als er sah, daß sein Gegenspieler sich tatsächlich
dem Hafenbecken näherte.
»Wer sagt,
daß ich das nicht tun kann? Wer soll mich daran hindern? Du etwa? Deine
Kugelspritze habe ich im Gürtel stecken. Damit kannst du nichts mehr anfangen.
Immerhin stelle ich mit Genugtuung fest, daß du das Reden nicht verlernt hast.
Solange sich deine Lippen noch öffnen, hast du Gelegenheit, eine Generalbeichte
abzulegen. Wenn sie erst mal völlig zugeschwollen sind, ist es zu spät !«
Iwan
Kunaritschew erreichte den Beckenrand. Kurz entschlossen zerrte er den
kraftlosen Serje herum.
Der Hagere
fühlte sich nur stark, wenn er eine Kanone in der Hand hatte. Nun aber bekam er
es mit der Angst zu tun, als Kunaritschew ihn ohne großes Palaver an den Füßen
packte und langsam mit dem Kopf zuerst an der übelriechenden und verschmutzten
Mauer nach unten ließ.
Der
Mordschütze riß die Augen auf, bog seinen Kopf zurück, spannte die
Rückenmuskeln an und
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