048 - Amöba saugt die Menschen aus
Es gab alte und neue Bilder in ihrer Wohnung. Die Wand über ihrem
Schreibtisch war mit Texten junger Schriftsteller beklebt, die sie besonders
gern mochte.
Während des
Auskleidens überlegte Larissa, wie sie am besten und schnellsten wieder zu
ihrem Schmuck kam.
Anrufen war
nicht möglich. Im Haus ihres Vaters in Noworossisk gab es kein Telefon. Der Professor hatte sich bisher erfolgreich gegen das
Einrichten einer Fernsprechanlage gewehrt. Er wollte das Gefühl haben, in
seiner Privatsphäre wirklich ungestört zu sein.
An Nicolaj
ein Telegramm zu schicken oder zu schreiben, war nutzlos.
Wenn Nicolaj
einen Brief sah, legte er ihn ganz schnell auf den Schreibtisch des Professors.
Außerdem wollte sie sich den Schmuck nicht gern mit der Post schicken lassen.
Blieb also nur die einzige und richtige Möglichkeit, ihn selbst zurückzuholen.
Dazu mußte
sie noch einmal nach Noworossisk fahren. Das war das beste . Bei dieser Gelegenheit konnte sie auch gleichzeitig
nach dem Rechten sehen und sich die Wohnung vornehmen. Wo ein Mann allein
hauste, ließ die Hausarbeit doch einiges zu wünschen übrig.
●
Bei gutem
Wetter kam die Dmitri Schostajow schnell voran. Die
Menschen an Bord kannten sich alle. Es war nicht die erste gemeinsame Seereise
in ein nicht näher erforschtes Gebiet. Nur Kunaritschew war ein Fremder. Pjotr Droganoff , der Kapitän des Forschungsschiffes, hatte den
PSA-Agenten der Mannschaft vorgestellt. Zwischen Droganoff und Kunaritschew bestand eine seit frühester Jugendzeit andauernde
Freundschaft, und nur Droganoff war es zu verdanken,
daß Iwan eine so seltene Einladung bekam, an Bord eines Forschungsschiffes
mitzureisen und sogar an den Expeditionen in die Tiefe teilzunehmen.
Bei seinen
regelmäßigen Kontaktaufnahmen im Rhythmus von achtundvierzig Stunden hatte
Kunaritschew sich bei X-RAY-1 auch nach dem Befinden seines verletzten Freundes
erkundigt. Der Leiter der PSA wußte nur, daß Larry das Bewußtsein wiedererlangt
hatte, sein Zustand jedoch weiterhin als ernst zu bezeichnen war. Die Ärzte
rückten noch nicht richtig mit der Sprache heraus, und die Operation war weiter
hinausgeschoben worden.
»Machen Sie
sich keine Sorgen um Larry, X-RAY-7«, meinte X-RAY-1. »Wir können nur hoffen,
daß alles gut werden wird. Doch das Leben geht weiter, so hart sich meine Worte
auch anhören mögen, ich weiß. Larry ist Ihr Freund. Doch Sie sind Agent,
X-RAY-7! Sie haben einen Auftrag! Vergessen Sie diesen Auftrag nicht! Sie sind
unter Umständen enger mit der Aufklärung der Dinge befaßt, als dies im ersten
Moment scheinen mag. Keine besonderen Vorkommnisse auf der Dmitri Schostajow ?«
»Nein, Sir.
Keine besonderen Vorkommnisse.«
Diese Meldung
erfolgte jeden zweiten Tag. Kunaritschew fand keinen verdächtigen Anhaltspunkt,
der die Wahrscheinlichkeitsberechnungen der Computer in irgendeiner Weise hätte
bestätigen können.
Big Wilma und
The clever Sofie, wie die Agenten und Agentinnen der PSA scherzhaft die
Computer getauft hatten, waren die wichtigsten Mitarbeiter innerhalb der
Zentrale.
Alle
wichtigen Daten und Routinemeldungen, die aus den Polizeidienststellen, den
Nachrichtendiensten, von der Presse und von privater Seite in New York bei der
PSA eintrafen, wurden zuerst durch die Computer ausgewertet. Auf Grund der
vielen Millionen einzelner Daten waren in Bruchteilen von Sekunden Vergleiche
und Hintergründe abzulesen, wenn es solche gab.
Ein Stab von
Experten hätte wochenlang suchen und vergleichen müssen, um ein ähnliches
Ergebnis ablesen zu können.
Bis zur
Stunde gab es allerdings nicht den geringsten Hinweis darauf, daß die Gefahr
wirklich von einem Angehörigen der Dmitri Schostajow ausgegangen war.
Nur einer
hatte überhaupt gewußt, daß Larrys und seine Anwesenheit an Bord des
Forschungsschiffes geplant war: Pjotr Droganoff .
Doch Droganoff war nicht der Mensch, den man sich als Hintermann
eines scheußlichen Verbrechens vorstellen konnte. Dennoch nahm Kunaritschew
sich vor, weiterhin sehr aufmerksam zu sein. Ihm gegenüber war jedenfalls
nichts erfolgt, was er als Grund für eine Feindschaft hätte ansehen können. Er
kam mit allen Leuten gut zurecht. Den wenigsten Kontakt hatte er zu Dommajew .
Doch das war
nicht weiter verwunderlich.
Durch seine
Gespräche mit dem Koch, dem Steuermann und den wissenschaftlichen Mitarbeitern
war X-RAY-7 bekannt geworden, daß dieser ungewöhnliche Forscher sehr oft und
sehr lange in seiner Kabine war, um seine
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