048 - Amöba saugt die Menschen aus
war
erregt. Kunaritschew schüttelte den Kopf.
»Ich begreife
das Ganze nicht. Wie ist es eigentlich passiert ?«
»Ich bin mit
dem Fuß dummerweise zwischen Korallen hängengeblieben und habe mich derart
verheddert, daß ich fürchtete, überhaupt nicht mehr loszukommen. Da sah ich
Sie, Towarischtsch Kunaritschew. Sie entfernten sich jedoch immer weiter von
mir. Es gab für mich nur eine Lösung: Ich mußte auf mich aufmerksam machen, und
das konnte ich nur, indem ich die Harpune betätigte. Sie mußten den Pfeil in
Ihrer Nähe sehen .«
Iwan
Kunaritschew lächelte bitter. »In meiner Nähe ist gut. Er hätte mich glatt
durchbohrt, wenn ich nicht zufällig den Kopf gedreht und mich zur Seite hin
abgestoßen hätte .«
»Das alles
tut mir sehr leid! Ich drückte einfach ab und konnte nicht mehr zielen. Es ging
alles so schnell .«
»Ich verstehe
nur eines nicht .«
Kunaritschews
Stimme klang scharf. Er ließ den Blick nicht von dem Mann.
»Was
verstehen Sie nicht, Towarischtsch ?«
»Wieso
hielten Sie sich überhaupt in meiner Nähe auf, Professor? Als wir die Kugel
verließen, entfernten wir uns doch genau in entgegengesetzter Richtung .«
Dommajew nickte
eifrig, noch ehe Kunaritschew seine Gedanken weiter ausführen konnte.
»Das ist
richtig. Dann entdeckte ich in der Dunkelheit vor mir etwas Helles., Ich konnte nicht erkennen, ob es vielleicht ein Lichtreflex unserer eigenen
Scheinwerfer von der Kugel her war oder ein Stück von Amöba .
Es bewegte sich, und es entfernte sich von mir. Ich glitt hinterher. Ich kam
bis in unmittelbare Nähe der ausgedehnten Korallengärten. Dort verschwand
dieser helle, sich bewegende Fleck. Und dort erwischte mich mein Schicksal.
Alles weitere wissen Sie .«
Kunaritschew
nickte. Eine einfache Erklärung, ein einfacher Vorgang. Aber er dachte weiter.
Ihn speiste man nicht so rasch ab. Für den sensiblen, feinnervigen Professor
war damit die Angelegenheit erstaunlicherweise beendet. Für Kunaritschew jedoch
nicht! Sie beschäftigte ihn ständig weiter.
Irgendwie
paßte etwas nicht zu Dommajews Wesen. Aber er
vermochte nicht zu erkennen, was es war. Vielleicht hing es auch damit
zusammen, daß Dommajew minutenlang geglaubt hatte, in
echter Todesgefahr zu schweben und daß seine Handlungsweise einer
Kurzschlußhandlung entsprach, wobei er wirklich nicht in der Lage war, die
Richtung des Pfeils zu bestimmen. Aber genau an dieser Stelle schieden sich die
Geister.
Für Kunaritschew
war das Ganze nichts anderes als ein Mordanschlag gewesen, und auf fatale Weise
wurde er an die schrecklichen Vorgänge in Noworossisk erinnert. Seijes Auftraggeber war noch immer
unbekannt. Wassily Marow , der mit der PS A-Zentrale
in New York in ständiger Verbindung stand, hatte es noch immer nicht geschafft,
in dieser Richtung auch nur einen einzigen Schritt voranzukommen. Hatte der
geheimnisvolle, unbekannte Hintermann etwas mit der Person Dommajews zu tun?
Der Gedanke
war weit hergeholt, und Iwan Kunaritschew hätte es unter normalen Umständen
auch nie gewagt, dieser Idee nachzugehen. Doch der jetzige Vorfall
rechtfertigte sein Mißtrauen. In der ganzen Zeit seines Aufenthaltes auf der
Dmitri Schostajow hatte es keinen geeigneten
Augenblick gegeben, Kunaritschew auch nur ein Haar zu krümmen. Der Ausflug
unter die Wasseroberfläche jedoch hatte diesen Vorteil aufgehoben.
Allein auf
sich gestellt und unbeobachtet war er über das Plateau hinweggeschwommen. Dommajew war ihm gefolgt - warum sollte man die Dinge nicht
einmal in diesem Licht sehen? Und der Gegner hatte den günstigsten Augenblick
abgewartet, den es überhaupt gab: Kunaritschews absolute Einsamkeit. Hätte die
Harpune ihn getroffen, wäre niemand je auf die Idee gekommen, daß Dommajew Kunaritschew getötet hatte.
X-RAY-7 wäre
einfach in der endlosen Weite der See verschollen geblieben. Aber selbst dafür
hätte der Professor eine gute Ausrede gefunden: die Tatsache der Existenz von Amöba !
Kunaritschew
beschloß, nun besonders auf der Hut zu sein. Alles paßte irgendwie zusammen.
Nur ein entscheidender Schlüssel fehlte noch, nämlich die Antwort auf die Frage
nach dem Warum.
Was für einen
Sinn hatte der Tod des PSA-Agenten für Dommajew ? Was
bezweckte er damit?
» Amöba muß dann irgendwo in einer der zahlreichen Ritzen und
Spalten verschwunden sein«, tönte die ruhige, leise klingende Stimme des
Forschers wieder auf. Und Kunaritschew war ganz Ohr und gab sich nicht den
Anschein, als ob er intensiv über die
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