048 - Amöba saugt die Menschen aus
zu beobachten. Iwan Kunaritschew
würde sich ihm präsentieren wie auf einem Tablett.
Er brauchte
ihn nur noch abzuservieren.
●
Der
angebliche Professor Dommajew überprüfte die
persönlichen Utensilien, die er mitzunehmen gedachte.
Das Gepäck und
die wissenschaftliche Ausrüstung befanden sich bereits an Bord der Dmitri Schostajow . Unter normalen Umständen hätte auch Dommajew schon dort sein sollen. Doch er hatte angegeben,
daß seine Tochter zu Besuch war, und in Anbetracht der besonderen Persönlichkeit Dommajews hatte die Schiffsleitung eine Ausnahme
gemacht.
Nicolaj war
ebenfalls nicht der Nicolaj, der zu sein er vorgab. Doch Larissa hatte auch
hier die perfekte, ungeheuerliche Täuschung nicht bemerkt.
»Du wirst
dein Leben hier so weiterfuhren wie abgesprochen«, wies der angebliche Dommajew seinen gedrungenen Begleiter noch einmal in die
schwierige Aufgabe ein. »Kontaktaufnahme über unseren Mittelsmann hat nur dann
zu erfolgen, wenn wirklich schwerwiegende Gründe vorliegen .«
»Ich bin kein
Trottel«, lautete die eisige Erwiderung.
»Ich
wiederhole nur, das ist alles .« Auf Dommajews Stirn zeigte sich eine Unmutsfalte.
»Da wäre
vielleicht doch noch eine Frage«, bemerkte der sich Nicolaj nennende Diener
unvermittelt.
»Was für
eine?«
»Wenn sich im
Labor etwas verändert, was soll ich dann machen? Mit einem solchen Fall hat
niemand gerechnet .«
»Nach den
bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es so gut wie ausgeschlossen,
daß ein Wachstum weitergehen kann, wenn die notwendigen Lebensbedingungen fehlen.
Sie werden sich unverändert halten. Und im Notfall«, er lächelte zynisch, »hast
du immer noch Dommajew , der dir Ratschläge erteilen
kann. Er ist ja schließlich Fachmann auf diesem Gebiet. Aber ich sehe mir den
Laden vorsichtshalber noch mal an. So viel Zeit haben wir noch .« Mit einem raschen Blick auf die Uhr vergewisserte sich
der angebliche Dommajew , daß er noch gut eine halbe
Stunde hatte, ehe er das Haus verlassen mußte. Der Schiffsleitung hatte er
mitgeteilt, daß er nach der Abreise seiner Tochter umgehend zur Dmitri kommen
werde.
Die beiden
Männer verließen den Wohnraum und stiegen die alten, ausgetretenen Steintreppen
zum Keller hinab. Quietschend drehte sich die schwere Holztür in den Angeln.
Nackte Birnen
hingen an der Decke des gewölbeähnlichen Ganges. Die Wände waren feucht.
Schwarzer Kellerpilz wucherte auf ihnen. Es roch muffig. Die beiden Männer
passierten eine zweite Tür.
Nicolaj
schloß sie mit einem großen Schlüssel auf.
Ein kühler,
feuchter Raum wie ein Korridor führte in einen größeren. Warme, feuchte Luft...
wie im Treibhaus. Mitten im Raum standen auf einem langen Tisch mehrere
geschlossene Glasbehälter mit grünlichem, sehr sauberem Wasser. Das Licht, das
herrschte, war minimal. Eine dunkelblau lackierte Birne spendete einen kaum
nennenswerten Lichtschein. Dumpfe, düstere Atmosphäre.
In den
Glasbecken auf dem Tisch bewegte es sich. Schillernde Fische, bizarr geformte
Wesen, wie sie in der Tiefsee vorkamen.
Der echte Dommajew hatte sich hier unten ein Labor eingerichtet, das
zum Teil Tiefseebedingungen gewährleistete.
In speziellen
Behältern, die unter extrem hohem Druck standen, existierte Tiefseeleben unter
Originalbedingungen.
Der falsche Dommajew streifte die Behälter nur mit einem kurzen Blick,
ging um den langen Tisch herum und näherte sich der finsteren Ecke des großflächigen
Labors.
Auf dem Boden
war ein Matratzenlager. Darauf bewegte sich etwas. Zwei Menschen.
Der falsche
Nicolaj ließ die Taschenlampe aufblitzen. Im Lichtstrahl waren zwei gefesselte
Menschen zu erkennen, die an fingerdicken Tauen befestigt waren. Die Taue
hatten eine Länge von rund zwei Metern, so daß sich die Gefangenen in diesem
Radius wie zwei an der Leine liegende Hunde um das Matratzenlager bewegen
konnten.
Der
Lichtstrahl riß das Gesicht eines in der Sowjetunion populären Mannes aus der
Dunkelheit: ein markantes, gutgeschnittenes Profil, starke Lippen, eine edle
Nase, auf dem rosigen Schädel schlohweißes, dichtes Haar.
Der Gefangene
an dem Tau war Professor Dommajew ! Jeder hätte ihn
sofort erkannt. Vor Dommajew stand sein Ebenbild, das
ihm aufs Haar glich; die eigene Mutter hätte nicht zu sagen vermocht, wer von
den beiden Männern nun ihr Sohn war und wer nicht.
Professor Dommajew trug ein breites, transparentes Pflaster auf dem
Mund. Da die Hände auf den Rücken gebunden waren, hatte er keine
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