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048 - Blut für Lukretia

048 - Blut für Lukretia

Titel: 048 - Blut für Lukretia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hut mit einem riesigen Schleier. Lukretia zog sich um, nahm den Beutel an sich und ließ sich vom Portier ein Taxi rufen. Zu ihrem Erstaunen hörte sie sich zum Taxifahrer sagen: »Zum Bergfriedhof von Pozzuoli.«
    Nie zuvor hatte sie von einem Ort namens Pozzuoli gehört, und Italienisch hatte sie nie gelernt. Sie bezahlte den Taxifahrer, betrat den Friedhof und wartete geduldig. Als zwei Särge aus der Kapelle getragen wurden, schloss sie sich dem Trauerzug an. Kurz bevor die Särge in das Grab gehoben wurden, sprang sie vor und entleerte den Beutel. Verständnislos starrte sie die beiden Köpfe an, die auf den Boden kollerten.
    Sie wandte sich ab, von einem fremden Willen getrieben. Die beiden Särge wurden in einen VW-Bus gehoben. Lukretia setzte sich auf den Beifahrersitz, dann wurde alles schwarz um sie. Zu ihrer Überraschung fand sie sich in einem dunklen Gewölbe wieder, das nur der Schein einiger dicker Kerzen erhellte. Vor ihr standen zwei geöffnete Särge. Sie warf einen Blick hinein, und ihre Erinnerung kehrte zurück. Sie kannte die beiden erstarrten Menschen. Es waren Coco Zamis und Dorian Hunter.
    »Hört ihr mich?«, fragte Lukretia auf Englisch.
    Keine Antwort. Dorian und Coco bewegten sich nicht.
    Seltsamerweise wusste Lukretia ganz genau, was sie tun musste. Sie sah sich in der Höhle um. Die Wände waren rissig und schimmerten feucht. Ein modriger Geruch hing in der Luft.
    Zielstrebig betrat Lukretia eine Nische. Sie kannte ihre Aufgabe. Sie musste Dorian und Coco aus ihrem Scheintod erwecken. Sie durfte keine Zeit verlieren. Lukretia blieb einen Augenblick stehen, als sie ein lautes Grollen hörte. Der Boden schien unter ihren Füßen zu beben. Die Tische, auf denen die Särge standen, bewegten sich. Das laute Krachen zersplitternden Holzes war zu hören. Wieder bebte die Erde. Lukretia lehnte sich gegen die Wand. Die Höhle schwankte. Steinbrocken fielen zu Boden. Einer der Tische brach zusammen, der Sarg krachte zu Boden, fiel zur Seite, und Dorian flog heraus.

    Inspektor Riccardo Viviani hatte in seiner zwanzigjährigen Laufbahn einige seltsame Fälle bearbeiten müssen, aber noch nie war er mit dem Raub zweier Särge konfrontiert worden. Doch es gab mehr als zweihundert Zeugen. Er hatte sofort die Fahndung nach dem VW-Bus eingeleitet. Ein Zeuge hatte die Wagennummer notiert. Viviani sah die beiden Köpfe an und wandte sich schaudernd ab.
    Er betrat die kleine Kapelle, in der sich die Familie Buanarotti versammelt hatte. Enrico war aus der Ohnmacht erwacht. Er und sein Sohn machten einen ruhigen Eindruck, während seine Frau und die beiden Töchter haltlos schluchzten.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Viviani, »aber ich muss Ihnen einige Fragen stellen, Signor Buanarotti.«
    Enrico nickte und stand auf. »Gehen wir lieber ins Freie«, sagte er gefasst.
    Sie blieben vor der Kapelle stehen. Die Trauergesellschaft hatte sich aufgelöst. Nur wenige Menschen standen herum und sprachen über die ungewöhnlichen Ereignisse.
    »Ich bin über die Vorfälle unterrichtet«, sagte der Inspektor. »Mir wurde gesagt, dass eine halbe Stunde vor dem Begräbnis die Särge geöffnet wurden. Nur Sie und die engsten Angehörigen Ihrer Familie waren zugegen.«
    »Es stimmt«, sagte Enrico leise. »Und das macht ja alles so unfassbar, so unerklärlich. Ich wollte noch einen letzten Blick auf meinen Sohn und meine Schwiegertochter werfen. Es gab keinen Zweifel. Ich sah meinen Sohn und meine Schwiegertochter.«
    Ein lautes Grollen war plötzlich zu hören, und die Erde bebte.
    »Sprechen Sie weiter!«, bat der Inspektor.
    »Ja, wie gesagt. In den Särgen lagen Carlo und Maria. Die Särge wurden geschlossen. Der Priester kam in die Aufbahrungshalle, und wir betraten die Kapelle. In der Zwischenzeit wurden die Särge auf die Wagen gehoben. Meiner Meinung nach konnte nur in dieser Zeitspanne …« Enrico brach ab.
    »Ich verstehe«, sagte der Inspektor. »Sie nehmen an, dass während Sie und die anderen sich in der Kapelle befanden, jemand die Särge geöffnet hat und …«
    »Genau das ist meine Vermutung. Ich will, dass Sie feststellen, wer meinem Sohn den Kopf abschlug.«
    »Ich habe mit den Sargträgern gesprochen, Signor Buanarotti. Es waren acht Männer. Sie behaupten, dass die Särge nicht eine Sekunde lang aus den Augen gelassen wurden. Ihrer Meinung nach ist es völlig unmöglich, dass jemand die Särge geöffnet hat.«
    »Das gibt es nicht!«, sagte Enrico ungehalten. »Ich habe mit eigenen Augen

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