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048 - Blut für Lukretia

048 - Blut für Lukretia

Titel: 048 - Blut für Lukretia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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einfaches Mädchen heiraten wollte, noch dazu eine Waise. Und nicht einmal eine Italienerin war sie gewesen. Eine Deutsche, aus Köln. Aber Enrico hatte sich auch damit abgefunden, als er gemerkt hatte, dass er seinen Sohn Carlo nicht umstimmen konnte. Die Hochzeit war ein rauschendes Fest gewesen. Er hatte seinem Sohn eine Weltreise geschenkt.
    »Aufrichtiges Beileid«, sagte eine tief verschleierte Frau. Enrico drückte ihr die Hand, und seine Lippen bebten. Von all seinen Kindern hatte er Carlo am meisten geliebt. Seinen Humor, seine ausgelassene Freude, seine rasche Auffassungsgabe. Carlo hätte die Firma übernehmen sollen. Doch alles war anders gekommen. Ein Autounfall im fernen Indien, in Bombay, hatte seinem Leben ein Ende gesetzt. Enrico trat einen Schritt zur Seite, als der Pfarrer mit zwei Ministranten erschien. Der Priester sprach ein kurzes Gebet.
    Ich träume , dachte Enrico. Das ist alles nicht wahr. Ich wache auf und werde lachend feststellen, dass ich einen scheußlichen Albtraum hatte. Aber er träumte nicht.
    Undeutlich nahm er alles wahr. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Zusammen mit seiner Frau trat er in die Kapelle. Er setzte sich, faltete die Hände, betete. Die Worte des Pfarrers hörte er wie durch eine Wand hindurch. Sie sollten tröstlich sein, waren es aber nicht.
    Warum hat es gerade meinen Sohn treffen müssen? Warum gerade ihn?
    Tränen rannen über seine Wangen, die Hand seiner Frau verkrallte sich in der seinen. Das Dröhnen der Orgel riss ihn hoch, der Chor stimmte an, und die dunklen Stimmen erfüllten das Innere der Kapelle. Enrico wankte die Stufen der Kapelle hinunter. Auf zwei Wagen lagen die Särge, die die sterblichen Reste seines Sohnes und seiner Schwiegertochter enthielten.
    Giuliano war neben ihm. Enrico legte einen Arm um die Schultern seines Sohnes. Er fühlte sich alt, unendlich alt. Sein Stolz, seine ganze Hoffnung ruhte in dem ersten Sarg. Seine Lippen wurden schmal. Mühsam versuchte er, sich zu beherrschen. Sie kamen an Männern und Frauen vorbei, die den Kopf senkten und sich bekreuzigten. Irgendwo zwitscherten Vögel. Der Weg bis zum Grab schien endlos weit. Jeder Schritt war für Enrico eine Qual. Er hörte das Schluchzen seiner Frau und seiner Töchter.
    Davon wird Carlo nicht lebendig , dachte er verbittert.
    Und dann sah er das Grab, die tiefe Höhlung, hineingefressen in den Sandboden. Ein Begräbnis, wie es täglich tausendmal stattfand. Die Träger hoben die Särge von den Wagen. In wenigen Minuten würde es soweit sein. Der Pfarrer sprach irgendetwas, das Enrico nicht verstand. Er hob den Blick, als eine schwarzgekleidete, hoch gewachsene Frau neben das Grab sprang. Ein dichter Schleier verbarg ihr Gesicht. In der rechten Hand trug sie einen großen Beutel. Sie stieß den Geistlichen zur Seite.
    Überraschtes Gemurmel war zu hören.
    »Hört mir zu!«, schrie die Verschleierte. »Ihr begrabt die Falschen!«
    Sie hob den Beutel und drehte sich um. Zwei Männer packten den Priester und warfen ihn ins Grab. Die verschleierte Frau öffnete den Beutel, und zwei Köpfe fielen zu Boden. Durch die Trauergesellschaft ging ein Entsetzensschrei.
    Enrico bückte sich und hob den Kopf seines toten Sohnes Carlo auf.
    »Carlo!«, schrie er. »Carlo!«
    Rücksichtslos drängten sich einige Männer zwischen den kreischenden Trauergästen hindurch, hoben die Särge hoch, trugen sie zu einem VW-Bus und schoben sie hinein. Der Bus fuhr los, einige beherzte Männer verfolgten ihn, doch plötzlich war er verschwunden. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Enrico Buanarotti ließ den Kopf seines Sohnes fallen. Er zitterte am ganzen Körper. Dann brach er ohnmächtig zusammen. Die verschleierte Frau, die den Aufruhr verursacht hatte, war nicht mehr zu sehen. Niemand hatte bemerkt, dass sie in den VW-Bus eingestiegen war.

    Dorian wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war. Das Geräusch der Flugzeugmotoren war verstummt. Er hörte italienische Wörter, Lachen und das Dröhnen eines schweren Autos. Er war ein Gefangener, gefangen in seinen trostlosen Gedanken. Irgendwann würde der Dämon sie Olivaro ausliefern, und dann würde alles vorüber sein. Er hatte keine Angst vor dem Tod, zu oft hatte er ihm ins Auge gesehen. Er wusste, dass es keine Wiedergeburt geben würde. Sollte sein Körper sterben, dann würde auch sein Geist, oder seine Seele, wie immer man es nennen wollte, aufhören zu existieren.
    Coco würde mit ihm sterben und mit ihr das ungeborene Leben, das in

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