048 - Blut für Lukretia
ihrem Leib wuchs. Dorian versuchte sich vorzustellen, wie er sich als Vater gefühlt hätte. Der Gedanke war so fremdartig, dass er sicher gelacht hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, denn sein Körper war noch immer gelähmt. Das Motorengeräusch war verstummt. Der Sargdeckel wurde abgeschraubt. Jetzt müssten sie eigentlich merken, dass sie den Falschen im Sarg haben , dachte er. Nein , sinnierte er weiter. Für Kadron musste es ein Leichtes sein, ihm das Aussehen Carlo Buanarottis zu verleihen.
Der Sarg wurde wieder verschlossen.
Jetzt hörte der Dämonenkiller die Stimmen deutlicher. Die Arbeiter unterhielten sich miteinander. Aus ihren Worten entnahm er, dass das Begräbnis noch heute stattfinden sollte. Das verstand er nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, weshalb Kadron es zulassen sollte, dass er und Coco begraben wurden. Das würde doch nur alles umständlicher machen. Kurz darauf vernahm er die Stimme des Priesters und das Knirschen vieler Schritte auf einem Kiesboden. Dann Schreie. Wieder Motorengeräusch, das noch lange andauerte. Wieder Stille. Hoffnung stieg in ihm auf, als er hörte, wie der Sargdeckel geöffnet wurde.
Lukretia war rasend vor Wut geworden, als sie gesehen hatte, wie der kleine Mann sich auf ihren Gefährten Guido Sera gestürzt hatte. Unbeherrscht, von Rache beseelt, war sie auf den Unbekannten losgegangen. Sie hatte ihre Krallen in seinen Rücken geschlagen. Doch sie war an den Falschen beraten. Leicht hatte er sich aus ihrer Umklammerung befreit. Eine magische Flamme war auf sie übergesprungen. Wild hatte sie mit den Flügeln um sich geschlagen. Sie wollte fliehen, doch es gelang ihr nicht, ihren Körper in die Luft zu heben. Zu ihrem Entsetzen hatte sie feststellen müssen, dass sich ihr Vampirkörper auflöste. Sie fiel mit voller Wucht gegen die Reling, versuchte sich festzuklammern, doch sie war zu schwach. Ihre Finger lösten sich vom Geländer, und sie fiel tiefer. Mit dem Hinterkopf schlug sie gegen eine Stange. Alles wurde schwarz vor ihren Augen. Sie landete im Meer, und eine Welle riss sie vom Schiff weg. Sie wurde bewusstlos.
Stunden später erwachte sie. Von der Jacht war nichts zu sehen. Sie schwamm noch immer im Meer, der Himmel war mit Wolken bedeckt, und sie stand Todesängste aus. Einige Minuten ließ sie sich einfach treiben. Sie sammelte Kräfte. Plötzlich riss der Himmel auf, und der Mond war zu sehen. Seine Strahlen schienen auf sie überzuspringen. Sie spürte, wie ihre Kräfte zurückkehrten. Sie bäumte sich auf, versuchte sich in eine Riesenfledermaus zu verwandeln, was ihr nach kurzer Zeit gelang. Einmal erhob sie sich kurz aus dem Wasser, schlug wild mit den Flügeln um sich und fiel zurück auf die Wasseroberfläche. Doch sie versuchte es nochmals. Diesmal hatte sie mehr Erfolg. Sie konnte sich aus dem Wasser erheben und flog hoch in die Luft. Bald darauf setzte sich der unbekannte Dämon mit ihr in Verbindung. Aus ihren Gedanken las er, was geschehen war. Er befahl ihr, weiterhin in Richtung Iran zu fliegen. Eine Stunde danach meldete er sich wieder. Sie erhielt eine Reihe unverständlicher Befehle. Sie war völlig erschöpft, als sie einen Strand erreichte, und wusste nicht, wo sie sich befand. Sie lag erschöpft im Sand und wartete. Nach einer Weile näherten sich ihr zwei gesichtslose Gestalten, die sie zu einem Kombiwagen führten. Lukretia war so müde, dass sie keine Fragen stellte. Sie schlief sofort ein.
In einem Haus in Teheran erwachte sie. Neben ihrem Bett fand sie frische Kleider, die ihr wie angegossen passten. Sie hatte sich kaum angezogen, als zwei gesichtslose Dämonen das Zimmer betraten. Nur ihre glühenden Augen waren zu sehen. Sie fiel in Trance. Lukretia merkte nicht, was die beiden Dämonen mit ihr taten. Sie konnte sich an nichts erinnern, als sie erwachte. Sie fühlte sich so schwach wie nie zuvor im Leben.
Sie konnte sich kaum an die vergangenen Tage erinnern. Ohne es zu wissen, war sie zu einem Werkzeug der Oppositionsdämonen geworden. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen, von der sie nichts wusste. Lukretia bestieg ein Flugzeug nach Rom. Dort angekommen, nahm sie ein Taxi, das sie zum Hauptbahnhof brachte, und bestieg einen Zug nach Neapel, wo sie in einem kleinen Hotel am Hafen übernachtete. Am nächsten Morgen händigte ihr der Portier einen Koffer und einen Beutel aus.
Als sie den Koffer öffnete, fand sie darin ein schwarzes Kleid, schwarze Strumpfhosen, flache schwarze Schuhe und einen kleinen schwarzen
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