048 - Cinemania
vorgegangen.«
»Zur Rede stellen ist gut«, konterte Aiko.
»Angesprungen wurde ich.«
Der Samurai nickte bedächtig. Der schwere Helm ließ auch gar keine hastigen Bewegungen zu. »Meine Männer neigen zum Übereifer. Dafür entschuldige ich mich.« Seine Stimme ließ keine Spur von Bedauern erkennen, aber das mochte an der Maske liegen. »Wenn Ihr euch für Informationen über Miki Takeo interessiert, müsst Ihr mir schon folgen. Selbstverständlich sichere ich euch freies Geleit zu. Obwohl ich kaum glaube, dass ein Kämpfer von eurem Format sich vor irgendetwas fürchten muss.«
Aiko ließ sich von der Süßholzraspelei nicht einlullen. Er gab nicht viel auf Fudohs Wort.
Andererseits hatte ihm der Samurai das Leben gerettet und die Ninjas fortgeschickt. Wenn er ihn gefangen nehmen wollte, hätte er das wesentlich einfacher haben können.
»Okay«, stimmte Aiko zu. »Aber Sie setzten sich auf den Vordersitz, Fudoh-San. Ich habe gerne den Rücken frei.«
***
Die Garküche war ein langgezogener Bretterverschlag, der sich zwischen zwei hoch aufragenden Altbauten entlang zog. Die Köche wirbelten an der Feuerstelle inmitten des Rondells, während die Gäste an dem umlau- fenden Tresen saßen, der durch abgespannte Laken vor Regen geschützt wurde. Zu dieser frühen Tageszeit herrschte nicht allzu viel Betrieb, deshalb leuchteten die Augen des Inhabers auf, als Matt und Aruula auf zwei freie Plätze zusteuerten.
Kimjo gab den Küchenhilfen letzte Anweisungen, dann wandte er sich beflissen den Gästen zu. Wie die meisten Jellos hatte er sein langes Haar zu einem Zopf gebunden.
»Ihr müsst die Bellitreiter sein«, rief er erfreut. »Großvater Fong hat euch schon angekündigt.«
Matts Bewegungen vereisten. Standen die Asiaten etwa in telepathischen Kontakt zueinander? Zumindest diesen Gedanken schien Kimjo lesen zu können. Er lachte schallend auf, wiegelte aber ab:
»Keine Angst, das hat nichts mit Magie zu tun, sondern mit Teknikk!«
Stolz deutete er auf eine Metallkonstruktion, die neben ihm auf einem wackligen Beistelltisch stand. Das gebogene Kupferrohr, das obenauf lag, besaß entfernte Ähnlichkeit mit einem Telefonhörer. Vom Untergestell zweigte ein dünnes Kabel ab, das einen Pfosten empor lief und wie eine Wäscheleine quer über die Straße führte. Auf der gegenüberliegenden Seite verschwand es im Stallgebäude.
»Braucht nur sehr wenig Windkraft«, erklärte Kimjo stolz. Um zu demonstrieren, was es mit dem Gerät auf sich hatte, hob er das Kupferrohr ab und presste sich das obere Ende ans Ohr.
»Damit bin ich mit Großvater Fongs Kontor verbunden. Ich kann mit ihm reden, als ob er neben mir stände. So etwas habt ihr noch nie gesehen, was?«
Aruula nickte beeindruckt, Matt hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Nicht wegen der primitiven Konstruktion. Angesichts des allgemeinen Standards war die durchaus beeindruckend. Aber die Begeisterung, mit der Kimjo an dem bizarren Fernsprecher hantierte, hatte schon etwas Erheiterndes. Mit aufgeregten Worten erläuterte der Jello die Funktionsweise des Gerätes. Man musste an einer Kurbel des Untergestells drehen, um die Gegenstelle anzuläuten. Ganz ähnlich wie zu Graham Bells Zeiten.
»So etwas gibt es nur in El'ay«, verkündete Kimjo stolz. »In dieser Stadt wimmelt es zwar von Hohlschädeln, aber wir haben auch einige kluge Köpfe zu bieten, wie meinen Vetter Hulong. Der bastelt Sachen, da geht mir wirklich der Zopf hoch! Alles viel besser als der Schrott, den die Wichtigtuer von Microware anbieten!«
Matt horchte auf. Den Namen hatte er doch schon mal gehört. Er deutete auf das Wandgemälde, einige Häuser weiter.
»Microware? Die zeigen doch auch den Film, für den dort drüben geworben wird, oder?«
Aus Kimjos Gesicht wich schlagartig jede Fröhlichkeit. »Richtig«, bestätigte er knapp.
»Was darf ich euch bringen? Wir haben frischen Taratzenbraten, Deer-Ragout, Gemüsessuppe und Reispfanne.«
Seine Stimme gewann an Freundlichkeit zurück, doch es war nicht zu überhören, dass er nicht über das Kino sprechen wollte. Matt beließ es dabei. Manchmal war es besser, nicht zu drängen, wenn man etwas erfahren wollte. Ein geschwätziger Typ wie Kimjo fing früher oder später selbst mit den heiklen Themen an. Es reichte dann, ihn nicht zu unterbrechen.
Mit knurrendem Magen sah Matt zu den Köchen hinüber. Über einer offenen Feuerstelle drehte sich tatsächlich eine junge, knapp einen Meter lange Taratze. Kimjo folgte seinem
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