048 - Cinemania
unverschämter, deshalb gingen einige Gemeinden daran, eigene Lichtnetze zu bauen. Microware schickte daraufhin seine Söldner aus, um fremde Windräder und Laternen zu zerstören. Die Kerle sitzen auf solchen Bergen von Bax, dass sich niemand mit ihnen messen kann. So herrschen sie über Licht und Dunkelheit in den Straßen von El'ay.«
»Gibt es denn kein gewähltes Oberhaupt, das die Gilde in ihre Schranken weisen kann?«, fragte Matt erstaunt.
»Du meinst einen König, der auf unsere Kosten lebt und die Stadtwache auf uns hetzt, wenn wir nicht den Zehnten an ihn abgeben wollen?« Kimjo schnaufte verächtlich. »So was gab es mal, als ich noch ein Kind war, aber dieser Schmarotzer wurde irgendwann verjagt. Hier in El'ay haben die Menschen seither ihre Probleme selbst geregelt. Sie sind auch ohne Wachen und falsche Herren gut zurecht gekommen. Aber seitdem Microware seine Fangarme auch in andere Handelsbereiche ausstreckt, ist es, als hätten wir doch ein Herrschergeschlecht. Es hat sie zwar niemand gewählt, aber wir können sie auch nicht mehr loswerden. Die Menschen haben sich an die Annehmlichkeiten gewöhnt, die sie von der Gilde erhalten. Außerdem haben alle Angst vor ihren Söldnern, insbesondere seit man munkelt, dass auch die Schatten für sie arbeiten.«
»Vielleicht beruht alles auf einem Missverständnis? Habt ihr schon mit dem Anführer der Gilde verhandelt?«, fragte Matt. Der Nam winkte ab. »Wie denn? Den bekommt keiner zu sehen. Thornton verschanzt sich schon seit vielen Wintern in seinem dunklen Turm des Schreckens.« Kimjo deutete mit düsterer Miene auf die Silhouette des hoch über dem Häusermeer aufragenden Arco Plaza.
In diesem mächtigen Betonklotz mit all seinen Büros und Geschäften hatten einst über zehntausend Menschen gearbeitet. Aus den oberen Stockwerken ließ sich das ganze Tal übersehen. Es war gut vorstellbar, dass dort eine Gilde residierte, die keinen Fuß mehr auf die Straße setzte, sondern nur noch ihre Schergen ausschickte, um ihre Macht zu demonstrieren. Matt zog ein nachdenkliches Gesicht.
»Dagegen lässt sich nicht allzu viel machen, ohne einen Bürgerkrieg auszulösen.«
»O doch«, tönte Kimjo. »Der dunkle Turm ist zwar gut bewacht, aber die Japse, die ihnen als Leibeigene dienen, leben in alten Bruchbuden am Hafen. Ich treffe mich regelmäßig mit anderen Geschäftsleuten. Wir haben uns schon überlegt, was wir gegen diese Hungerleider unternehmen können, die uns den Reis zum Leben stehlen. Bald ziehen wir in den Hafen und zünden ihnen die Hütten über den Köpfen an.«
Matt erbleichte. Er konnte sich gut in die Situation der Leibeigenen hineindenken, schließlich war er mit Aruula schon in die Sklaverei geraten. Kimjo und seine Freunde würden die Ungerechtigkeit durch einen Überfall nur verschlimmern, statt sie zu beenden.
»Tragt ihr dabei wenigstens ein brennendes Kreuz vorweg und zieht euch weiße Kapuzen über den Kopf?«, frage er zynisch.
Kimjo hielt verblüfft in seiner Hetzrede inne.
»Natürlich nicht«, schnaubte er. »Das sähe ja wohl reichlich bescheuert aus, oder?«
Dem mochte Matt nicht widersprechen.
Ehe sie ihre Diskussion weiterführen konnten, traten zwei Mechicos an den Tresen. Es waren Bellitreiter in schwarzer, mit zahlreichen Silberplättchen besetzter Tracht. Matt hatte diese Kleidung schon einmal in der Nähe von Amarillo gesehen. Aus dem leutseligen Gespräch der beiden war zu entnehmen, dass sie Cortes und Rodriq hießen.
Kimjo nahm ihre Bestellung auf und servierte das Gewünschte im Handumdrehen. Danach kehrte er zu Matt und Aruula zurück. Ehe er in die Verlegenheit kam, erneut über die Japse herzuziehen, lenkte Matt das Gespräch auf die riesige Fassadenzeichnung. Was die Sklaverei anging, so musste er erst weitere Informationen einholen, bevor er sich eine vernünftige Meinung bilden konnte.
»Der Kerl in der Lederjacke sieht sehr realistisch aus«, begann er, um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. »Wer kann so gut malen?«
Kimjo runzelte mit der Stirn, denn er roch den Braten. Trotzdem antwortete er: »Das Bild stammt von Brina, einer begnadeten Artist. Außerdem sehr gut gebaut.« Er hielt seine Hände von den Brustkorb, als ob er zwei unsichtbare Riesenmelonen balancieren würde.
»Wenn du versteht, was ich meine.«
»Keine Ahnung«, log Matt mit warnendem Seitenblick auf Aruula.
Kimjo begriff, dass er sich gerade auf dünnem Eis bewegte. Hastig fuhr er fort: »Sie lebt davon, Bilder an
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