048 - Cinemania
an einen grobschlächtigen Türsteher und trat mit Aruula ein.
Als erfahrener Kinogänger suchte er weiter hinten nach einem Platz. Schnell erspähte er eine leichte Erhebung, die nur von einigen schlanken, in Kutten gekleideten Gestalten besetzt war. Dort konnten sie sich bequem niederlassen.
Zusammen mit Aruula bahnte er sich einen Weg durch die am Boden hockende Menge.
Sie mussten einige Umwege in Kauf nehmen. Die Menschen saßen nicht in Reih und Glied, sondern hatten sich in kleinen und großen Grüppchen nieder gelassen, durch die beim besten Willen kein Weg führte.
Es gab die üblichen Rempeleien, die sich bei solchen Ansammlungen nicht vermeiden ließen, doch die Schwerter an ihrer Seite bewahrten Matt und Aruula vor langatmigen Ausein- andersetzungen.
Endlich erreichten sie die vermummte Truppe.
Unter den fünf Kapuzen schimmerten bleiche Gesichter, als sie näher traten. Matt war nicht weiter überrascht. Er hatte sich schon gedacht, dass es sich um Nosfera handelte. Die meisten Menschen mieden die Gesellschaft der Blutsäufer, deshalb gab es in ihrer Nähe noch so viel Platz.
Matt ließ sich keinerlei Abscheu vor den Mutanten anmerken, die an Sichelanämie litten. Er wusste, dass viele dieser bedauernswerten Kreaturen ebenso in Frieden leben wollten wie normale Menschen. An der Ostküste hatten einige von ihnen sogar versucht, ihr Volk mit Blutplasma zu versorgen, waren aber von fanatischen Nosfera-Jägern daran gehindert worden.
Navok, ein weiterer Nosfera, hatte Aruula in England sogar aus der Sklaverei befreit.
Nein, es gab wirklich keinen Grund, vor diesen Mutanten zurückzuschrecken. Jedenfalls nicht mehr als vor jedem anderen Fremden, der ihnen in dieser erbarmungslosen Welt über den Weg lief.
Matt und Aruula nickten der Gruppe respektvoll zu und ließen sich nieder. Die Nosfera beantworteten die Geste nicht, sondern steckten die Köpfe zusammen und begannen leise zu tuscheln. Der Ton ihrer Unterhaltung hatte nichts Feindseliges. Aus den Wortfetzen, die Matt aufschnappte, konnte er schließen, dass die Gruppe dem Beginn der Vorstellung entgegen fieberte.
Das war die Macht des Kinos. Sie verband fremde Kulturen und Rassen in dem gemeinsamen Wunsch nach einige Stunden aufregender Unterhaltung. Überall saßen Pales, Jellos, Blax und Mechicos einträchtig beieinander, ohne sich an den Hals zu gehen.
Matt musste grinsen, als er hinter der Palisade zur Straße zwei spitze Ohrenpaare entdeckte. Im Schutze der Dämmerung hatten sich tatsächlich zwei Taratzen heran gewagt, um das Schauspiel zu verfolgen, von dem die ganze Stadt sprach. Ihre Augen glühten im Licht der untergehenden Sonne auf, bevor sie abtauchten, um sich vor vorzeitiger Entdeckung zu schützen.
Das Areal füllte sich weiter, bis selbst die letzten Plätze neben den Nosfera besetzt waren. Die Sonne versank hinter den Bergen; endlich wurde es dunkel genug für die Vorstellung.
Ohne jede Vorwarnung begann der Film. Laute Musik dröhnte aus den Lautsprechern, die im Rücken der Zuschauer installiert waren. Sekunden später schnitt eine flirrender Lichtstrahl durch die Nacht. Die Menge schrie erschrocken auf, als auf der behelfsmäßigen Leinwand plötzlich Totenschädel von schweren Panzern zermalmt wurden. Der Titelvorspann musste im Laufe der Jahre verloren gegangen sein, und mit der Bildqualität stand es auch nicht gerade zum Besten, trotzdem zogen die meisten Zuschauer die Köpfe ein.
Etwas derart realistisch Wirkendes hatten sie nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Für die Menschen dieser Epoche war der kulturellen Schock eines Actionfilms sicherlich nicht geringer als für Matt der Aufenthalt in einer virtuellen Welt. Selbst Aruula, die er ausführlich über die technischen Hintergründe informiert hatte, schien sich zu fürchten. Wortlos rückte sie näher heran und bettete ihren Kopf an seine Brust.
Matt legte den Arm um sie. Plötzlich fühlte er sich wieder wie mit siebzehn, als er seine erste Freundin zum Rendezvous ins Kino eingeladen hatte. Jetzt fehlten nur noch Popcorn und eine eisgekühlte Coke zu seinem Glück.
Lächelnd genoss er die Erinnerungen an die alte Zeit, während der Film weiterging. Es macht ihm auch Spaß, die Reaktionen der übrigen Zuschauer zu beobachten, die völlig von der rasante Handlung in den Bann geschlagen wurden. Kein Wunder, schließlich hatten sie nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen. Nach einigem Suchen entdeckte er sogar die beiden Taratzen wieder, die vorsichtig über die
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