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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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waren absolut tot. Aber wer besaß in dieser untergegangenen Kultur schon ein Funkgerät?
    Höchstens einige Vertraute der Gilde. Und natürlich sein Vater.
    Genau das war es, worauf Aiko baute: dass Thornton Kontakt zu Miki Takeo aufnahm. Falls die Gilde einen Boten per Frekkeuscher aussandte, sah es allerdings schlecht für ihn aus.
    Schließlich konnte er nicht jeden überwachen, der das riesige Gebäude verließ.
    Die ereignislosen Minuten vergingen langsam. Aikos Zuversicht sank auf den Nullpunkt. Nur Rauschen drang aus den Lautsprechern. Offenbar hatte er Thornton unterschätzt.
    Er wollte schon mutlos davon ziehen, als der durchlaufende Scanner bei 108,6 hängen blieb. Abgehackte Silben, die keinen Sinn ergaben, drangen aus den Lautsprechern. Es war ein disharmonischer Rhythmus, wie ihn keine menschliche Kehlen erzeugen konnte.
    Aiko überprüfte, ob die Wellenlänge richtig eingestellt war, aber das Gestammel hatte nichts mit schlechtem Empfang zu tun. Die Nachricht wurde mit einem Zerhacker verschlüsselt!
    Aiko schwankte zwischen Triumph und Ärger, denn vor wem außer ihm sollte Thornton schon seine Funksprüche geheim halten? Der Cyborg programmierte die aufgespürte Frequenz ein; vielleicht konnte sie ihm noch einmal nützlich sein. Danach nahm er Kurs auf das Hafengebiet. Bevor er sich erneut mit Thornton traf, wollte er mehr über Microware herausfinden.
    Sobald die engen Straßenschluchten von Bunker Hill hinter ihm lagen, ging er auf Höchstgeschwindigkeit. Er überquerte den zugewucherten Santa Monica Freeway und donnerte mit achtzig Stundenkilometern über verstreut liegende Hütten und Höfe hinweg. Links von ihm zeichneten sich die Ruinen des Einkaufszentrums von Watts ab, in dem ein lokaler Blax-König herrschte.
    Aikos Ziel war das Dschunkenviertel von Inglewood, das er bei den Streifzügen der vergangenen Tage entdeckt hatte. Dort lebten viele der Japaner, die mit ihren Nussschalen über den Pazifik gesegelt waren, um in Meeraka ein neues Leben zu beginnen. Auf ganz ähnliche Weise waren einst Aikos Vorfahren ins Land gekommen.
    Noch während er in Erinnerungen schwelgte, rückte die Küstenlinie näher. Der Cyborg verminderte die Geschwindigkeit und sank tiefer. Hier, in Hafennähe tummelten sich Händler, Arbeiter und Schaulustige aller Couleur. Lastandronen und Biisonkarren drängten sich zusammen, um in das eng bebaute Viertel aus Lagerhäusern und Handelskontoren einzusickern. Ein jeder Tucker, wie die Lenker von Lasttransporten genannt wurden, versuchte seinen Konkurrenten einen Vorteil abzutrotzen. Unentwegt wurden Flüche und Beschimpfungen ausgetauscht, ab und an auch mal die Peitsche als deftige Antwort geschwungen. Andronen, Frekkeuscher und Biisons beteiligten sich an dem Lärm, als ständen sie in unversöhnlichem Streit zueinander. Es war ein derbes Geschäft, in dem zartbesaitete Gemüter nichts verloren hatten.
    Plötzlich übertönte ein Schrei das laute Gezänk. Die Tucker waren zu sehr mit ihren Streitigkeiten beschäftigt, um darauf zu achten, doch Aiko fuhr der Laut durch Mark und Bein. So klang nur ein Mensch in höchster Todesangst!
    Er stoppte den Gleiter und versuchte den Ausgangspunkt des Hilferufs zu lokalisieren. Angesichts des allgemeinen Lärms kein leichtes Unterfangen. Er machte zwei Lagerhäuser aus, zwischen denen es laut hervor schallte. Aiko packte das U-förmige Lenkrad fester und hielt auf die Gasse zu. Mit einem eleganten Schlenker zog er über den Hinterhof einer Sägemühle, auf dem sich Ginkostämme und zurecht gesägte Bretter türmten.
    Im Schatten des Windrads lag eine junge Jello auf dem Boden. Sie krümmte sich vor Schmerz, weil zwei stark behaarte Gestalten gnadenlos auf sie eintraten.
    »Verdammte Japse!«, brüllten die beiden Primitivlinge immer wieder, während sie ihr Opfer traktierten. »Wir woll'n euch hie nicht ham! Geht dahin zurück, wo ihr hergekomm seid!«
    Aiko stellte sich nicht die Frage, wie oft die Typen schon selbst mit den gleichen Worten begrüßt worden waren. In ihm schrie nur alles danach, dem Mädchen zu helfen. Mit schnellem Griff aktivierte er die Napalmwerfer.
    Summend fuhren die Geschützrohre aus.
    In einer engen Kurve kehrte er zum Hof zurück und setzte zum Sturzflug an. Fauchend schossen die Flammen hervor und schlugen fünf Meter vor der Gruppe auf. Innerhalb weniger Sekunden entstand eine Feuerwand, von der ungeheure Temperaturen ausgingen. Selbst Aiko spürte die Hitzewelle, die über den Hof jagte.
    Entsetzt

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