048 - Cinemania
Bevölkerung zu festigen.«
»Wir warten schon viel zu lange«, grollte der General. »Meine Männer werden ungeduldig!« Solchen Widerspruch war Thornton nicht gewohnt. Über seiner linke Schläfe schwoll eine pochende Ader an, die von seinem gestiegenen Blutdruck zeugte. »Vergessen Sie nicht, wer hier die Befehle gibt!«, bellte er Fudoh an. »Ihr Volk ist Gast unter meinem Dach, dafür kann ich doch wohl etwas Loyalität erwarten!«
Ein leises Zittern brachte die Eisenlamellen des Samurais zum Klirren. Es schien, als ob im Inneren der Rüstung etwas brodelte, das jeden Augenblick explodieren könnte.
Die Erschütterung hielt nur wenige Sekunden an, dann wirkte der General wieder so unbeweglich wie zuvor. Mit ruhiger Stimme antwortete er: »Unsere Kooperation basiert nicht auf Eurem Mitleid, Thornton-San. Ohne meine Wissenschaftler würde es kein Cinemaa für Euch geben.«
»Und ohne die Bauteile, die in den Etagen der Gilde lagern, hätten Ihre Wissenschaftler nichts zu forschen«, gab Thornton kalt zurück. Seine Wut verrauchte jedoch so schnell, wie sie entstanden war. Seit den Tagen, als er die ersten Windräder installieren ließ, hatte er nichts von seinem kaufmännischen Verhandlungsgeschick verlernt. Er schlug einfach einen sanfteren Ton an, ohne in der Sache nachzugeben. »Wir sollten unseren Streit begraben, General, schließlich sind wir aufeinander angewiesen. Doch Sie dürfen nie vergessen, dass ich diese Stadt schon beherrscht habe, als Sie noch in einer leckgeschlagenen Dschunke auf dem Ozean trieben.«
Der Samurai reagierte nicht auf die letzte Bemerkung, doch das Funkeln seiner Augen ließ das Ausmaß seiner Verärgerung ahnen.
Seine Stimme knarrte wie eine Eisenfeile, die über einen rostigen Metallblock strich, als er zu bedenken gab: »Dieser Aiko besitzt das Wissen der Vergangenheit! Er könnte unsere Pläne durchschauen.«
Thornton winkte ab. »Keine Sorge, ich habe ihn unauffällig gescannt, während er seine Wunden versorgt hat. Der Kerl ist defekt! Nichts weiter als ein LoBot! Ihre Männer hätten ihn nicht so leicht bezwingen können, wenn seine internen Speicher betriebsbereit gewesen wären. Vermutlich hat man ihn wegen der Schäden aus seiner Enklave fortgejagt, und nun ist er auf der Suche nach Takeo, um sich reparieren zu lassen.«
Thorntons Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Grinsen.
»Aiko braucht Hilfe ! Wenn wir es richtig anstellen, können wir ihn mit List auf unsere Seite ziehen. Schließlich ist er Japaner wie Sie. Er soll sich ruhig in der Stadt umhören, was die Menschen auf den Straßen von Ihren Landsleuten halten. Und der Kinobesuch wird den Rest erledigen.«
***
Aiko registrierte zufrieden, dass sich niemand am Gleiter zu schaffen gemacht hatte. Erwartungsvoll schwang er sich auf den Vordersitz. Ein kurzer Check der Instrumente zeigte ihm an, dass der Echoscanner mittlerweile große Teile des Towers vermessen hatte.
Seine Lippen kräuselten sich zu einem dünnen Lächeln. Es gab keine Störfrequenzen, die das Gerät behindert hätten. Microware unterschätzte seine technischen Möglichkeiten, und das war gut so.
Die Wächter zogen das Doppeltor auf und winkten ihm zu, als er nach draußen flog. Sie schienen ihn für einen Verbündeten zu halten.
Mit gemischten Gefühlen zog Aiko über das Cinemaa hinweg, dessen Areal sich langsam füllte. Er traute Thornton und seiner Gilde nicht sonderlich weit über den Weg, andererseits hatten sie vielleicht wichtige Informationen zu bieten. Unter Umständen war es von Vorteil, sich mit ihnen zu arrangieren.
Der Gleiter tauchte in das Straßengewirr von Bunker Hill ein. Aiko schlug ein bedächtiges Tempo ein, während er den Frequenzscanner aktivierte.
Er grübelte immer noch über die Funkanlage, die sich im Kontor des Gildenführers befand.
Ihr Design ähnelte den Sendern im Medical Science Center von Amarillo; das konnte kein Zufall sein.
Vielleicht hatte sein Vater das Gerät angefertigt, um es bei der Gilde gegen intakte Transistoren oder Chips einzutauschen?
Aiko bewegte sich in einem Radius von wenigen Kilometern um das Arco Plaza herum. Während des Fluges passierte er zahlreiche klassische Motive von Rubens und Michelangelo, die ein unbekannter Künstler auf kahle Hauswände gemalt hatte.
Doch der Cyborg besaß keinen Blick für die Schönheit der Bilder, denn er lauschte verbissen dem leisen Rauschen, das aus den Cockpit-Lautsprechern drang. Bisher war nichts zu hören. Sämtliche Frequenzen
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