048 - Cinemania
in Panik zu verfallen - das Gleiche würde ihr auch hier gelingen. Die Knie fest gegen die Schläfen gepresst, verlangsamte sie den Atemrhythmus, bis sich der Takt ihres Herzens wieder beruhigte. Es war stiller Kampf, unbemerkt von aller Welt und doch der schwerste, den sie je auszufechten hatte.
Ein dünner Schweißfilm überzog ihren zitternden Körper, während sie den Lauschsinn so weit abschottete, dass die hämmernde Wellen zu einem leisen Pochen wurden. Endlich konnte sie wieder frei durchatmen.
Kaum hatte sie ihre Schmerzen im Griff, kehrte die Neugier zurück. Lauernd sah sie sich um. Was mochte der Auslöser dieses Anfalls gewesen sein?
Knapp dreißig Schritte entfernt konnte sie das hohe Gebäude ausmachen, das den hinteren Teil des Areals begrenzte. Aus dem zweiten Stock entsprang ein flimmernder Lichtstrahl, der die lebenden Bilder transportierte. Auf gleicher Höhe hingen große Kästen aus den Fenstern, die Maddrax Speekers genannt hatte. Aus ihnen kam der Krach, der das Spektakel auf der hinter ihr liegenden Hauswand untermalte.
Als Aruula die unförmigen Dinger näher in Augenschein nahm, wallten neue Schmerzwell,en in ihr auf. Plötzlich fühlte sie mit jeder Faser ihres Körpers, dass dort die Ursache der Qualen lag. Der barbarische Teil in ihr wollte der Sache sofort auf den Grund gehen, um sich dagegen zur Wehr zu setzen, doch sie beherrschte sich. In ihrer Partnerschaft mit Maddrax hatte sie gelernt, überlegt vorzugehen.
Es war nicht zu übersehen, dass der Raum für die Zuschauer einige Schritte vor der Mauer endete. Eine lose Kette von kräftigen, mit Speeren bewaffneten Wachen sorgte dafür, dass niemand dem Haus zu nahe kam.
Wer sich so gut abschirmte, hatte auch etwas zu verbergen!
Aruula überlegte fieberhaft, wie sie die Männer umgehen konnte, als außerhalb der Palisade ein Tumult losbrach. Entsetztes Keuchen mischte sich mit schrillem Fiepen.
Dann waren reißende Geräusche zu hören, als ob erlegtes Wild in zwei Hälften zerteilt würde. Ein lauter Schrei ertönte, gefolgt von dem verzweifelten Ruf »Zu Hilfe! Hier sind zwei tollwütige Taratzen!«
Die Zuschauer neben Aruula sahen sich verwirrt um. Gehörte diese Warnung zu den Geschehnissen auf der getünchten Hauswand?
Neugierig blickte einer zum anderen, doch niemand wusste eine Antwort. Angesichts der unglaublichen Ereignisse war wohl alles möglich. Achselzuckend wandten sie sich wieder dem Terminator zu.
Nur die Wachen des Cinemaa, die den Film kannten, wussten es besser. Gemeinsam eilten sie ihren bedrängten Kameraden zur Hilfe - und dachten in ihrer Hektik nicht daran, jemanden auf Posten zurück zu lassen. Alle setzten sie über die Brüstung hinweg. Das Fiepen auf der anderen Straße schwoll weiter an, als sie sich den Taratzen entgegen warfen.
Aruula überzeugte sich davon, dass der Weg wirklich frei war, dann lief sie los. Gebückt näherte sie sich einer primitiven Eisentür, die den Eingang sicherte. Das Schwert in der Rechten, versuchte sie hinein zu gehen, doch es war verriegelt.
Wäre ja auch zu einfach gewesen, seufzte sie innerlich.
Aruula sah sich um. Sie fand einige leere Kisten, die von den Wachen als Sitzgelegenheiten genutzt wurden. Hastig trug sie drei davon zur Hauswand und stapelte sie übereinander. Behände kletterte sie den wackligen Turm empor. Oben angekommen war der Mauervorsprung, auf dem einer der Speeker stand, nicht mehr weit.
Aruula ließ das Schwert in die Rückenhalterung einrasten und wippte mit den Knien. Sie wusste, dass sie nur einen Versuch hatte. Wenn sie zurück auf die Kisten krachte, würde der Lärm auch den letzten Zuschauer auf sie aufmerksam machen.
Ein Moment der Konzentration, dann stieß Aruula sich ab. Wie eine gespannte Feder schnellte sie in die Höhe.
Ein, zwei Lidschläge lang schien sie in der Luft zu stehen, dann zerrte die Schwerkraft sie unbarmherzig zurück.
Aruula packte zu. Ihre Fingerkuppen schrammten über den verwitterten Stein. Ihr gesamtes Körpergewicht hing plötzlich an vier Fingern, aber sie ließ nicht locker, fasste mit der anderen Hand nach und zog sich keuchend nach oben.
Endlich fanden ihre Füße genügend Halt an der porösen Mauer, dass sie den linken Oberarm auf den Vorsprung schieben konnte. Es war ein mörderischer Kraftakt, selbst für ihre eisenharten Muskeln. Keuchend stemmte sie sich in die Höhe.
Geschafft! Vor ihr befand sich eine Schießscharte, von der aus die Speeker bedient wurden.
In unmittelbarer Nähe der
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