048 - Cinemania
Palisade spähten, um das Spektakel der Menschen zu verfolgen.
Matts gute Laune sank erst, als Arnold Schwarzenegger auf der Leinwand erschien. Völlig nackt; das hatte er ganz vergessen.
Aruula pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Der ist aber gut gebaut«, flüsterte sie. »Und bestimmt auch sehr, sehr stark.«
Matt versuchte die Eifersucht zu unterdrücken, die in ihm aufwallte. »Das sind doch alles nur Filmtricks«, brummte er. »Ich habe dagegen schon viele echte Kämpfe bestanden.«
Aruula kuschelte sich fester an ihn, damit er ihr schalkhaftes Lächeln nicht sah. »Dich habe ich doch auch viel, viel lieber«, versicherte sie, ohne die blanke Kehrseite des Bodybuilders nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Begeistert verfolgte sie mit, wie der Terminator drei Punks aufmischte. Wie viele andere Zuschauer klatschte sie Beifall, als das Blut von seiner blanken Faust herab tropfte.
»Dieser Film hätte keine Freigabe für kleine Barbarinnen bekommen dürfen«, stichelte Matt, doch Aruula hörte ihm überhaupt nicht zu.
Ehe sich der Pilot weitere Gedanken zum Thema Jugend- und Barbarenschutz machen konnte, vernahm er ein lautes Fiepen.
Überrascht sah er zu den Taratzen hinüber, die mit den Köpfen schüttelten, als würden sie unerträgliche Schmerzen erleiden. Schrille Töne ausstoßend, pressten sie ihre Pfoten auf die Ohren und tauchten blitzschnell hinter der Palisade ab. Der Spuk war so schnell vorbei, dass ihn die meisten Zuschauer gar nicht mit bekamen.
»Was ist denn mit denen los?«, wunderte sich Matt, ehe er bemerkte, dass Aruula unter Krämpfen litt. Keuchend rieb sie ihre Schläfen, als ob sie einen immensen Druck unter der Schädeldecke verspürte. Kalter Schweiß perlte in ihrem Nacken auf.
Matt erschrak, als er sie fester in die Arme schloss. Ihre Haut fühlte sich eiskalt an. Die Körpertemperatur war innerhalb von Sekunden um mindestens fünf Grad gefallen.
»Was hast du?«, flüsterte er.
»Ich weiß nicht«, keuchte sie. »Es ist, als ob mir jemand glühende Nadeln durchs Ohr stößt.«
Erbostes Zischen drang von allen Seiten auf sie ein. Die übrigen Zuschauer fühlten sich in ihrem Filmgenuss gestört.
Aruula biss sich auf die Lippen, um nicht vor Schmerz laut aufzuschreien. Matt streichelte ihre Schulter. »Komm, wir gehen«, bot er an.
»Ich kenne den Streifen sowieso in- und auswendig.«
Die Barbarin zwang sich zu einem tapferen Lächeln. »Lass nur«, wehrte sie ab. »Du hast dich doch so darauf gefreut. Mich verwirren nur die vielen Menschen. Ich setzte mich einfach etwas abseits hin, dann geht es schon wieder.«
»Ist da vielleicht gleich mal Ruhe?«, beschwerte sich einer der Nosfera.
Zustimmende Rufe wurden laut. So viel Solidarität mit einem Blutsäufer gab es nur selten in El'ay. Aruula befreite sich aus Matts Armen und erhob sich.
»Bleib hier«, flüsterte sie. »Mir geht es gleich wieder besser!« Dann taumelte sie auch schon davon.
Matt sah noch, wie sie einige Zuschauer umrundete, bevor sie mit der Dunkelheit verschmolz. Einen Moment lang war er zwischen Film und Sorge hin und her gerissen. Er wusste, dass Aruula gut auf sich selbst aufpassen konnte, aber durfte er sie in diesem Zustand wirklich alleine lassen?
Aruulas Körper vibrierte wie der Resonanzboden einer Laute, deren Saiten von einem unmusikalischen Truveer angeschlagen wurden. Es war ihr Lauschsinn, der so empfindlich reagierte, das spürte sie genau. Ihre Hoffnung, dass die Schmerzen nachlassen würden, wenn sie sich von den Zuschauern entfernte, erwiesen sich allerdings als Trugschluss. Im Gegenteil. Je näher sie dem rückwärtigen Teil der Arena kam, desto schlimmer wurde das Prickeln in ihrem Kopf.
Sobald sich die Zuschauerreihen lichteten, blieb sie stehen. Weglaufen hatte keinen Zweck, sie musste sich irgendwie zur Wehr setzen.
Einem inneren Instinkt folgend, hockte sie sich auf den Boden und nahm die vertraute Lauschhaltung ein - den Kopf zwischen den Knien. Diesmal versuchte sie aber nicht, ihre geistigen Fühler auszustrecken, sondern sie im Gegenteil tief in sich zu vergraben.
Angesichts der Schmerzen fiel es ihr nicht leicht, ihre Gedanken zu sammeln. Furcht pulsierte durch ihre Adern. Was, wenn sie an einer Krankheit litt, die sich nicht mehr heilen ließ? Musste sie dann mit diesen höllischen Qualen leben, bis Krahac sie ins Reich der Toten holte?
Aber so leicht ließ sich die Barbarin nicht unterkriegen. Sie hatte schon einem Dutzend Taratzen gegenüber gestanden, ohne
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