048 - Der rote Affe
lächelte schwach. Jeff zog sich einen Stuhl heran und setzte sich grinsend. Er hatte sich neue Kleider gekauft und sah nun wieder manierlich aus.
Carol streckte ihm ihre rechte Hand hin, und er ergriff sie vorsichtig.
„Wie geht es dir, Carol?“ fragte er und setzte sein strahlendstes Lächeln auf.
„Wir haben es doch geschafft“, sagte sie leise.
„In letzter Sekunde“, stellte Jeff fest. „Wir hatten Glück, unverschämtes Glück.“
„Hast du etwas von meinem Bruder gehört, Jeff?“
Das Gesicht des Reporters verdüsterte sich.
„Nein“, sagte er. „Ich habe nichts von ihm gehört.“
„Wann kehren wir in die Staaten zurück, Jeff?“
Wenn ich das wüßte, dachte er. Er beschloß ihr aber nichts davon zu sagen, daß der Affe gefangengenommen werden sollte. Unterwegs hatte sie ihm alles über ihren Bruder erzählt. Er wußte von den Experimenten, die Tucker vornahm.
„Sobald du gesund bist“, sagte er. „Ich darf nur kurz bleiben. Ich schaue aber am Nachmittag bei dir vorbei.“
Er kehrte in sein Hotel zurück. Nach dem Mittagessen bekam er den erwarteten Anruf von Dave Bonnier. Diesmal war die Verbindung besser.
„Wie geht’s, Jeff?“ fragte Bonnier.
„Mäßig“, sagte Jeff. „Ich will endlich nach Hause.“
„Das kann ich mir denken“, sagte Bonnier. „Aber daraus wird nichts. Morgen trifft Mike Vance bei dir ein.“
Vance war der Starfotograf der Sunday Post.
„Das ist ja recht schön, daß Mike kommt“, brummte Jeff, „aber er kann mir nicht viel helfen.“
„Das ist mir auch klar. Aber Harry Gittins und seine Männer werden dir helfen.“
„Allerdings“, stimmte Jeff zu. Harry Gittins war einer der letzten Abenteurer. Er hatte Männer um sich geschart, die immer auf der Suche nach Abenteuern waren, und Jeff hatte schon einige Male mit Gittins zusammengearbeitet.
„Gittins bringt zwei Hubschrauber mit“, sagte der Chefredakteur. „Außerdem schickte ich ein Schiff los. Sobald Gittins mit seinen Leuten bei dir eingetroffen ist, macht ihr euch auf die Suche nach dem Affen und versucht ihn zu fangen. Ihr bringt ihn dann auf das Schiff und fahrt nach New York. Sobald der Affe außer Land gebracht ist, starten wir die Artikelserie.“
„Warum nicht gleich, Dave?“
Bonnier seufzte. „Wenn ich gleich mit der Serie beginne, dann schaltet sich garantiert die Regierung in Brasilien ein. Und dann bekommen wir den verdammten Affen nicht heraus. Außerdem würde es augenblicklich von Reportern bei dir wimmeln. Und ich will, daß wir den Bericht exklusiv bringen. Das wird ein Knüller werden. Setz dich hin und verfasse einstweilen den ersten Teil, Jeff.“
Jeff grunzte ungehalten.
„Ich kann nicht schreiben“, sagte er. „Meine Hände sind bandagiert.“
„Dann besorge dir ein Diktiergerät“, knurrte Dave ungehalten.
„Eine andere Sache, Dave“, sagte Jeff nachdenklich. „Was sollen wir mit Tucker machen?“
„Ich sprach mit einem Anwalt“, sagte Bonnier. „Es dürfte schwer sein, dem Kerl etwas anzuhängen. Seine Experimente kann ihm niemand verbieten, und was der Affe auf seinen Befehl anstellte, das ist kaum zu beweisen. Gehe nicht zu sehr auf Tucker ein in deinem Bericht. Da müssen wir vorsichtig sein, sonst haben wir unter Umständen von ihm eine Klage am Hals.“
„Und was soll ich mit Tuckers Schwester machen?“
„Die nimmst du mit, sobald der Affe gefangen ist.“
„Ich fürchte, daß sich Tucker aus dem Staub gemacht hat.“
„Das fürchte ich auch“, meinte Bonnier nachdenklich. „Wenn ihr aber den Affen fangen könnt, dann ist das die größte Sensation der letzten Jahre. Da wird unsere Auflage in die Höhe schnellen.“
„Du denkst nur an die verdammte Auflage“, brummte Jeff.
„Dafür bin ich ja da“, sagte Bonnier. „Rufe mich an, sobald du den Artikel fertig hast. Bis später.“
Nach dem Mittagessen setzte sich Jeff in sein Zimmer. Es war ihm gelungen, eine uralte Schreibmaschine aufzutreiben. Er trank eine halbe Flasche Whisky und rauchte ein Päckchen Zigaretten, bis der Artikel fertig war. Er las ihn nochmals durch und meldete das Gespräch nach New York an.
Seine Hände schmerzten. Es war eine Qual gewesen zu schreiben. Diesmal mußte er nur zwei Stunden auf die Verbindung nach New York warten. Rasch gab er seinen Artikel durch, den Bonnier auf Band aufnahm.
Es war schon dunkel, als er Carol besuchte. Ihr Gesicht hatte etwas Farbe bekommen, die Augen glänzten nicht mehr fiebrig! Er setzte sich ans
Weitere Kostenlose Bücher