0480 - Der Doppel-Zombie
Neues vom Abbé?« fragte er noch.
»Nein. Er spricht viel von der Wolke und davon, daß sie sich verdichtet hatte.«
»Ich werde aufpassen.«
»Tu das.« Suko zog sich wieder zurück und ließ den Reporter allein. Er blieb es nicht lange, denn die Krankenschwester kehrte wieder zurück.
»Kommt jetzt die Rache?« fragte Bill.
»Wenn Sie es so sehen, ja.« Hinter ihrem Rücken holte die Schwester einen großen Becher hervor und auch eine Kanne mit Kaffee. »Wollen Sie einen Schluck?«
»Gerne.«
Sie schenkte ein. Dabei fragte sie: »Ihr Kollege vielleicht auch?«
»Nein, der trinkt Tee.«
»Ist auch besser.«
»Darüber läßt sich streiten.«
Bill bekam seinen Kaffee und die Frage gleich mitgeliefert. »Sagen Sie mal, weshalb bewachen Sie den Mann?«
»Er ist möglicherweise in Gefahr.«
»Wieso?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht erklären. Es ist auch nicht ganz sicher, aber wir wollen eben uns nichts vorwerfen lassen, sollte doch etwas passieren.«
»Das kann ich verstehen. Ich schaue nachher noch mal vorbei. Habe sowieso Nachtdienst.«
»Ich freue mich schon.«
»Lügner«, sagte die Krankenschwester scharf und lächelte dabei spitzbübisch.
Bill trank seinen Kaffee, der so gekocht worden war, daß er einen Zombie aus dem Grab holen konnte. Heiß und stark, dabei ohne Milch und Zucker.
An die Geräusche gewöhnte er sich. Der Lift wurde des öfteren bewegt, und Bill stand nach einer halben Stunde auf, um sich die Beine zu vertreten. Der Stuhl war mit seiner nicht gepolsterten Sitzfläche einfach zu hart. So leise wie möglich schritt er den Gang auf und ab. Er kam sich vor wie ein Vater, der darauf wartete, daß man ihm sein Erstgeborenes zeigte. Bill erinnerte sich noch gut daran, wie sein Sohn Johnny geboren wurde. Das hatte großen Ärger gegeben, schon damals waren die Conollys von den Mächten der Schwarzen Magie gejagt worden.
Wieder verstrich Zeit.
Bill tauchte in die Schatten am Boden ein, ging hindurch, spürte danach wieder den milden Schein der Lampe, zählte seine Schritte und schaute auch des öfteren durch den leeren Gang dorthin, wo sich an seinem Ende das Treppenhaus befand.
Auch dort brannte eine Leuchte. Sie warf ihr Licht als Kegel dem Boden entgegen, und Bill zuckte plötzlich zusammen, bevor er stehenblieb.
Im Schacht hatte sich etwas bewegt!
Was es genau war, hatte er nicht erkennen können, weil es zu schnell verschwunden war. Jedenfalls war er keiner Täuschung erlegen.
Sollten es die unbekannten Gegner geschafft haben, in die Klinik einzudringen?
Bill dachte daran, Suko Bescheid zu geben, ließ es dann bleiben, weil er zunächst auf Nummer Sicher gehen wollte. Da hatte auch die Lampe flackern und ihn täuschen können, es war einfach alles möglich.
Aus der unteren Etage hörte er Stimmen. Dort redete die korpulente Krankenschwester mit einem Arzt. Sie sprachen über ein medizinisches Problem, von dem Bill nichts verstand.
Vom Gang aus gesehen, wirkte die Etagenplattform des Treppenhauses wie der Beginn zu einem Schacht. Die Treppe selbst begann erst links hinter der Ecke, so daß Bill die Stufen nicht sehen konnte.
Etwas warnte ihn.
Möglicherweise hätte er den Geruch nicht wahrgenommen, wenn er sich nicht so lange in dem Flur aufgehalten hätte. So aber begann er zu schnuppern, denn der Geruch von Feuchtigkeit war in seine Nase gedrungen.
Das gefiel ihm nicht…
Der Reporter blieb stehen. Er schaute zurück, sah seinen leeren Stuhl neben der Zimmertür und hörte auch die Stimmen des Arztes und der Krankenschwester nicht mehr.
Er ging vor.
Sehr behutsam setzte er den Schritt. Berührte den Boden zunächst mit den Zehenspitzen, stemmte sich dann auf dem Ballen ab, geriet in den Lichtschein der Lampe, die seine Gestalt als Schattenumriß auf den Boden zeichnete.
Das war nicht gut…
Bill bewegte sich nach rechts, dann blitzschnell vor und schaute zur Treppe hin.
Er sah sie auch, aber ebenfalls die beiden Rocker, die wie Felsen vor ihm standen, ihn kalt angrinsten und Bill dabei in die Doppelmündung einer abgesägten Schrotflinte schaute…
***
Der Typ mit der Schrotflinte trug das schwarze Haar angeklatscht am Kopf. Er hatte seinen breiten Mund zu einem kalten Grinsen verzogen. In der Rechten hielt er die Waffe. Seine linke Hand war leer. Sie führte er allerdings hoch und streckte dabei einen Zeigefinger aus, den er auf die Lippen legte.
Bill verstand das Zeichen.
Der Kerl neben dem Gelackten sah noch gefährlicher aus. Typ glatzköpfiger
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