0481 - Im Schlund des Dreitöters
Zollbeamten.
Es war Wladimir Golenkow. Er winkte, ich hörte sein Lachen, dann wandte er sich an einen Knaben, der abseits stand.
Der Bursche nahm Haltung an, als Golenkow mit ihm sprach. Anschließend ließ man mich in Ruhe, so daß mich mein russischer Freund in die Arme schließen konnte.
»Na, du siehst noch so aus wie früher, John. Hast dich nicht verändert. Wie frisch aus dem Urlaub.«
»Danke, das Kompliment gebe ich zurück. Ich wußte gar nicht, daß ihr mich zu zweit empfangt.«
»Wieso?«
»Du und Väterchen Frost.«
Er lachte auf. »Ja, mein lieber John, das ist eben so in dieser Stadt. Väterchen Frost wird sich auch so leicht nicht vertreiben lassen. Aber wir merken schon die Sonne. Es ist herrlich in Moskau. Der Schnee ist fast weg.«
»Das hört sich an, als sollte ich hier Urlaub machen.«
»Wegen mir kannst du das.«
Ich hatte längst meinen Koffer genommen und schritt schlendernd neben Wladimir her. »Wie ist es dir ergangen? Was macht Suko, wie geht es Bill Conolly?«
»Sie leben beide noch. Aber Suko hat in der letzten Zeit einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Man entführte Shao, seine Partnerin. Sie ist bisher auch nicht wieder aufgetaucht.«
Wladimir erschrak. »Ist sie tot?«
»Nein, das nicht. Vergiß meine erste Antwort. Wir haben sie schon gesehen. Sie war gewissermaßen ein Phantom aus dem Jenseits. Aber das erkläre ich dir später. Wie sieht es hier aus?«
»Nicht gut.«
»Sollen wir noch etwas trinken?«
»Einverstanden.«
Wir gingen dorthin, wo es auch Getränke aus dem Westen gab. Ich bestellte Orangensaft und mixte ihn mit Mineralwasser. Golenkow nahm das gleiche.
Er begann mit seinem Bericht, der sich sehr phantastisch anhörte, wobei ich aber nicht glaubte, daß auch nur ein Wort von dem gelogen war. Wladimirs Erzählung hörte praktisch dort auf, als er Panja Orgenkin verlassen hatte.
»Was sagst du dazu, John?«
Ich schlürfte mein Getränk und nickte bedächtig. »Von den beiden anderen Agenten hast du nichts gesehen?«
»Das weiß ich nicht. Ich sah diesen Dreiköpfigen. Angeblich war der Krokodilschädel Orgenkow. Gehen wir mal davon aus, daß es stimmt. Dann müßten die anderen beiden Köpfe Jawalkow und Tarbow gewesen sein. So hießen die restlichen Mitglieder der Besatzung.«
»Und wieso?«
»Wenn ich das gewußt hätte, wärst du in London geblieben.«
Ich schaute mich um. Viel Betrieb herrschte nicht. Die kleine Bar war auch wenig gemütlich. Der Mixer gähnte mit der Bedienung, einer drallen Person, um die Wette. Golenkow bekam einen roten Kopf, als ich sagte: »Du hast die drei Männer also in den Tod geschickt.«
»Jetzt fang du nicht auch davon an!« Er schüttelte den Kopf. »Es war ein völlig normaler Auftrag, den ich ihnen gab. Die Leute waren es gewohnt, Kommandos anzunehmen, die nicht ungefährlich sind. Sie wurden auch dementsprechend bezahlt. Die Vorwürfe treffen mich nicht.«
»Sorry, so war es nicht gemeint. Ich wollte auf den Begriff Tod hinaus.«
»Und?«
»Man hat nichts von ihnen gefunden.«
»Nein, und auch nichts von der Maschine. Die ist weg, wie verschluckt. Auch das Gebiet, wo sie verschwunden ist, gibt keine Anhaltspunkte frei. Da sieht alles normal aus.«
»Wo ist das?«
»Im Süden. Kaukasus. Da ist es doch passiert. Von dort trafen die Meldungen ein. Da ging es rund. Da sprach man von Ungeheuern und dem Teufel.«
»Wo kamen die her?«
»Aus einem Krater.«
»Gibt es dort Vulkane?«
»Ja, aber sie sind nicht mehr tätig. Ich hatte ja gedacht, daß wir hinfliegen, doch die Lage hat sich verändert.«
»Du meinst wegen der Frau?«
»Ja!« Wladimirs Stimme klang drängend. »Du mußt dir den Spiegel ansehen, John. Das gibt es normalerweise nicht. Das ist der reine Wahnsinn.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte so etwas auch nicht geglaubt, aber ich sah es mit eigenen Augen.«
»Natürlich.«
Er stieß mich an. »Was bist du so komisch? Irgendwie kommst du mir abweisend vor.«
»Ist das ein Wunder? Ich denke nach. Über dieses Monstrum und auch die Aussagen der Einheimischen. Wo gibt es die Verbindung? Was hat es vor? Auch eine solche Gestalt erscheint nicht zum Spaß so einfach aus dem Vulkan oder der Lava.«
»Das werden wir herausfinden, wenn wir bei Panja Orgenkin sind. Ich habe ihr gesagt, daß ich mit einem netten Besuch zurückkäme.« Golenkow holte Geld aus der Tasche und zahlte.
»Wo steht dein Wagen?« Ich rutschte vom Hocker.
»Nicht weit.«
»Privilegierter Parkplatz, wie?«
»So
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