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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sinken zu lassen, denn es drohte uns keine Gefahr.
    »Komm her, John.«
    Ich betrat den Raum ebenfalls und sah, was Wladimir so umgehauen hatte.
    Panja Orgenkin hockte in einem verschlissen wirkenden Sessel. Sie saß dort wie jemand, der getrunken hatte und nicht mehr Herr seiner Sinne war. Die Arme hielt sie ausgestreckt, die Hände waren gegen die Oberschenkel gedrückt, der Kopf pendelte vor und zurück. Ihr Mund bildete ein offenes Oval, aus dem die stöhnenden Laute drangen, die auch wir vernommen hatten.
    Auch die Wodkaflasche auf dem Tisch sah ich. Sie war, offen, der Korken lag daneben.
    Wladimir steckte die Waffe wieder weg. »Die Frau ist betrunken«, sagte er.
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    Er schaute mich kurz an und machte kehrt. »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte er.
    Ich hörte ihn das Haus verlassen und kümmerte mich inzwischen um Panja Orgenkow.
    Nein, sie war nicht betrunken. So etwas riecht man, und man sieht es auch.
    Ihr Blick war ein anderer. Nicht der einer Betrunkenen. Sie schaute nicht stier und glasig, obwohl die Augen oder ihr Blick nach innen gerichtet waren.
    Ich kannte diesen Ausdruck. Bei Menschen, die nicht mehr Herr ihrer Sinne waren, hatte ich ihn gesehen. Panja Orgenkow mußte etwas erlebt haben, das ihr den Schock fürs Leben gegeben hatte.
    Sie war wahnsinnig geworden.
    Auch mich nahm sie nicht wahr, obwohl ich dicht vor ihr stand, jetzt die Hand ausstreckte und die Fingerkuppen unter ihr Kinn legte, um den Kopf anzuheben. Sie zuckte nicht einmal zusammen.
    Ich schaute in ihr Gesicht mit dem erschreckenden Ausdruck. »Hallo«, sagte ich.
    Sie gab keine Antwort.
    Dafür kam Wladimir zurück. »Na?« fragte er, als ich mich umdrehte, »was ist mit ihr?«
    Ich starrte auf das Seil, das er zusammengerollt über seine Schulter gelegt hatte. »Was soll das?«
    »Wirst du gleich sehen. Und sie?«
    Ich hob die Schultern. »Sorry, aber sie ist wohl wahnsinnig geworden. Der Schock war zu hart.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Das verstehe ich nicht.« Golenkow kam langsam näher. »Ich dachte, sie hätte sich daran gewöhnt.«
    »Himmel, Wladimir. Welche Frau kann sich schon daran gewöhnen, daß ihr Mann unter diesen fürchterlichen Umständen ums Leben gekommen ist? Wohl keine.«
    »Das stimmt.«
    Ich ließ den Russen in Ruhe, damit auch er sich die Frau anschauen konnte. »Aus der bekommen wir wohl nichts mehr heraus. Die wird uns nichts sagen können. Was mag sie nur so aus dem Gleichgewicht gebracht haben?«
    »Der Spiegel.«
    »Aber den hat sie auch gesehen, als ich noch bei ihr war. Ich bin der Meinung, daß etwas anderes dahintersteckt.«
    Nach diesen Worten zuckte Panja zusammen. Sie winkelte die Arme an und drückte ihre Hände auf die Sessellehnen, als wollte sie sich in die Höhe stemmen.
    Wir traten zurück. Sie hob den Kopf und schaute uns an. Für einen Moment nahm ihr Blick wieder die normale Klarheit an. Aber sie sprach nur von ihrem Mann.
    »Igor, ich habe ihn gesehen. Es ist schrecklich. Er ist in die Fänge des Dreitöters geraten. Im Schlund der Dreitöter, ja, das ist es. Ich weiß es genau.«
    Nach dieser Rede sackte sie wieder zusammen und drückte sich mit dem Rücken gegen die Lehne.
    Wladimir und ich warfen uns einen langen Blick zu. »Dreitöter«, flüsterte der Russe, »was ist das?«
    »Das wollte ich gerade dich fragen.«
    »Da weiß ich keine Antwort.«
    »Es muß mit ihrem Mann und dessen Verschwinden zu tun haben. Außerdem ist das Wort Schlund gefallen. Kannst du dir darunter etwas vorstellen?«
    »Nein.«
    »Aber ich versuche es. Wenn wir den Spiegel als Schlundeingang nehmen, könnten wir der Lösung schon näher kommen.«
    »Da hast du recht.«
    Golenkow ging auf Panja Orgenkin zu, legte ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelte sie. Ihr Körper reagierte überhaupt nicht. Er wirkte so steif, wie der einer Toten.
    »Da wirst du nichts mehr machen können«, sagte ich. »Gehen wir ins Bad und schauen uns den Spiegel an.«
    »Natürlich.«
    An der Tür warf ich noch einen Blick zurück. Panja Orgenkin saß wie erstarrt in dem Sessel.
    Ausbau und Einrichtung des Hauses waren schlicht, aber sehr sauber. Wir stiefelten die Treppe hoch und gingen in den kleinen Anbau, wo auch das Bad lag.
    Golenkow öffnete die Tür und schaute in den Raum hinein.
    »Was ist denn?«
    »Es hat sich nichts verändert, John.«
    »Woran hast du denn gedacht?«
    »Schon gut.« Er ging vor. Ich folgte ihm und sah natürlich auch den großen Spiegel, der dreimal

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