0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
genommen.«
»Hoffen wir es«, sagte er und schaute auf die Uhr. »Der Alarm ist jedoch nicht zurückgenommen, und mehr als 45 Minuten Verspätung sind auch für New Yorker Verhältnisse ungewöhnlich. Meinen Sie nicht?«
Ich musste ihm recht geben. »Warum wird dieser Major jetzt wie eine Stecknadel gesucht? Und was haben wir damit zu tun?«
Ich dachte daran, dass militärische Dinge nicht in unser Aufgabengebiet fallen. Ein verschwundener Air Force-Offizier gehört zweifellos z}i militärischen Dingen.
»Winnaccer ist Fachmann«, sagte Mr. High. »Ein Fachmann für ein ganz bestimmtes Aufgabengebiet.« Der Chef holte tief Luft. »Major Winnaccer ist Fachmann für den Umgang mit Nuklear-Waffen.« .
Es war, als habe mich ein eiskalter Guss getroffen. Einen Augenblick lang rang ich nach Luft.
»Das bedeutet…«, stammelte ich maßlos überrascht.
»Es muss angenommen werden, dass Winnaccers dienstliche Eigenschaft Unbefugten bekannt geworden ist und dass er möglicherweise entführt wurde«, sagte Mr. High sachlich und äußerlich ruhig. »Es gibt, vorausgesetzt, dass diese Annahme stimmt, zwei Möglichkeiten: Entweder wurde er von einer fremden Macht entführt. Entsprechende Untersuchungen laufen dann letztlich über die zuständigen Stellen, oder…« Er brauchte den Satz nicht zu vollenden.
»Also doch!«, sagte ich.
***
»Doch«, sagte Miller noch einmal, und diesmal war der ironische Unterton unüberhörbar, »diese Idee ist phantastisch.«
Racky schaute seinen Kollegen fragend an. »Was sollen wir denn sonst tun?«
»Experten wie Winnaccer sind dünn gesät«, erklärte Miller. »Die meisten von ihnen arbeiten im Pentagon oder bei geheimen Dienststellen irgendwo in Nebraska. Ihre Namen sind top secret. Dass wir von Winnaccer erfuhren, war ein reiner Zufall. Und das Ding, das wir heute Nacht mit ihm gedreht haben, war einmalig. Es ist absolut unwiederholbar. Schon jetzt werden bei der Air Force und bei der Abwehr, ganz zu schweigen vom FBI, alle Puppen tanzen. Nein, Racky - wir haben Winnaccer, und wir müssen mit ihm die Sache zu Ende führen.«
»Aber wie?«, wiederholte Racky.
»Aber wie?«, wiederholte Miller.
Die beiden Syndikatsmanager versanken in ein schweigendes Brüten, das vom eintönigen, aber mahnenden Ticken einer Uhr zerhackt wurde.
Das Anwesen, auf dem das zweistöckige Bürogebäude mit der gegenwärtigen Befehlszentrale zweier Gangstersyndikate stand, gehörte einer Baufirma. Die Firma wiederum gehörte zum Busato-Syndikat. War sozusagen dessen »Pioniereinheit«. Nur wenig Angestellte und Arbeiter der Firma kannten die wahren Zusammenhänge. Die meisten waren der Ansicht, Mitarbeiter einer ganz normalen, mittelmäßig beschäftigten Baufirma zu sein.
Und niemand, außer Fred Miller, wusste, dass der Schuppen am äußersten Rand des Geländes leer war. Trotz der Schilder, die verkündeten, dass hier Sprengstoffe lagen und deshalb im Umkreis von 30 Yard das Rauchen verboten war.
Der Schuppen war leer. Bis auf einen mattsilbemen, walzenförmigen metallischen Körper. Miller schaute einen Moment hinüber.
»Ich habe den Ausweg«, sagte er dann langsam.
Racky fuhr elektrisiert hoch. »Wie…«
Miller war bereits auf gestanden. Mit einer Kopfbewegung bat er seinen Komplicen, ihm zu folgen. Sie verließen ihr Büro, gingen durch einen dunklen Flur zu einer Hintertreppe und stiegen in den Keller hinab. Wieder gingen sie durch einen langen Gang bis zu einer einfachen Holztür. Miller hatte bereits einen Sicherheitsschlüssel in der Hand. Er öffnete die Holztür, ließ Racky vorangehen, folgte ihm und schloss die Tür sorgfältig wieder ab. Hinter der Tür folgte noch ein Stück Gang mit zwei weiteren Türen.
»Habt ihr den ganzen Laden hier nur für diese Sache gebaut?«, fragte Racky, und aus seiner Stimme klang unverhohlene Anerkennung.
»Der kluge Mann baut vor«, sagte Miller leichthin. »In unserer Branche weiß man nie, wofür derartige Einrichtungen einmal gut sein können.«
Er wandte sich nach links zu einer stahlbeschlagenen Tür und benutzte den gleichen Sicherheitsschlüssel wie vorher bei der Holztür.
»Ist das nicht leichtsinnig - für alle Türen ein Schlüssel?«, fragte Racky.
Miller lächelte. »Nur mein Schlüssel passt zu allen Türen.«
»Busato vertraut dir bedingungslos«, sagte Racky, und es klang mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage.
Miller gab keine Antwort, aber er schaute den anderen einen Moment vielsagend an. Im gleichen
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