0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
Augenblick schwang die eisenbeschlagene Tür weit auf. Miller und Racky standen in einem schmalen Gang, der knapp drei Schritte lang war. Am Endes dieses Vorraums befand sich wieder eine Tür, schwer und eisenbeschlagen. Die Wände des kleinen Raumes waren mit Eierkartons beklebt. Racky betrachtete die merkwürdige Dekoration staunend.
»Das hat uns ein Rundfunktechniker verraten«, berichtete Miller. »Absolut schalldicht. Die Eisentür hat einen Hohlraum, der mit Schaumgummi gefüllt ist. Der Insasse der Zelle kann dagegen trommeln, so viel er will - es ist nicht zu hören. Die Zelle hat doppelte Wände und einen schwimmenden Estrich. Eine Gummizelle ist laut dagegen.«
»Mensch«, staunte Racky. »Gegen euch ist Nero ein Waisenknabe…«
Wieder gab Miller keine Antwort auf diese Feststellung. »Wir sind eine Baufirma«, sagte er nur und steckte seinen Sicherheitsschlüssel in dein gezackten Spalt der Tür.
Major Lester C. Winnaccer saß auf einer einfachen Pritsche und rauchte eine Zigarette. Er drückte sie aus, als die beiden Männer den engen Raum betraten.
Der Major wollte von seiner Pritsche aufstehen, doch Miller gab ihm ein beschwichtigendes Zeichen. »Wir sind nicht Ihre Vorgesetzten, Major Winnaccer«, sagte er lächelnd.
»Das habe ich bemerkt«, entgegnete der Offizier.
»Zu spät, Major.«
Winnaccer sagte nichts darauf, aber sein Gesicht sprach Bände.
»Ihre Laufbahn ist zu Ende«, sagte Miller brutal, »die einiger Ihrer Vorgesetzten ebenfalls, und die Staaten haben einen phantastischen Skandal.«
»Sie brauchen mich über interne Dinge nicht aufzuklären«, sagte Winnaccer. »Sie brauchen sich aber auch sonst keine Mühe zu geben. Gleichgültig, was Sie von mir wollen - Sie können auf mich nicht rechnen.«
»Tapfer, der Herr Offizier«, bemerkte Racky bissig.
»Sehr tapfer«, bestätigte Miller. Dann wandte er sich wieder direkt an den überrumpelten Major. »Mit Ihrer Tapferkeit wird es allerdings aus sein, wenn Sie 'wissen, dass nicht nur Ihre militärische Laufbahn ein jähes Ende gefunden hat, sondern auch Ihr Eheleben.«
Zuerst stutzte Winnaccer nur. Dann begriff er die Bedeutung des Satzes. Er wurde bleich. Doch er sagte nichts.
»Ihre Frau, Mr. Winnaccer, befindet sich ebenfalls in unserer Gewalt«, log Miller. »Wir haben etwas mit ihr vor, an dem sie nach einer gewissen Zeit sterben wird. Es wir kein leichter Tod sein. Und schon vom ersten Moment an wird ihre Gesundheit zerstört sein, weil…«
Jetzt federte Winnaccer auf und sprarig auf den Mann zu, den er in der hervorragenden Maske eines USAF-Colonels kennen gelernt hatte.
Doch Miller trat einen Schritt zur Seite. Racky schob seinen rechten Fuß in den Weg des Majors. Winnaccer strauchelte und stürzte schwer zu Boden.
»Lassen Sie das, Winnaccer«, sagte Miller traurig. »In der gegenwärtigen Situation bringt das nichts ein. Wir sind auf jeden Fall die Stärkeren. Opfern Sie nicht vergeblich Ihre Frau, Winnaccer, sondern hören Sie uns erst an.«
Winnaccer hatte sich nach einem kurzen Moment der Benommenheit wieder erhoben. Schwer atmend stand er vor den beiden Verbrechern.
»Ganz gleich, mit was Sie drohen - es ist zwecklos«, sagte er mit fester Stimme.
»Mit Ihrer Haltung, Major, erreichen-Sie das Gegenteil von dem, was Sie erreichen wollen«, sagte Miller sachlich.
Winnaccer wandte den beiden den Rücken zu und wollte damit zu erkennen geben, dass er jedes weitere Gespräch für zwecklos halte.
Racky machte eine heftige Bewegung, wollte sich auf den Offizier stürzen. Doch Miller hielt ihn zurück.
»Winnaccer«, sagte der Busato-Manager, »wir haben eine H-Bombe. Mit dieser Bombe werden wir die Regierung erpressen…«
Winnaccer lachte kurz auf.
»… und die Drohung, die wir aussprechen, wird keine leere Drohung sein. Wenn die Regierung nicht auf unsere Forderung eingeht, dann wird New York atomatisiert!«
Hart klangen die Worte Millers in der kleinen Zelle. Einen Moment standen sich die drei Männer stumm gegenüber. Langsam verzogen sich Winnaccers Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln.
»So«, sagte er dann, »Sie haben eine H-Bombe?«
»Ja«, sagte Miller, »wir haben eine!«
Winnaccer nickte ernst. »Wunderbar. Und warum brauchen Sie dann mich?«
»Um das Ding scharf zu machen!«
Jetzt lachte Winnaccer fast fröhlich. »Herrlich«, sagte er, »wirklich herrlich. Nehmen wir an, Sie hätten - was ich jedoch für völlig ausgeschlossen halte - tatsächlich eine solche Bombe. Sie brauchen
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