0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
Miller. »Bis dahin wollen unsere großen Bosse wissen, ob es klappt.«
Eine Weile schauten die beiden Unterweltmanager wortlos und überlegend vor sich hin.
»Wir müssen ihm die Pistole auf die Brust setzen und ihn selbst fragen«, schlug Racky vor.
Miller schüttelte erneut den Kopf. »Wir können ihm keine Pistole auf die Brust setzen - wir haben keine. Die Frau ist das einzige Druckmittel. Wenn wir ihm verraten, dass wir seine Frau vergeblich suchen, ist alles aus.«
Gedankenschwer nickte Racky. Dann rutschte ihm ein hässliches Wort heraus, das bewies, wie er tatsächlich einzustufen war.
Miller räusperte sich vorwurfsvoll.
Das brachte Racky dazu, sich erneut Gedanken über die Lösung des Problems zu machen. »Ganz einfach«, ließ er wissen, »wir müssen diesen Winnaccer umlegen und uns einen neuen Experten suchen, den wir zwingen können, das Ei scharfzu machen.«
»Phantastische Idee!«, lobte Miller.
***
Ich war hundemüde, aber ich konnte keinen Schlaf finden. Dauernd gingen mir zwei Namen durch den Kopf. John Busato und Picky Nero. Jedem G-man waren diese beiden Namen ebenso ein Begriff wie etwa früher Al Capone.
Trotzdem: Busato und Nero waren sich mit ihren Interessen so in das Gehege gekommen, dass sie sich in aller Öffentlichkeit bekämpften.
Auf ein Gerücht hin? Ich konnte es einfach nicht glauben. Und wie zur Bestätigung klingelte in diesem Moment das Telefon neben meinem Bett. Ich schaute auf die Uhr. Ohnehin Zeit zum Aufstehen. 7.45 Uhr.
»Cotton«, meldete ich mich kurz.
»Sind Sie schon auf, Jerry?« Es war Mr. High, der mich anrief. Seine Stimme klang aufgeregt.
Ich schwang mich mit beiden Beinen aus dem Bett. »Ja, ich bin schon auf«, sagte ich durchaus wahrheitsgemäß.
»Dann lassen Sie Ihr Frühstück stehen, und bleiben Sie unrasiert oder halb rasiert, meinetwegen sogar ungekämmt. Kommen Sie schnellstens zum Districtgebäude. Volles Konzert! Dringend, Jerry, ganz dringend.«
»Ich bin unterwegs«, sagte ich nur. Seine Stimme sagte mir alles.
»Gut. Zu Phil schicke ich einen Dienstwagen, damit Sie keine Zeit verlieren. Bis gleich.«
Blitzschnell war ich in meinen Kleidern. Ich machte einen Sprung ins Badezimmer und fuhr mir schnell mit kaltem Wasser durchs Gesicht und über die Haare. Mein Bart war gerade noch zu verantworten.
Eine halbe Minute später heulte der Motor meines Jaguar auf. Die ersten 200 Yard fuhr ich noch ohne Sirene. Die Straße war leer, und ich wollte meine Nachbarn nicht erschrecken. Doch dann legte ich los. Natürlich mal wieder mitten im Berufsverkehr. Immer, wenn es bei uns brennt, geraten wir in die Rushhour. Aber es ging. Ein paar Verkehrsposten auf den Kreuzungen und an den Ampeln halfen mir. Irgendwie bekam auch ein Streifenwagenfahrer der Stadtpolizei mit, was los war. Weit vor mir bahnte er sich mit Rotlicht und Sirene eine Gasse, in die ich hineinfahren konnte. Minutenlang unterstützte er mich, aber dann überholte ich ihn, dankte dem Fahrer mit einer Handbewegung.
27 Minuten nach dem Anruf war ich im Districtgebäude. Phil kam vier Minuten später, und der Chef brauchte sogar noch drei Minuten länger. Auch er war noch zu Hause, als die Sache losgegangen war. Und er hatte keinen Jaguar, dafür aber die verkehrsreichste und längste Strecke bis zur 69. Straße.
»Jerry«, sagte er, als er die Tür zu seinem Büro sorgfältig geschlossen und das rote Konferenzlicht eingeschaltet hatte, »fragen Sie mich nicht nach Zusammenhängen oder gar nach der Wahrheit. Ich kenne weder das eine noch das andere. Nur eines steht fest: Um 7.35 Uhr wurden wir von der 100th Special Unit der Air Force davon unterrichtet, dass bei Dienstbeginn um 7.30 Uhr der Air Force Major Lester C. Winnaccer nicht anwesend war und sich auch nicht fernmündlich entschuldigt hat.«
Ich wusste noch nichts mit dieser Meldung anzufangen. Meinem Gesicht muss es abzulesen gewesen sein.
»Bei der 100th Special Unit besteht der strenge Befehl, bei Verhinderungen oder Verzögerungen irgendwelcher Art sofort fernmündlich Nachricht zu geben. In jedem anderen Fall wird bereits eine Minute nach Dienstbeginn von der Dienststelle nachgeforscht, das heißt, man ruft bei dem nicht anwesenden Mitarbeiter an. Dies tat man auch bei Winnaccer. Dort meldete sich niemand.«
»Er wird unterwegs sein, irgendwo im Verkehr stecken und kein Telefon in der Nähe haben«, vermutete ich.
»Winnaccer ist verheiratet«, sagte Mr. High.
»Vielleicht hat er seine Frau mit in die City
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