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0482 - Der Ring des Hexers

0482 - Der Ring des Hexers

Titel: 0482 - Der Ring des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ringes nicht: Das Opfer!
    Seine Wahl war getroffen. Die Frau, die Pietro Cataloni gestern abend aufsuchte und Rano vorfand! Sie würde das Opfer sein.
    Rano erledigte damit zwei Probleme zugleich. Das zweite bestand darin, daß diese Frau sich vermutlich überflüssige Gedanken über den Ablauf des gestrigen Abends machte, aber spätestens um Mitternacht würde sie zu niemanden mehr darüber sprechen können, falls sie Verdacht geschöpft haben sollte.
    Ein Anruf genügte; er hatte ihn ihr ja versprochen. Und er wußte, daß sie zu ihm kommen würde.
    Noch einfacher ging es wirklich nicht mehr.
    Und Rano, der Hexer, hatte keine Schwierigkeiten damit, das Telefon zu benutzen, das zu seinen ursprünglichen Lebzeiten noch gar nicht erfunden war. Schließlich brauchte er sich nur der Fähigkeiten Catalonis zu bedienen.
    ***
    Gevatter Tod!
    Im gleichen Moment war Gryfs Erinnerung wieder da, und er wußte, woher er diese Stimme kannte. Und auch die Blindheit wich zurück, als hätten seine Augen nur auf dieses Stichwort gewartet, um plötzlich wieder sehen zu können. Das Sehvermögen kehrte nicht schlagartig zurück, sondern nur langsam. Aus dem Dunkeln um Gryf schälte sich ein heller Fleck, dessen Konturen immer deutlicher wurden, und dann sah er den Totenschädel des Mannes, der sich über ihn beugte.
    Nein, es war kein wirklicher Totenschädel. Er sah nur so aus mit der blassen, pergamentdünnen Haut, die sich über dem Knochen spannte, und den tief in den Höhlen liegenden Augen. Gevatter Tod ähnelte einem Schwindsüchtigen im letzten Stadium seiner Krankheit. Aber das täuschte!
    Der Mann war alles andere als krank. Er war kerngesund und besaß trotz seiner dürren, knöchernen Statur eine geradezu unwahrscheinliche Körperkraft, gepaart mit einer Flinkheit und Reaktionsschnelligkeit, die ihresgleichen suchte.
    Er hieß eigentlich Padrig YeCairn. Gryf hatte ihn auf dem Silbermond kennengelernt, erst vor ein paar Wochen. Merlins verkorkstes Zeitexperiment, das den Silbermond, die Heimat der Druiden, in der Vergangenheit vor der Vernichtung retten sollte, war gründlich in die Hose gegangen und hatte zu einer temporalen Katastrophe geführt. Zamorra, Gryf und die anderen waren in die Zukunft geschleudert worden, ins Jahr 2058. Dort war Gryf auf dem ebenfalls in die Zukunft versetzten Silbermond tödlich verletzt worden. Da tauchte YeCairn auf und heilte den Druiden.
    Mittlerweile hatte sich alles wieder halbwegs eingerenkt - die Zamorra-Crew war ebenso wie der Silbermond selbst ins Jahr 1992 zurückgekehrt, allerdings war das nicht Merlin zu verdanken, der sich seither die größten Vorwürfe über sein furchtbares Versagen machte. Statt dessen hatte Julian Peters eingegriffen, der Träumer, und hielt den Silbermond nun in einem permanenten Realtraum gefangen, in einer Welt, die er mit der Kraft seiner Traumgedanken geschaffen hatte und die er ebenso wieder auslöschen konnte, wenn er das wollte - und die auch verlöschen würde, wenn Julian starb. Was dann mit dem Silbermond geschah, wußte niemand. Verging er mit der Traumwelt im Nichts, oder fiel er in die Wirklichkeit zurück, in welcher er eigentlich nicht existieren durfte, und löste damit erneut eine starke Erschütterung des Raum-Zeitgefüges und ein Zeitparadoxon aus?
    Fragen, die besser unbeantwortet blieben!
    YeCairn war auf dem Silbermond zurückgeblieben, als die anderen die unter so fragwürdigen Umständen gerettete Welt wieder verließen, um auf die Erde zurückzukehren. YeCairn war, wie er sagte, aus einer anderen Welt hierher auf den Silbermond verschlagen worden, und fand nicht mehr den Weg zurück; er war ihm versperrt. Es schien, als sei auch dafür Merlin verantwortlich, aber es gab keine verwertbare Spur, der man folgen und YeCairn in seine Heimat zurücksenden konnte. [2]
    Es war nicht viel, was Gryf über YeCairn wußte, weil Gevatter Tod nicht viel über sich verraten hatte. Vor langer Zeit sei er in seinem Volk Ausbilder von Kriegern gewesen - der beste Ausbilder, wie er bescheiden anmerkte, und jene, die er ausbildete, gehörten zur absoluten Elite! Doch der Mann, der damals schon seines bizarren Aussehens wegen Gevatter Tod genannt wurde, hatte sich vom Kriegshandwerk, das er immer noch ausgezeichnet beherrschte, ab- und der Philosophie und der Heilkunde zugewandt, welche ihn schon immer interessiert hatte. Gryf, als Druide in der Heilkunst ebenfalls sehr bewandert, wußte bis heute nicht, wie Gevatter Tod ihm seinerzeit das Leben

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