0482 - Der Ring des Hexers
gerettet hatte! Und nun sah es gerade so aus, als wiederholte sich die Rettung!
»Wo bin ich hier?« fragte Gryf sehr leise.
»Auf dem Silbermond. Wo sonst?« fragte Gevatter Tod mit leisem Spott. Gryf atmete tief durch. Den Silbermond erreichte derzeit nur, wer Einlaß in Julian Peters Traumwelt gewährt bekam! Aber Gryf konnte sich nicht erinnern, nach seiner Auseinandersetzung mit dem Vampir mit Julian geredet zu haben, und er konnte sich auch nicht erinnern, daß einer seiner Freunde oder gar Julian selbst in der Nähe gewesen war. Da war nur ein ganz vager Eindruck von leichtem Schwefeldunst, aber das mochte ein Irrtum sein. Je mehr Gryf darüber nachgrübelte, desto weiter versanken die blassen Erinnerungsfragmente im Meer des Vergessens, entzogen sich einfach seinem Zugriff.
»Wie komme ich hierher?«
»Ein Freund hat dich hergebracht. Du verdankst ihm, nicht mir, dein Leben«, sagte YeCairn. »Hätte er dich nicht rechtzeitig gefunden und hergebracht, hätte ich nichts mehr für dich tun können.«
»Wer ist dieser Freund?« stieß Gryf hervor, dessen Sehvermögen sich weiter verbesserte. Eine schattenhafte Gestalt trat jetzt aus dem für den Druiden noch dunklen Hintergrund ins nahe Licht.
»Nein«, flüsterte Gryf entsetzt.
Dieses Wesen hätte er lieber nicht gesehen.
Sein Helfer war Sid Amos alias Asmodis - der einstige Fürst der Finsternis!
Gryfs Feind!
***
Einmütig waren Zamorra und Ted Ewigk Nicoles Ansicht, der Zufall sei absolut zu groß, daß ausgerechnet der Freund einer Freundin Carlottas den Ring gekauft haben sollte. Carlotta, die wie Nicole nach ihrer Rückkehr zum Palazzo Eternale sich die durchgeschwitzte Kleidung vom Körper gerissen und in den Pool gesprungen war, um ein paar ausgiebige Erfrischungsrunden darin zu drehen und aus dem Pool heraus vom Ergebnis ihrer Erkundungen zu berichten, kletterte jetzt wieder hinaus und marschierte zum Haus hinüber. Aufs Abtrocknen konnte sie verzichten; das besorgte schon die Sonne während der paar Meter, die Carlotta zurückzulegen hatte. »Und ich rufe Ilona jetzt an!« erklärte sie energisch. »Es ist mir gleich, ob’s Zufall ist oder nicht, aber ich will jetzt wissen, woran ich bin! Mir diesen Ring einfach vor der Nase wegzuschnappen, und noch dazu einen Ring, der möglicherweise einem Hexer gehörte…«
Gleich im Wohnzimmer stand eines der Telefone. Während Nicole weiterhin träge auf dem Wasser trieb und versuchte, Zamorra ebenfalls zu einem Bad zu animieren, tastete sie Ilona Marcheses Nummer in den Apparat und wartete auf das Zustandekommen der Verbindung.
Aber das klappte nicht; die Leitung war besetzt. Um diese Zeit ungewöhnlich, weil Ilona ihre Gespräche meistens nach 18 Uhr führte - da war’s billiger. Carlotta wiederholte ihren Versuch dreimal und gab es dann auf, als die Leitung immer noch dicht war. Die schwarzhaarige Römerin kehrte nach draußen zurück, streckte sich, nach wie vor nackt, am Beckenrand aus und ließ sich von Ted mit schützendem Sonnenöl einreiben.
»Ich werde es in einer halben Stunde noch einmal versuchen«, beschloß sie.
Währenddessen überlegte Nicole vom Wasser aus, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gab, an den Ring heranzukommen, um ihn auf Echtheit zu prüfen - nach der Dachbodengeschichte war sie von dieser Echtheit allerdings sowieso schon fast völlig überzeugt. » Cheri, wenn wir das Amulett benutzen und einen Blick in die Vergangenheit tun, müßten wir doch den Käufer erkennen und ihn bis zu seiner Wohnung verfolgen können, um dort mit ihm zu reden«, schlug sie vor. »Und es sind ja gerade mal knappe 24 Stunden, das dürfte also noch mit relativ wenig Mühe hinzukriegen sein.«
Bloß hatte Zamorra wenig Interesse an Aktivitäten. Die Hitze machte mittlerweile auch ihm zu schaffen, und er überlegte ernsthaft, ob sie den Besuch nicht abbrechen und in den Schutz der meterdicken Mauern von Château Montagne zurückkehren sollten. Da hatte die Sommerhitze sich noch nicht völlig hineinfressen können, und es ließ sich ein wenig leichter aushalten als in Teds relativ dünnwandiger Villa, in der selbst die Klimaanlage Probleme hatte, die einmal eingestellte Temperatur zu halten. Ranos Ring war zwar vielleicht eine wichtige Sache, aber konnte sich nicht zur Not auch Ted darum kümmern?
»Du brauchst mich erst gar nicht so hinterhältig-auffordernd anzuschielen«, wehrte sich der Reporter, der in Zamorras Gesicht dessen Gedanken las. »Ich sitze übermorgen im Flugzeug, um
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