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0482 - Der Ring des Hexers

0482 - Der Ring des Hexers

Titel: 0482 - Der Ring des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinzu. Ich habe meinem Lebensretter gefälligst dankbar zu sein, ansonsten bin ich ein ehrloser Lump, nicht wahr? Sauber eingefädelt …
    »Narren«, murmelte er. »Hirnlose Narren, die sich von diesem Dämon an der Nase herumführen lassen! Asmodis, wenn du es ehrlich meintest, warum hast du dann nicht verhindert, daß Rhiannon starb? Bei der Göttin, du hättest es gekonnt! Aber du hast gewartet, bis sie aus dem Fenster sprang, weil sie nicht mehr ertragen konnte, das zu sein, wozu der Vampir sie machte! Und danach erst bist du erschienen, um mich zu retten, du edler, nobler, guter Held!« Er spie vor Amos auf den Boden.
    Amos reagierte nicht. Er stand nur einfach da und sagte: »Ich konnte es nicht. Ich wollte auch sie retten, aber ich kam zu spät. Es ist nicht meine Schuld. Sei froh, daß wenigstens du lebst.«
    »Daß ich lebe, wo sie tot ist?« Gryf lachte bitter auf. »Es wäre besser gewesen, du hättest mich ebenfalls sterben gelassen.«
    »Das wäre nicht in meinem Sinn gewesen«, sagte Amos. »Lebend bist du mir von größerem Nutzen.«
    »Ah«, machte Gryf. »Jetzt hast du dich verraten. Du hast mich gerettet, weil ich dir von Nutzen bin. Du willst, daß ich etwas für dich tue.«
    »Ich wollte, daß du endlich einsiehst, daß ich nicht dein Feind bin. Aber so weit kannst du nicht denken. Du bist ein 8000 Jahre alter, verbohrter Greis, der mit den Veränderungen nicht mehr mithalten kann. Denke von mir, was du willst, alter Greis. Aber ich werde dich beim nächsten Mal wieder retten, wenn ich es kann.«
    Er wandte sich ab und schritt davon.
    Gryf taumelte. Ein Schwächeanfall warf ihn nieder; YeCairn fing ihn auf und legte ihn wieder auf das Krankenbett.
    »Ich hätte dich vor der Überanstrengung warnen sollen«, sagte er. »Aber du hättest ja doch nicht auf mich gehört. Nun wirst du noch einen halben Tag liegen müssen. Du bist ein Narr, Druide. Er meint es wirklich gut mit dir.«
    »Wie der Bauer mit dem Schwein, das er mästet, um es danach zu schlachten«, murmelte Gryf verbissen.
    YeCairn trat zurück.
    »Du schwebtest in letzter Zeit mehrmals am Rand des Todes«, sagte er hart. »Du hattest Vampirblut in dir. Du bist in der Silbermond-Zukunft um ein Haar erschossen worden, und nur meine Kunst hat dich gerettet. Auch diesmal. Ohne Sid Amos lebtest du ebensowenig wie ohne mich. Aber ich sage dir eines, Gryf ap Llandrysgryf: Solltest du mir gegenüber die gleiche Art von Dankbarkeit erweisen, wie du sie Amos zollst, werde ich nicht so nachsichtig sein wie er. Beim nächsten Mal lasse ich dich zur Hölle fahren! Ich habe den Eid der Heiler nämlich nicht geleistet, mir kann es egal sein, ob du stirbst oder nicht! Verdammter, arroganter Narr!« Er stapfte davon, blieb in der Tür noch einmal stehen und wandte sich zu Gryf um. »Amos hat recht«, sagte er. »Du bist ein alter, verbohrter und starrsinniger Greis, auch wenn du wie ein Zwanzigjähriger aussiehst.«
    Er schloß die Tür hinter sich. Und Gryf war mit seinen Gedanken allein.
    ***
    Ilona Marchese wohnte im Südosten der Ewigen Stadt. Dorthin zu kommen, war über den Autobahnring kein Problem, der sich als Umgehungsring um Rom zog und nur die Westseite ausließ. Auch der einsetzende Feierabendverkehr konnte sie hier noch nicht stören — bis die Pendler erst einmal bei ihren Fahrzeugen waren und dann endlich das selbstentfachte tägliche Verkehrschaos hinter sich brachten, verging noch einige Zeit. Bis dahin war zumindest der Außenring noch annähernd normal befahrbar.
    Als Nicole dann nach Carlottas Anweisungen in den Randbezirk der Stadt fuhr, wurde es allmählich chaotischer. Gegen den Pendlerstrom zu schwimmen war fast schwieriger als mit ihm, weil stets derjenige Vorfahrt hatte, der sie sich nahm. Die polizia urbana hatte es schon vor Jahren aufgegeben, den Verkehr regeln zu wollen, und wer in Rom auf Ampel-Regelungen vertraut, sollte wissen, daß es nur drei Sorten roter Ampeln gibt: Wichtige, weniger wichtige und unwichtige. Die unwichtigen sind zunächst einmal generell alle. Die weniger wichtigen sind jene Ausnahmen, bei denen schnelle Taxis den freigegebenen Querverkehr nutzen. Die wichtigen schließlich sind jene, neben denen die polizia in Lauerstellung gegangen ist…
    Immerhin schaffte Nicole es, den großen BMW ohne Beulen ans Ziel zu bringen. Schließlich fuhr sie nicht zum ersten Mal durch Rom. »Ilonas Auto steht nicht hier«, stellte Carlotta fest, die selbst aus gutem Grund keinen Wagen besaß - wohin sie wollte, kam

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