0482 - Die mörderischen City-Gnome
unecht. »Die sind es nicht. Hier geht etwas Unheimliches vor, das kann ich Ihnen versichern.«
»Und was?«
»Auf dem Grundstück spukt es. Da sind wieder Trümmer gefallen. Wir haben auch Stimmen gehört, und jetzt ist da dieses komische Licht, das wie eine Glocke darüber hängt.«
»Wieso Licht?«
»Es ist grün«, sagte eine Frau. »So komisch grün, das können Sie mir glauben.«
»Danke.« Ich ging weiter, wurde aber festgehalten.
»Sie können da nicht hin, Mister. Das ist viel zu gefährlich, glauben Sie mir doch.«
»Sorry, aber ich bin wegen dieses Phänomens gekommen. Jetzt lassen Sie mich bitte.«
Niemand hielt mich mehr auf, als ich in die Sackgasse hineinschritt und mich langsam auf das Ziel zubewegte. Die wenigen Worte der Zeugen hatten mir eigentlich genug gesagt. Ein grünes Licht konnte nur bedeuten, daß Aibon sich ausgebreitet hatte. Schließlich führte die Spur auch in dieses geheimnisumwitterte Land.
Obwohl ich es eilig hatte, ließ ich mir Zeit. Auf der rechten Seite standen alten Wohnhäuser, in denen kein Mensch mehr lebte. Sie würden abgerissen werden, um neue Bauten errichten zu können. Wie das Gebäude, das eingestürzt war.
Der Wind war kälter geworden. Er wehte in die Sackgasse hinein und traf auch mein Gesicht.
Auf der linken Seite, wo die Mauern der Brotfabrik eine Grenze bildeten, lagen noch einige schmutzige Schneehaufen im Schatten, umgeben von wäßrigen Lachen.
Die Mauer reichte nicht bis an die Grenze des Grundstücks. Dazwischen stand noch ein altes leeres Wohnhaus mit blättriger Fassade. Ich entdeckte auch Sukos Wagen. Erstand einsam und verlassen nahe der Absperrung, die ich Sekunden später erreichte. Ich warf einen ersten Blick auf das Grundstück.
Die Zeugen hatten sich nicht geirrt. Hinter der Absperrung befand sich tatsächlich eine andere Welt.
Und das mitten in London. Eine grüne, dünne, gläsern wirkende Glocke umspannte das gesamte Gebiet, und in ihr bewegten sich mehrere Gestalten.
Ich sah nicht nur die beiden Zwerge, sondern auch meinen Freund Suko. Er und die Gnome standen ein wenig abseits vom eigentlichen Geschehen, das von zwei mächtigen Dämonen diktiert wurde.
Einmal Baphomet als rotglühendes Monstrum mit gelben, tödlichen Augen, und zum zweiten ein mächtiger Gegner, der auch mir nicht unbekannt war.
Guywano!
***
Suko vergaß seine eigene prekäre Lage, er hatte nur Augen für den furchtbaren Druidenfürsten, der sich aus dem Boden erhoben hatte wie ein Schatten.
Suko dachte unwillkürlich an die erste Begegnung mit Guywano. Damals war er nicht allein gewesen, da hatten ihm John Sinclair und Mandra Korab zur Seite gestanden, und es wäre ihnen fast gelungen, den Druiden zu vernichten.
Das hatte John nicht gewollt, allein schon wegen des Landes Aibon. Aber Guywano hatte ihm die Rettung nicht gedankt, er betrachtete den Geisterjäger und dessen Verbündete als seine Feinde.
Darum wollte er sich auch mit der Hölle verbünden. Aber er hatte schon früher Kontakte zu Luzifer besessen. Suko erinnerte sich, daß ihm Luzifer persönlich einen der Dolche überlassen hatte, der Mandra Korab gehörte.
Guywano hatte sich nicht verändert. Dämonen können Hunderte oder Tausende von Jahren alt werden, sie verändern sich in der Regel nie. Stets behielten sie ihre Gestalt, das galt auch für Guywano.
Suko sah noch den gleichen vor sich wie damals.
Er besaß eine menschliche Gestalt, war sehr hochgewachsen, und das schlohweiße Haar wehte um seinen Kopf wie eine Fahne. Sein Gesicht wirkte zeitlos. Nicht jugendlich, vielmehr wissend, aber auch nicht weise, denn der kalte Ausdruck in den Augen sprach dagegen. Aibon war das grüne Land, für viele ein Träger der Hoffnung, doch Guywano trug kein grünes Gewand. Sein Kleidungsstück besaß eine bleiche, totenähnliche Farbe. Man konnte es mit einem großen Kittel vergleichen.
Die Augen richteten sich für einen Moment auf Suko, der den Eindruck bekam, als wollte Guywano seine Seele aussaugen. Vielleicht erinnerte er sich auch an die erste Begegnung, als es zwischen ihm und Suko zu einem Kampf gekommen war.
Dann aber drehte der Druidenfürst sich um, denn schräg hinter ihm wartete Baphomet.
Beide Gestalten standen sich nun gegenüber. Jede von ihnen wirkte auf ihre Art und Weise schaurig, wenn auch sehr unterschiedlich. Für Suko war es schwer vorstellbar, daß beide zusammenkamen, und er war gleichzeitig gespannt, wie sie sich einigen würden.
Suko kam es vor, als hätten sie durch das
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