0483 - Der Yeti ist da!
überhaupt nicht in den Kram, daß ich ausgerechnet jetzt die weite Reise in die Staaten antreten sollte. Nichts gegen die USA, aber ich hatte momentan andere Sorgen. Noch immer befand sich der blinde Abbé Bloch in einem Londoner Krankenhaus. Er wollte nicht mehr länger bleiben und wieder zurück nach Frankreich, um von dort aus trotz seiner Behinderung den Kampf gegen die Templer-Gruppe um Baphomet und van Akkeren aufzunehmen.
Suko und ich suchten nach- einer Möglichkeit, den Abbé unbeschadet nach Frankreich zu schaffen.
Und jetzt kam mir wieder etwas dazwischen. Das fand ich nicht gut.
»Sie denken nach, Mr. Sinclair?«
»Ja, Dr. Mertens. Ich will ehrlich sein. Hier in London sind die Probleme auch nicht gerade klein.«
»Das sagte mir auch Ihr Chef. Aber ich halte die fünf Opfer des Yetis dagegen.«
Ich bestellte noch einen Whisky. »Ja, da kann ich Ihnen nicht widersprechen.«
»Zudem werde ich Sie begleiten.«
»Weshalb?«
Dr. Mertens stäubte die Asche ab. »Wissen Sie, Mr. Sinclair, ich habe den Yeti als kleines Monster gesehen und mich schon damals vor seinem Anblick gefürchtet. Als großes, ausgewachsenes Monstrum möchte ich ihn tot sehen, verstehen Sie?«
»Ja, das kann ich nachvollziehen.«
»Aus diesem Grunde brauche ich Ihre Unterstützung.«
Ich hatte noch einen Einwand. »Wäre es nicht besser, wenn Sie sich an die zuständigen Stellen wenden? Sie haben eine gut ausgebildete Armee und auch Sondereinheiten, die eine Bestie wie den Yeti jagen könnten.«
»Das wurde in Erwägung gezogen.«
»Und abgelehnt.«
»Sehr richtig, denn der Yeti wird sich nicht zeigen, wenn man ihn jagt. Man muß ihn locken. Er hält sich in einem Gelände auf, das unzählige Verstecke aufweist. Da könnte die Sondereinheit jahrelang suchen, ohne einen Erfolg zu bekommen.«
Ich lächelte sparsam. »Sie verstehen es schon, jemand zu überzeugen, Dr. Mertens.«
In seinen Augen funkelte es. »Das gehört eben zu meinem Job.«
Ich ging nicht näher auf seine Arbeit ein, bekam meinen zweiten Whisky und hob das Glas an.
Mertens tat mit seinem Weinglas das gleiche. »Auf den Erfolg?«, fragte er diesmal.
»Ja, auf Wyoming und darauf, daß wir den Yeti tatsächlich schnappen.«
»Das will ich wohl meinen.«
Wir tranken, und ich dachte daran, daß ich trotz der Zusage ein schlechtes Gewissen hatte…
***
Also doch! schoß es Dexter Haley durch den Kopf. Seine Frau hatte recht gehabt. Der Mörder war kein Grizzly, sondern ein unheimliches Monstrum, das tatsächlich Ähnlichkeit mit dem so oft beschriebenen, aber selten gesehenen Yeti besaß.
Innerhalb weniger Sekunden saugte Dexter den Anblick der Bestie in sich ein.
Sie wies Ähnlichkeit mit einem Gorilla auf, war aber wesentlich größer und auch breiter. Das Fell des Yetis verdiente die Bezeichnung verfilzt und zottig. Schneereste klebten darin. Seine Arme waren überlang, die Hände besaßen eine Größe, vor der man sich fürchten konnte, und auf seinen Schultern wuchs ein schrecklicher Schädel. Sehr breit, auch langgezogen und mit einem Maul versehen, das fast die Hälfte des Gesichts einnahm.
Ein fürchterlicher Rachen mit gewaltigen Reißzähnen, die alles durchbissen, was er sich an Beute ausgesucht hatte. Über dem Maul saß die Nase. Sie sah aus wie ein plattgeschlagener Klumpen mit zwei Löchern in der Mitte. Die Augen über der Nase standen schräg. Sie leuchteten außen gelblich, doch in ihrer Mitte glühte ein rotes Feuer. Breit und spitz waren die Ohren, die zum Teil vom Fell bedeckt waren.
Die Bestie hatte sich noch nicht zu ihrer vollen Größe aufgerichtet. Sie stand geduckt. Würde sie sich hochdrücken, erreichte sie sicherlich die Spitzen der Tannen.
Dexter Haley wunderte sich darüber, wie ruhig er nach dem ersten Schock beim Anblick des Yetis plötzlich wurde. Er nahm dieses schauerliche Bild sogar gelassen hin und dachte auch nicht mehr über die Gefahr nach, in der er schwebte.
In seinem Hirn reagierte eine Automatik. Ihm war klar, daß er etwas tun mußte.
Schießen!
Nie würde er wieder eine so große Chance bekommen. Und Dexter Haley riß sein Gewehr hoch.
Stehend wollte er auf den zotteligen Körper feuern, den er kaum verfehlen konnte.
Aber der Yeti war schneller.
Ob er aus eigenem Antrieb gehandelt oder auf einen Befehl hin reagiert hatte, wußte Dexter nicht zu sagen. Er glaubte aber, einen Pfiff gehört zu haben, zögerte etwas zu lange mit dem Abdrücken, und der Yeti nutzte die Chance.
Plötzlich war er
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