0483 - Der Yeti ist da!
Himalaya, wie die Legende erzählt.«
Ich drehte den Kopf nach rechts und schaute dem Gesprächspartner in die grauen Augen. »Wer sind Sie, Dr. Mertens?«
»Ein Wissenschaftler«, antwortete er und rückte sich die Brille zurecht.
»Nur so?«
»Ja und nein. Ich arbeite für die Regierung. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Meine Tätigkeit hat mit den schrecklichen Vorfällen nichts zu tun.«
»Aber Sie fühlen sich davon berührt und wollen unbedingt eine Aufklärung der Verbrechen?«
»Das sehen Sie richtig. Ich habe auch meine Gründe, denn ich weiß, daß die Bestie existiert.«
»Sie haben den Yeti gesehen?«
Dr. Mertens runzelte die Stirn, trank einen Schluck Wein und antwortete erst dann. »Ja, eigentlich habe ich ihn gesehen.«
»Das klang nicht überzeugend.«
»Es ist auch schwer, dies zu erklären. Es ist gut fünf Jahre her, da sah ich ihn. Er lag in einem weißen Kindersarg und wurde mir auf diese makabre Art und Weise vorgestellt.«
»Sie scherzen nicht, Doktor?«
»Nein, die Sache ist mir zu ernst. Außerdem hätte ich nicht Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Sie in die Staaten zu holen.« Er holte eine dünne Zigarre aus dem Lederetui und zündete sie etwas umständlich an. Die Rauchwolken blies er gegen das warme Licht der Lampen. »Ich will Ihnen die Geschichte erzählen, Mr. Sinclair, und Sie sollten genau zuhören.«
»Bitte.«
In den nächsten Minuten bekam ich eine Story präsentiert, die kaum glaubhaft war. Doch ich gehörte zu den Menschen, deren Job es war, unglaubliche Geschichten zu hören und diese Fälle auch aufzuklären. Mit einem Achselzucken beendete Dr. Mertens das Gespräch und fügte noch hinzu:
»Jetzt wissen Sie alles.«
»Wirklich alles?«
»Was wollen Sie wissen?« Er lächelte und ließ den Rauch durch den Lippenspalt quellen.
»Wo finde ich Jasper Moore?«
»Auf einem Friedhof in Chicago. Er ist vor gut einem Jahr gestorben.«
»Eines natürlichen Todes?«
»Ja und nein. Er starb bei einem Unfall. Jasper Moore wurde überfahren.«
»Und der Yeti?«
»Wird inzwischen erwachsen sein und macht die Wälder des Westens unsicher.«
Davon war ich noch nicht überzeugt. »Können die Morde nicht von einem Grizzly begangen worden sein?«
»Daran habe ich natürlich auch gedacht, Mr. Sinclair, habe aber davon Abstand genommen. Man hat nahe der Toten Spuren gefunden, die einfach nicht zu einem Grizzly passen. Sie waren zu groß. Natürlich spielte man die alte Legende von Bigfoot wieder hoch. Sie wissen, das ist der amerikanische Yeti, doch ich bin davon überzeugt, daß der Mörder die Bestie gewesen ist, die ich als Kind gesehen habe.«
»Was war Ihr Freund Jasper Moore von Beruf?«
»Biologe und Anthroposoph. Zudem ein hervorragender Präparator. Er war auf seinen Gebieten fast genial. Leider ist er viel zu früh verstorben.«
»Waren Sie auf seiner Beerdigung?«
»Nein, ich hielt mich zu der Zeit im Ausland auf und erfuhr erst später von seinem Tod. Er hat mich geschockt. Ich dachte sofort an unser Treffen in seinem Keller, als er den weißen Sarg öffnete. Die Morde passierten wenig später und stellten die Polizei vor ein Rätsel. Die Leute haben sich angestrengt, das will ich zugeben, aber der Yeti war eben schlauer. Ich persönlich komme an Insider-Informationen. Deshalb hörte ich auch von Ihnen. Sie waren vor kurzem noch in den Staaten und haben dort einen Fall gelöst.«
»Ja, es ging um den Tanzplatz der Verfluchten.«
»Richtig. Der Kollege Abe Douglas vom FBI gab mir den Tip, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Ich hatte es schon früher versucht, aber Sie waren nicht erreichbar. Nun, jetzt hat es geklappt. Zudem ist Ihr Chef auch damit einverstanden, daß Sie mit mir in die Staaten reisen und wir den Yeti gemeinsam suchen.«
»Wo müßten wir denn hin?«
»Nach Wyoming. In die Berge, wo noch tiefer Winter herrscht. Sie werden dort Skiläufer vorfinden, der Tourismus hat auch vor den Rockies nicht haltgemacht. Ich habe mir vorgestellt, daß wir in das Gebiet fahren, wo die Morde begangen worden sind. In der Nähe liegt der kleine Ort Culver. Etwas außerhalb hat man einige Hotels gebaut. Sie sind bis fast zum Dach belegt, und Sie können sich vorstellen, daß der Yeti dort die entsprechende Beute findet.«
»Haben die Menschen keine Furcht?«
»Das auch. Nur siegt bei ihnen die Neugierde und der Nervenkitzel. Die Leute sind eben so. Daran können auch wir beide nichts ändern.«
Ich trank das Glas leer. Mir paßte es
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