0483 - Der Yeti ist da!
Länge zu besitzen. Sie wollte einfach kein Ende nehmen, denn noch immer hockte ihm die Furcht wie ein schwerer Alp im Nacken.
Aber die Häuser von Culver waren bereits näher gerückt. Der Weg hatte an Breite gewonnen. Kaum noch Wald wuchs auf den flachen, weiten und weißen Hängen.
Über manchen Dächern standen graue Rauchfahnen. Viele Häuser besaßen noch Kamine. Jenseits des Ortes lagen die drei Hotels am Hang. Auch von ihren Fenstern aus konnten die Gäste entweder auf den Ort oder in die herrliche Bergwelt schauen.
Zwischen Culver und der Hotelanlage schmiegte sich eine flache, rote Backsteinbaracke an den Hang. Wo er endete befand sich der Landeplatz für Sportflugzeuge und Hubschrauber. In der Baracke waren die Abfertigungsräume untergebracht worden.
Der Öko-Sheriff stand auch weiterhin unter Druck. Es würde noch eine Weile dauern, bis er sich wieder beruhigt hatte. Er dachte auch an seine Frau. Doris hatte recht behalten. Kein Grizzly zeichnete sich für die Untaten verantwortlich, sondern Bigfoot oder ein Yeti.
Am Eingang des Ortes passierte er den großen Platz, wo die Schneeraupen und Pflüge standen. Sie wirkten wie stählerne Ungeheuer und die Schaufeln wie Mäuler.
Für einen Moment kam ihm der Gedanke, mit einem Schneepflug gegen das Monstrum anzugehen.
Mochte es noch so stark sein, einen Schneepflug würde es nicht anheben können.
Er beschloß, diese Möglichkeit im Auge zu behalten, und bog wenig später in den schmalen Weg, der zu seinem Haus führte. Diesmal stellte Dexter den Range Rover vor dem Haus ab.
Seine Frau hatte ihn schon gesehen und erwartete ihn an der Haustür. »Du bist schon zurück?« begrüßte sie ihn, entdeckte dann den glaslosen Rahmen der Frontscheibe und bekam vor Schreck große Augen. »Himmel, was ist geschehen?«
Dexter umfaßte sein Gewehr und schob sich an Doris vorbei in das Haus. »Schließ die Tür!«
Er lief mit zielsicheren Schritten in sein Arbeitszimmer, wo auch der schmale Barschrank stand, aus dem er eine angebrochene Flasche Whisky holte.
Doris blieb an der offenen Tür stehen. Sie schaute zu, wie ihr Mann aus der Flasche trank, sich die Lippen abwischte und ihr dann zunickte. »Das habe ich gebraucht. Es war der Schluck auf mein zweites Leben, Doris.«
»Was sagst du da?«
»Ja, fast wäre ich nicht mehr hier erschienen.« Er ließ sich in einen alten Sessel fallen und strich über seine Stirn. Den Kopf preßte er zurück und redete gegen die Decke. »Du hattest recht gehabt, Doris, so verdammt recht. Es war kein Grizzly.«
Sie kam näher. »Was war es dann?«
Jetzt schaute er sie an. »Ein Yeti. Meinetwegen auch Bigfoot. Jedenfalls ein verdammtes Monster.«
»Das… das stimmt doch nicht.«
»Doch, es ist eine Tatsache. Es stimmt. Alles, was ich dir jetzt sage, ist nicht gelogen.« Er deutete auf einen zweiten Sessel. »Setz dich hin, Doris.«
Danach erzählte er seine Erlebnisse. Doris stürzte er dabei von einer Panik in die andere. Sie konnte es nicht fassen, flüsterte dazwischen, aber ihr Mann ließ sich nicht beirren, stand auch auf, holte die Flasche, nahm noch einen Schluck und zog im Flur seinen Schneeanzug aus. Er redete dabei immer weiter, seine Bewegungen wirkten fahrig, das Gesicht war rot angelaufen, die Erinnerung an die vergangenen Stunden ließ sich nicht so einfach abstreifen.
Vor dem Schreibtisch, auf dem auch das Telefon stand, blieb er aber schließlich sitzen.
»Was willst du jetzt tun?« fragte seine Frau.
Er deutete auf den Apparat. »Anrufen.«
»Und wen?«
»Den District Commissioner.«
»Was kann der denn erreichen?«
Dexter hielt den Hörer schon in der Hand. »Was der erreichen kann? Einiges. Er soll die Armee schicken. Soldaten müssen her und die verdammte Bestie jagen. Außerdem muß die Tote oben auf dem Weg abgeholt werden. Das sind alles Dinge, über die ich allein nicht entscheiden kann. Verstehst du das?«
»Allmählich.«
»Gut.« Dexter tippte die Nummer ein. Er bekam die Verbindung sehr schnell und hörte die ruhige Stimme des Vorgesetzten. Dann redete er, aber der Commissioner unterbrach ihn schon nach dem dritten Satz.
»Nicht so, Dexter. Kein Militär! Wir regeln die Sache anders. Der Befehl kam von ganz oben.«
»Ja… ja… wie denn?«
»Es werden bei Ihnen in Culver bald zwei Männer eintreffen, die sich an Sie wenden.«
»Und wann kommen die?«
»Morgen schon.«
»Wer ist das denn?«
»Ein Engländer und ein Regierungsbeamter.«
Dexter lag eine scharfe Erwiderung auf der
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