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0483 - Im Zeichen des Ganjos

Titel: 0483 - Im Zeichen des Ganjos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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expandierendes Kraftfeld aufbauen."
    Er blickte nach oben, wo zuvor die grüne Kugel geschwebt hatte.
    „Wir brauchen euren Rat!"
    Diesmal lauschte ich genau auf die Arbeitsgeräusche der Maschinen. Deutlich war ein Anschwellen des bislang gleichmäßigen Summens zu hören, dann materialisierte die leuchtende Kugel über uns.
    „Was können wir für den Ganjo tun?" Wieder standen die Worte direkt in meinem Bewußtsein.
    Perry fragte nach der Möglichkeit, rings um den Sockel des Obelisken einen Energieschirm aufzubauen und ihn dann schlagartig auszudehnen.
    Die Kugel schwieg fast eine Minute lang, dann sprangen erneut Impulse in mein Bewußtsein und formten sich zu Worten.
    „Eine solche Möglichkeit besteht, allerdings bliebe ein solches Energiefeld nur für kurze Zeit stabil, und es kann auch keine festen Körper verdrängen. Außerdem würden die Zeitabläufe aller Objekte, die seiner Einwirkung ausgesetzt werden, für eine Pahal um das Hundertfache verlangsamt werden."
    Perry blinzelte mir zu. Ihm waren die Gedanken direkt von der Stirn abzulesen. Der Terraner hatte augenblicklich umgeschaltet.
    Ich forschte in meinen Erinnerungen nach dem Begriff Pahal und stellte fest, daß ein Pahal etwa einer Viertelstunde Erdzeit entsprach.
    „Wie lange bliebe das Energiefeld stabil?" fragte Perry.
    „Etwa ein Sechstel Pahal", antwortete die leuchtende Kugel.
    Ich wischte mir das Erregungssekret aus den Augen. Wenn das Feld nur den sechsten Teil einer Viertelstunde stabil blieb, dann hatten wir anschließend mindestens zehn Minuten Zeit, an den praktisch erstarrten Arrivawächtern vorbeizukommen und irgendwo unterzutauchen.
    „Und danach wirkt es nicht mehr?" fragte Perry weiter. „Mein Freund und ich könnten also hinausgehen, ohne daß unser individueller Zeitablauf verlangsamt würde?"
    „So ist es."
    Der Terraner lächelte breit, während er Whisper aus der Emulsion fischte.
    „Gut, dann baut jetzt das Energiefeld auf und dehnt es so weit wie möglich aus. Genau ein Sechstel Pahal danach öffnet ihr das Tor!"
    Die Energiekugel antwortete nicht darauf, sondern verblaßte und verschwand. Wenig später schwoll das Summen der Maschinen zu einem mächtigen Dröhnen an, und der Boden vibrierte so stark, daß die Schüsseln auf dem Tisch klirrten. Perry und ich erhoben uns und gingen langsam auf das Tor zu ...
     
    *
     
    Poshok, ein Diener dritter Klasse, verharrte unbeweglich vor dem Ette-Baum, dessen Blätter sich im Licht der Morgensonne rötlich färbten.
    Der Ganjopriester begriff nicht, wie ein mindestens zehnjähriger Ette-Baum über Nacht mitten in ein Erdfruchtbeet kommen konnte. In den acht Jahren, seit er den Garten des Yshmire-Tempels betreute, war so etwas noch nicht vorgekommen, und überhaupt war es eine biologische Unmöglichkeit.
    Entweder hatte jemand den Baum während der Nacht gepflanzt - oder ein Wunder war geschehen.
    Poshok fröstelte in der kühlen Morgenbrise. Er zog seinen weißen Umhang enger, dann blickte er nach oben, wo das Fanal noch immer leuchtete, gegen den Schein der Sonne aber etwas verblaßte.
    Niemand hatte den Baum eingepflanzt. So etwas hinterließ Spuren. Doch nicht einmal ein paar Krümel Erde lagen herum, und keine der Erdfruchtpflanzen war beschädigt. Sie hörten einfach dort auf, wo der Stamm aus dem Boden kam.
    Kein Zweifel, ein Wunder war geschehen, und das Zeichen des Ganjos mußte es bewirkt haben.
    Poshok seufzte, dann wandte er sich um und rannte auf den Tempel zu, um den anderen Dienern von dem Wunder zu berichten.
    Kaum war der Weißgekleidete verschwunden, da verblaßten die Konturen des Baumes, und Avimol in seinem rosafarbenen Umhang kam zum Vorschein.
    Der Uarter ächzte.
    Die Tarnung als Baum war sehr anstrengend gewesen. Sie hatte ihn zwar für die Dauer einer Nacht von seinen Verfolgern geschützt, doch nun drohte sie zu einer Gefahr zu werden.
    Der alte Mann, der den „Baum" mit offenem Mund betrachtet hatte, glaubte vielleicht an ein durch übernatürliche Kräfte hervorgerufenes Wunder, aber seine Kollegen würden sicher nicht daran glauben, zumindest die ranghöheren nicht.
    Der Biotarn-Techniker setzte mit einem großen Sprung auf den Plattenweg, um keine unnötigen Spuren zu hinterlassen. Dort, wo er über Nacht gestanden hatte, waren ohnehin einige Erdfruchtpflanzen zertreten worden.
    Avimol zog die Kapuze über seinen Kopf und eilte davon. Er verbarg sich in einem Gebüsch, als ein Fluggleiter den Tempelgarten überflog. Man suchte ihn also noch

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