Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0483 - Im Zeichen des Ganjos

Titel: 0483 - Im Zeichen des Ganjos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Brise wehte.
    Avimol blieb stehen und drehte sich langsam um. Die Umgebung sah aus, als sähe er sie durch eine rosa gefärbte Brille. Die Luft war erfüllt von seltsamen Geräuschen: schrillem Pfeifen und Jaulen, harten peitschenden Lauten und donnerähnlichen Schlägen. Und das alles, ohne daß Avimol eine Ursache erkennen konnte.
    Einmal krachte es hart über ihm, und er hatte den Eindruck, als wäre ein Schatten über den Boden gerast. Als er den Kopf drehte, entdeckte er an dem Vorsprung eines Tempels schwach glühende Trümmerstücke. In der Krone eines Baumes unterhalb des Vorsprungs hing eine seltsam verdrehte Gestalt.
    Offenbar war ein Gleiter mit voller Wucht gegen den Tempel gerast, aber der Uarter konnte sich nicht erklären, wann das geschehen sein sollte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß der Unfall sich erst vor kurzem ereignet hatte, doch dann hätte er ihn sehen müssen. Ein Gleiter tauchte nicht aus dem Nichts auf.
    Mitten im Park stand die Ruine eines uralten Tempels. Dort bemerkte Avlmol so etwas wie schattenhafte Bewegung, konnte aber niemanden sehen.
    Und schlagartig war die Umwelt wieder so, wie sie zuvor gewesen war. Die Wolken schwebten ruhig am Himmel, die Blätter taumelten langsam herab und die Zweige schwankten ganz leicht in der morgendlichen Brise. Auch die seltsamen Geräusche waren verstummt.
    Der Uarter war beunruhigt. Er fürchtete, an einem Nervenleiden erkrankt zu sein. Am liebsten hätte er seine richtige Gestalt angenommen, um zu überprüfen, ob der Anfall sich dann wiederholte. Doch das durfte er nicht, solange man nach ihm und den Terranern suchte.
    Dann fiel ihm die Bewegung ein, die er bei der Tempelruine bemerkt hatte. Wenigstens an diesem einen Fall konnte er nachprüfen, ob er einer Halluzination erlegen war oder nicht. Mit grimmigem Gesicht stapfte Avimol auf die Ruine zu.
    Der Tempel des Gajanath sollte vor sehr langer Zeit einmal der größte Tempel von Pedoar gewesen sein. Er war nicht aus Metallplastik-Fertigteilen gebaut worden wie die heutigen Tempel, sondern aus Kunststeinblöcken. Vor Jahrtausenden, so hieß es, hatte sich hier eine Explosion ereignet, den Tempel zerstört und zahlreiche Pilger und Diener getötet. Die Ruine war nicht wiederaufgebaut worden, und Wind und Wetter hatten das Zerstörungswerk fortgesetzt.
    Avimol kletterte über einen von Blöcken gebildeten Hang, riß sich die Finger an Dornensträuchern auf und keuchte, als er oben angelangt war. Eine Biotarnmaske hatte den Nachteil, daß man das Wesen war, das man darstellte, mit allen Vor und Nachteilen.
    Avimol wußte, daß er als alter schwacher Mann niemals die Ruine durchsuchen konnte. Er sah sich wachsam um, entdeckte aber nirgends einen Pilger oder Diener. Auf allen vieren kroch er hinter einen Mauerrest und verwandelte sich in Avimol zurück.
    Fast augenblicklich nahm er Geräusche und Gerüche wahr, die ihm in seiner Maske verborgen geblieben wären. Er hörte, daß sich tief im Innern der Tempelruine zwei Personen bewegten, Männer, die stark transpirierten, allerdings nicht vor Angst, sondern als Folge einer Anstrengung. Die Art ihrer Bewegungen zeugte von gewissen Erfahrungen in der relativ lautlosen Fortbewegung, und auch das Fehlen einer akustischen Verständigung sowie ständige Pausen verrieten entsprechende Erfahrungen.
    Dennoch glaubte Avimol nicht daran, daß die beiden Männer Arrivawächter waren. Er entdeckte nämlich die Spuren, die sie hinterlassen hatten, und bemerkte, daß sie versucht hatten, sie zu verwischen.
    Die beiden flüchtigen Terraner fielen ihm ein. Grimmig dachte er daran, daß sie versucht hatten, den Ganjo für ihre verbrecherischen Zwecke zu mißbrauchen. Zorn wallte auf. Zwar beabsichtigten die Pedolotsen ebenfalls, den Ganjo eines Teils seiner Macht zu berauben, aber die Pedolotsen waren wenigstens keine Artfremden, sondern Ganjasen.
    Avimol zückte sein Vibratormesser und verließ seine Deckung mit genau ausgewogenen Bewegungen. Er folgte den Spuren der beiden Männer so lautlos wie ein Schatten, tauchte durch ein Loch in die Dämmerung eines feuchten Gewölbes ein und schlich zielstrebig weiter.
    Als er merkte, daß die Männer sich nicht mehr bewegten, stutzte der Uarter. War es möglich, daß sie ihn gehört hatten?
    Kaum denkbar. Dennoch standen sie bwegungslos irgendwo zwanzig Schritte vor ihm in der Dunkelheit, und in ihren Schweißgeruch mischte sich eine Spur von Erregung.
    Avimol schlug einen Bogen, stieg eine glitschige Treppe hinab,

Weitere Kostenlose Bücher