0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
Revolvergeschoß. Bei solchen Aufnahmen gibt es zwei Stellen, die man besonders beachten muß, und wir hatten schon genug Bilder dieser Art gesehen, um auf Anhieb das Wichtigste zu entdecken.
Die Rillen waren auf beiden Fotos genau identisch. Man brauchte nur die beiden Fotos, um Daumenbreite gegeneinander verschoben, aufeinander zu legen, und die Rillen in einem Geschoß liefen auf den Bruchteil eines Millimeters genau in die Rillen des zweiten Geschosses über. Es war der exakte Beweis dafür, daß beide Kugeln aus ein und derselben Schußwaffe abgefeuert worden waren.
»Dieselbe Waffe«, sagte Phil und sah Hywood fragend an. »Warum ist das etwas, das das FBI angeht?«
Bill Guire griff nach einem der Bilder und drehte es um. Auf der Rückseite gab es einen Stempel. Große Buchstaben verkündeten: FBI LABORATORY.
»Dieses Bild erhielten wir von der FBI-Zentrale«, erklärte Guire. »Es wurde an alle Dienststellen verschickt, die ein eigenes Polizeilaboratorium haben. Das Geschoß hat die typischen Laüfspuren, die bisher bei drei Raubmorden in Erscheinung getreten sind: im vorigen Herbst in der Nähe von Chicago, kurz vor Weihnachten in Newark und Anfang Januar in Miami.«
Mir fiel ein, daß ich mit Phil in Newark gewesen war wegen der Ermittlungen im Mordfall einer gewissen Julia Cling. Wir hatten ebensowenig Erfolg gehabt wie die Kollegen von der Mordkommission in Newark.
»Ich erinnere mich an diese Geschichte«, sagte ich. »Aber was ist mit dem zweiten Bild?«
»Das habe ich selbst vor knapp zwei Stunden aufgenommen«, erklärte Guire. »Die Mordabteilung West schickte mir das Geschoß zu. Heute, in den frühen Morgenstunden, wurde die Leiche einer Bardame aufgefunden. Sie war mit diesem Geschoß auf Bild zwei getötet worden. Wie Sie sehen, stammt es aus derselben Waffe, die bereits in Illinois, in Newark und in Miami zu Raubmorden verwendet wurde.«
»Mit anderen Worten«, sagte ich leise, »wir haben diesen Raubmörder jetzt hier in New York…«
Jetzt ging der Rummel für uns erst richtig los. Im Distriktgebäude begab sich Phil sofort in unsere Funkleitstelle, um ein kurzes Fernschreiben an die Zentrale nach Washington zu schicken, daß der gesuchte Raubmörder aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt auch in New York straffällig geworden sei. Unterdessen suchte ich unseren Chef auf.
Ich schilderte die Einzelheiten. Mr. High hörte aufmerksam zu, bis ich die einzig mögliche Schlußfolgerung vorgetragen hatte, daß nämlich der Mörder vom 27. Oktober, vom 16. Dezember und vom 2. Januar nach seinen Taten in Illinois, New Jersey und Florida nun auch in New York einen Raubmord begangen habe.
»Sofern es ein Raubmord war hier bei uns«, schloß ich meine Ausführungen. »Wir haben uns noch nicht mit der zuständigen Mordkommission in Verbindung gesetzt.«
»Kümmern Sie sich mit Phil ab sofort und ausschließlich um diese Mordserie. Wenn Sie zu der Meinung gelangen, daß die Einsetzung einer Sonderkommission ein durchschlagendes Resultat verspricht, verständigen Sie mich. Wir werden dann sehen, wen wir für diese Kommission frei machen können.«
»Okay, Chef.«
»Und halten Sie mich auf dem laufenden, Jerry!«
»Selbstverständlich, Sir.«
Ich verließ Mr. Highs Arbeitszimmer und setzte mich hinter den Schreibtisch in unserem gemeinsamen Office. Phil war noch nicht wieder da. Ich rief die Mordabteilung Manhattan Süd an.
»Heute nacht, beziehungsweise heute früh, wurde eine Bardame erschossen«, erklärte ich. »Ich möchte den Leiter der Mordkommission sprechen, die diesen Fall bearbeitet.«
»Einen Augenblick, Sir«, erwiderte die unpersönlich klingende Stimme einer Telefonistin. »Ich sehe nach, welche Kommission es ist. — Hallo, Sir? Es handelt sich um die dritte Mordkommission unter Lieutenant William Stone. Ich verbinde.«
»Augenblick!« sagte ich schnell. »Lieutenant Stone? Ich kenne die meisten Beamten bei euch, aber ich kann mich nicht erinnern, daß ich den Namen Stone schon einmal gehört hätte.«
»Lieutenant Stone hat seinen Dienst als Leiter einer Mordkommission erst gestern angetreten, Sir. Er ist auch seit gestern erst Lieutenant.«
»Oha«, brummte ich und überlegte, um was für einen Mann es sich handeln könnte. Für die Beförderung zum Lieutenant kommen bei uns gewöhnlich nur zwei Arten von Polizisten in Frage: die Jungen, die mit Hochschulbildung bei der Polizei angefangen haben, oder die Alten, die sich mühsam durch zwei Dutzend oder mehr Dienstjahre zum
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