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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Straße jagenden, fast nackten Frau ab. Die erreichte die Brücke und schnellte sich in weitem Sprung über das Geländer, um in den Fluten zu verschwinden. Robin zögerte einen Sekundenbruchteil, dann gab er Zamorra einen unmißverständlichen Wink. Der hätte ihm dafür am liebsten den Hals umgedreht; sich um den am Boden liegenden Mann zu kümmern und, wenn es noch möglich war, Erste Hilfe zu leisten, war zwar selbstverständlich Menschenpflicht, und einer von ihnen mußte es schließlich tun, aber lieber hätte der Dämonenjäger es gesehen, wenn Robin diesen Part übernommen hätte und er, Zamorra, der Furie folgen konnte. Robin rannte aber schon los. Und Zamorra konnte das Opfer der Furie nicht einfach so liegenlassen, solange niemand sonst sich darum kümmerte.
    Aber gerade jetzt verließen zu Zamorras Erleichterung zwei Männer das Theater, in denen er Polizisten wiedererkannte. Er winkte ihnen zu. »Ein Verletzter braucht Hilfe!« rief er ihnen zu und hatte den Schwarzen Peter damit weitergegeben - die Zivilbeamten stürmten sofort auf die Stelle los.
    Zamorra rannte.
    Er erreichte die Saone-Brücke, die in die Altstadt führte, und tauchte neben dem Chefinspektor auf. Der beugte sich über das Geländer und schüttelte den Kopf.
    »Sie ist weg«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie ertrunken ist. Dafür besaß sie einfach zu enorme Körperkräfte. Wer so schnell rennen kann, der kann sich auch dann noch über Wasser halten, wenn er Nichtschwimmer ist - er ist zu schnell, um zu versinken. Haben Sie mal ’ne Zigarette, Zamorra?«
    Der mußte passen. »Dieses Laster habe ich mir schon vor einer ganzen Reihe von Jahren abgewöhnt, Robin«, erwiderte er. »Man spart enorm Geld, wußten Sie das? Und im hohen Alter sinken die Arztkosten ungemein.«
    »Sie sehen nicht danach aus, als müßten Sie sich in den nächsten zwanzig, dreißig Jahren Sorgen ums Alter und um Krankheiten machen«, brummte Robin. Er wies wieder auf die Saone. »Soviel dazu, daß Vampire keine fließenden Gewässer überqueren können.«
    »Vampire?« Zamorra hob die Brauen.
    »Na, haben Sie ihre Zähne nicht gesehen? Von diesen Hauern möchte ich nicht angeritzt werden. Da küsse ich lieber ein Wildschwein.«
    »Ich glaube nicht, daß es sich um eine Vampirin handelt«, widersprach Zamorra, der sich über die Beobachtungsgabe des Chefinspektors wunderte. Die Furie hatte sich dermaßen schnell bewegt, daß Zamorra auf derlei Details nicht hatte achten können. »Zumindest keine Vampirin der normalen Art. Die sind nicht so raubtierhaft. Übrigens - es gibt auch Vampire, die sich im Gegensatz zu ihren Vorbildern aus einschlägigen Filmen durchaus bei Tageslicht bewegen können. Und viele von ihnen können fließendes Wasser problemlos überschreiten. Nebenbei hat sie es nicht überschritten, sondern allenfalls durchschwommen.«
    »Sie meinen das ernst, Monsieur Parapsychologe«, sagte Robin; es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    Zamorra nickte. »Sie können es mir glauben oder nicht; das ändert nichts an den Fakten. Diese Lucy ist ein dämonisches Wesen, und ich bin jetzt sicherer denn je, daß sie die Mörderin von Merchant - und auch von diesem Jussuf Akadir ist.«
    »Ob sie eine Dämonin ist, kann ich nicht sagen«, brummte Robin. »Zumindest ist sie nicht unbedingt das, was ich einen Menschen nennen möchte. So kräftig und so schnell ist nicht einmal der beste Hochleistungssportler. Übrigens nett, daß Sie sich den Namen des Bühnenarbeiters gemerkt haben«, sagte Robin. »Das bringt nicht jeder so leicht fertig. Zum Teufel, wenn ich sie bloß getroffen hätte! Aber mit diesem verflixten Ding…« Er zog das Magazin aus dem Griff und wechselte es gegen ein anderes aus. »Halten Sie mich nicht für schieß wütig«, sagte er. »Aber mit dieser verflixten Beretta komme zumindest ich nicht zurecht. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich schon den Antrag auf eine andere, vernünftigere Dienstwaffe gestellt habe. Mordsgefährlich ist das Ding auch noch; wenn man sie aus Versehen etwas zu hart kantet - passiert nicht nur mir häufig! -, geht das Luder von selbst los. Deshalb hat die Polizei in unserem Nachbarland Deutschland beispielsweise die Beretta schon vor über zwanzig Jahren als Dienstpistole aus dem Verkehr gezogen. Bloß unsereiner muß sich damit noch herumquälen.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ein flüchtiger Bekannter, Oberinspektor Sinclair vom Scotland Yard, schwört auf Beretta. So schlecht kann

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