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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie dann doch nicht sein.«
    »Das ist mal wieder typisch für die Engländer«, brummte Robin. »Kein Wunder, daß sie ihr Empire verloren haben.« Er steckte die Pistole ein und fischte jetzt, da er endlich beide Hände wieder frei hatte, eine zerknautschte Zigarettenpackung hervor, um sich ein Stäbchen zwischen die Lippen zu stecken und in Brand zu setzen. »Geräuchertes Fleisch hält sich länger«, bemerkte er auf einen anzüglichen Blick Zamorras.
    Da nicht anzunehmen war, daß die Furie noch einmal in ihrer Sicht- und Reichweite auftauchte, kehrten sie, diesmal entschieden langsamer, zum Theater zurück. Drüben war man erstaunlich schnell gewesen; ein Ambulanzwagen nahm gerade den Mann auf, der der Furie bei der Flucht im Wege gewesen war. Er war schwer verletzt, sah aber so aus, als würde er die Begegnung überleben. »Warten Sie«, verlangte Zamorra, als die Sanitäter die Heckflügeltüren des Wagens schließen wollten. Er beugte sich halb in das Fahrzeug und berührte mit dem Amulett, das er unter dem Hemd hervorgezogen hatte, den Verletzten. Aber Merlins Stern zeigte nichts an, wie es auch auf der Brücke schon nichts mehr angezeigt hatte. Das deutete darauf hin, daß der Verletzte zumindest nicht mit einem schwarzmagischen Keim infiziert worden war.
    »Was, bitte, soll das, Monsieur?« fragte einer der beiden Rettungssanitäter. Zamorra lächelte ihn an. »Reine Routine«, sagte er.
    »Hä?« machte der Sanitäter.
    »Fahren Sie schon los«, sagte Robin, der seinen Dienstausweis an die Brusttasche seiner Jacke geheftet hatte. So brauchte er ihn nicht bei jeder Gelegenheit umständlich hervorzukramen.
    Robin hatte seine Zigarette zu Ende geraucht. »Was nun, Doktor Allwissend?« fragte er.
    »Nun unterhalten wir uns mal mit ›Mister Merlin, alias Phil Textor‹«, schlug Zamorra vor. »Und zwar äußerst eingehend. Ich bin sicher, der Mann weiß mehr über die Morde. Kommen Sie, Chefinspektor.«
    Diesmal war er es, der voranging und den anderen in seinem Kielwasser nachzog.
    ***
    DeVilliers war von den Krallenhieben der sich teilweise verwandelnden, flüchtenden Furie verletzt worden. Nicole vergewisserte sich zunächst, daß keine weitere Gefahr im Verzug war, und hielt den Mann fest, dessen Aufschrei zu einem dumpfen Stöhnen geworden war. Die beiden Angestellten kamen heran, um ihrem Chef zu helfen. Nicole faßte vorsichtig nach seinem Arm, den deVilliers sich - viel zu spät - vors Gesicht gerissen hatte, und drückte ihn sanft nach unten. Das Gesicht war eine einzige große Wunde; aber zumindest die Augen waren unverletzt geblieben. Nicole atmete erleichtert auf. Einer der beiden Angestellten ›übernahm‹ seinen Chef. »Wir rufen einen Arzt, Monsieur deVilliers«, sagte er. »Vielleicht ist sogar der Polizeiarzt noch im Haus und kann sich um Sie kümmern.« Nicole zweifelte, daß das reichte; deVilliers gehörte in ein Krankenhaus. Das Gesicht mußte von einem Chirurgen genäht werden; wenn deVilliers Pech hatte oder schlecht versichert war, würde er für den Rest seines Lebens ein Narbengesicht spazierenführen.
    Nicole sah Phil Textor an, der wie ein Häufchen Elend auf einen Stuhl gesunken war. Von ihm, dessen war sie jetzt sicher, drohte absolut keine Gefahr. Sie winkte den zweiten Angestellten fort und zog die Garderobentür von innen hinter sich zu. Jetzt waren sie allein.
    Nicole zog sich den zweiten Stuhl heran und ließ sich Textor gegenüber rittlings darauf nieder. Sie verschränkte die Unterarme über der Stuhllehne. »Sie wissen, daß Sie mit einer Dämonin Zusammenarbeiten, Textor«, sagte sie.
    Der Zauberer zuckte zusammen. »Wer sind Sie?« stieß er hervor.
    »Klingt nicht nach Polizei, wie?« schmunzelte Nicole, obgleich ihr nach diesen Ereignissen ganz bestimmt nicht zum Lachen zumute war. Aber sie wollte diesen Mann zur Zusammenarbeit gewinnen. Er war absolut menschlich. Das wußte sie seit jenem Augenblick, in dem sie einen flüchtigen Blick in seine Gedanken geworfen hatte. Es waren die Gedanken eines völlig verwirrten Menschen, nicht eines Dämons. Nicole hielt Textor für ein Werkzeug. Wenn sie ihn dazu bringen konnte, daß er sich aus der Abhängigkeit der Dämonin löste, war schon viel gewonnen.
    Sie stellte sich vor. »Ich bin die Sekretärin und Assistentin des Parapsychologen, mit dem Sie für jetzt eigentlich einen Termin hätten. Ich hatte das mit Ihrer Managerin und Monsieur deVilliers arrangiert.«
    Textor nickte. »Es läuft heute alles ein wenig aus dem

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