0485 - Mein Killer war ein Gentleman
mußte hart bremsen, um den Zusammenstoß zu vermeiden.
Cadesac konnte noch einmal entkommen. Der Cop hatte im letzten Moment noch die Nummer erkannt. Der Streifenwagen gab sie über Funk weiter.
Minuten später kannte jeder Streifenwagen in New York City die Nummer und die Beschreibung des Mercury.
Aber der Wagen und sein Insasse blieben verschwunden.
***
Captain Baker vom Major Crimes Bureau der City Police übernahm die Vorstellung: »Das sind Mr. Cotton und Mr. Decker vom FBI — dies ist Mr. Barnes, Manager dieses Unternehmens.«
Barnes verbeugte sich gemessen und bot uns Sitzplätze an. Er berichtete kurz und prägnant. Sein Gespräch mit dem Erpresser konnte er wörtlich wiedergeben — er hatte es auf Tonband.
»Hat er es nicht gemerkt?« fragte ich.
Barnes lächelte nachsichtig. »Ich habe einen elektronischen Fußschalter für das Gerät. Er knackt nicht einmal!«
»Sie haben nicht auch zufällig eine elektronische Kamera?« fragte Phil.
»Nein«, lächelte der Geschäftsmann, »aber ich weiß, warum Sie fragen. Wissen Sie, ich bin Exportkaufmann. Fast täglich habe ich mit mir fremden Leuten zu tun. Manche sind sehr empfindlich, wenn man sie im Gespräch nicht mit ihren Namen anspricht. Deshalb bin ich seit vielen Jahren darauf trainiert, mir Gesichter und äußere Erscheinungen sofort einzuprägen. Auch diesen Mann habe ich mir sehr genau angesehen.«
»Mr. Barnes hat mir eine Personenbeschreibung gegeben, die ich bereits weitergegeben habe. Auch an Ihre Fahndungsabteilung!«
Bevor ich danken konnte, schrillte das Telefon auf Mr. Barnes’ Schreibtisch.
Aber er hob es nicht ab, sondern drückte auf einen unter dem Schreibtisch verborgenen Klingelknopf. Sofort ging die Tür zum Vorzimmer auf.
Ich saß mit dem Rücken zur Tür, aber an Phils Gesicht konnte ich sehen, daß ein nettes Mädchen erschienen sein mußte.
»Miß Hepsom«, sagte Barnes mit einem leicht vorwurfvollen Unterton, »ich habe doch gebeten, keine Gespräche durchzustellen!«
»Verzeihung, Mr. Barnes — es ist ein dringendes Dienstgespräch für Captain Baker!«
»Darf ich?« sagte Baker und hatte bereits den Hörer am Ohr. Ich sah, wie sein breites Gesicht direkt zu strahlen begann.
»Fantastisch!« sagte er. »Ich komme sofort und bringe die Herren vom FBI und möglicherweise auch Mr. Barnes mit!«
Er legte den Hörer zurück.
»Gratuliere!« sagte Phil.
»Woher wissen Sie, daß Sie uns gratulieren können?« fragte Baker leicht erstaunt.
»Wenn Sie so strahlen«, sagte Phil, »die Meldung als fantastisch bezeichnen und Mr. Barnes sowie uns mitbringen wollen, so kann das doch nur heißen, daß Ihre Leute den Erpresser gefaßt haben.«
»Richtig!« sagte er lächelnd. »Der Bursche muß Nerven wie Drahtseile haben. Nach seiner Erpressung hier im Büro hat er in Sears Kaufhaus Kleinigkeiten für einen Dollar gestohlen, hat verbotenerweise geraucht und schließlich auf einen Pförtner geschossen. Vorausgesetzt natürlich, daß es der Mann ist, der hier war.«
»Das werden wir gleich wissen«, sagte ich. »Sears Kaufhaus ist ja gleich um die Ecke.«
Barnes war sofort bereit mitzugehen, um sich den Mann anzuschauen.
Wir fuhren nach unten, ließen die Wagen stehen und gingen zu Fuß ins Kaufhaus. Überall standen Gruppen von Kunden und Neugierigen. Es mußte einen ziemlichen Wirbel gegeben haben, als der Gangster hier auffiel.
Der Lift trug uns nach oben, in die Räume der Geschäftsleitung.
Dort herrschte ein ziemlicher Lärm. »Da scheint ja jetzt noch der Teufel los zu sein«, vermutete Captain Baker.
Dabei war gar kein Teufel los. Es waren vielmehr Captain Hywood mit seiner dröhnenden Stimme und der riesige Lastzugfahrer, der den Verbrecher niedergeschlagen hatte. Seine Stimme stand der Hywoods in keiner Weise nach. Und die beiden lobten sich gegenseitig.
Bevor wir uns den Mann, der auf den Kaufhauspförtner geschossen hatte, anschauen konnten, nahm Hywood mich auf die Seite. Er versuchte mit einigem Erfolg, seine Lautstärke etwas herabzuschrauben. Offenbar glaubte er, mich noch schonen zu müssen. »Jerry«, sagte er, »gratuliere, daß Sie wieder auf dem Damm sind. Man merkt es. Jetzt haben wir zwei FBI-Sachen am Hals und kaum noch Verkehrsschutzleute für andere Aufgaben frei. Dabei haben wir noch einen Großalarm!«
»Noch einen?«
»Ja, auch hier in der Nähe. Drüben auf dem Parkplatz. Da wurde ein Autofahrer auffallend verrückt, als hier die Sirene losging und als wir mit unseren
Weitere Kostenlose Bücher