Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die aus diesen Welten stammen oder mit ihnen verbunden sind, spüren genau, wenn sich etwas zusammenbraut.
    Das Skelett hatte eine Warnung bekommen. Es wußte, daß Gefahr in der Nähe lauerte, dennoch war jemand gekommen, um die Gefahr zu stoppen. Zielsicher hatte das Kreuz, durch wen auch immer geworfen, seinen Weg gefunden.
    Es kannte seinen Besitzer oder seinen ehemaligen Besitzer, auch wenn dieser nur noch als Skelett existierte, aber fühlte und auch handelte. Es wußte, daß ihm das Kreuz nicht ohne Grund zugeworfen worden war. Also mußte er es auch einsetzen.
    Nicht hier zwischen den hohen Felswänden. Die Gefahr lauerte woanders. Sie war nur auf dem Weg in dieses geheimnisvolle Refugium.
    Das Skelett handelte.
    Es sah so schwerfällig aus, wie es sich auf den Rändern des offenen Sargunterteils abstützte und sich langsam in die Höhe drückte. Die Knochenteile gerieten dabei ebenfalls in Bewegung. Manchmal drehten sie sich oder wurden zusammengedrückt wie Gummi, aber der Knöcherne schaffte es, seinen Sarg zu verlassen.
    Wieder einmal…
    Neben der offenen Totenkiste blieb er für einen Moment stehen.
    Das Siegel der Templer trug er in der linken Knochenklaue, das Kreuz in der rechten.
    Um beide schloß er seine fleischlosen Finger, so daß die wertvollen Dinge nicht mehr zu sehen waren. Für einen Moment zögerte es noch, dann setzte es sich in Bewegung.
    Der Knöcherne ging sehr langsam, fast ruckartig bahnte er sich seinen Weg, als müßte er erst gewisse Hindernisse zur Seite räumen.
    Von oben fiel kein Lieht in die Schlucht, dennoch strahlte das Silber einen matten Schein ab.
    Es war ein unheimliches Bild, als das silberne Skelett durch die Schlucht ging. Der Sarg blieb zurück, die schwarzen Wände wirkten wie erstarrte Schatten und wuchsen so weit in die Höhe, daß ein Ende nicht zu erkennen war.
    Auch der Untergrund bestand aus fast schwarzem Gestein. Es war nicht glatt, zeigte Unebenheiten, Erhöhungen, kleine Mulden, war auch porös, aber doch so hart, daß es einem gewissen Druck standhalten konnte.
    Es war auch für den Knöchernen unmöglich, sich lautlos zu bewegen. Jedes Auftreten erzeugte ein etwas hell klingendes Geräusch, das mit einem Singen zu vergleichen war.
    Als Echo glitt es an den schwarzen Felswänden hoch, um irgendwann zu verklingen.
    Wie ein silberner Schatten bewegte sich der Knöcherne durch die Finsternis und erreichte das Ende der Schlucht.
    Hier blieb er stehen.
    Zum erstenmal seit seinem ›Begräbnis‹ verließ er diese Stätte.
    Noch immer befanden sich die beiden Säulen rechts und links des Eingangs. Sie standen dort wie stumme Wächter, aber sie warteten nicht mehr. Die rote Schrift des Teufels leuchtete nicht auf.
    Dieser Ort war nicht mehr gefährlich. Man hatte ihm seine Magie genommen.
    Und das Skelett ging weiter. Schritt für Schritt ließ es die Schlucht zurück. Die Wände traten zurück. Es bekam mehr Platz und auch mehr von der Umwelt mit.
    Obwohl sich in seinem silbernen Knochenkopf keine Augen befanden, konnte es sehen. Möglicherweise wurde es auch nur von seinem Instinkt geleitet oder von einem magischen Band, aber es fand zielsicher seinen Weg und verließ die unmittelbare Umgebung der hohen, schwarzen Bergfelsen, um dorthin zu treten und dort stehenzubleiben, wo sein Blick in die Weite des Landes hineinfallen konnte.
    Es konnte nicht bis Alet-les-Bains schauen, aber das Skelett sah etwas anderes.
    Der Himmel hatte eine furchterregende Düsternis bekommen, in der, wie herausgeschnitten, das Gelb eines maulartigen Zentrums stand.
    Whisper!
    Sein Gegner, sein Feind, den es zu vernichten galt, bevor dieser einen fürchterlichen Angriff starten konnte.
    Das Skelett wußte genau, wo es hinzugehen hatte. Er lief jetzt schneller, wirkte dabei aber nie eilig, nur eben zielstrebig. Und das war am wichtigsten.
    Vor ihm lag ein breites Plateau. Es wirkte wie ein graues Band, auf dem Felsbrocken verteilt lagen, als hätte man sie kurzerhand dort hingeschleudert.
    Kein Stern leuchtete, auch der Halbkreis des Mondes war von der grauen, unnatürlichen Wolkenbank bedeckt worden.
    Der Knöcherne spürte den Wind, der ihm entgegenblies. Er war sehr sensibel, und er merkte, daß der Wind keinen normalen Ursprung besaß. Dieser hier war anders. Ein magischer Wind, irgendwo in der Unendlichkeit geboren und mit dem Namen Whisper versehen.
    Er holte die Menschen von den Beinen, schlug wütend gegen ihre Haut oder löste sie auf.
    Nicht bei dem Skelett!
    Es widerstand

Weitere Kostenlose Bücher