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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bald bin ich es leid. Ich möchte ihn gern einmal sehen. Wie sieht er aus? Kannst du mir das sagen, John?«
    »Nein.«
    »Eine Staubwolke«, sagte Janine Remi. »Er ist eine Wolke aus Staub und Sand. Dabei wird er vom Teufel oder von wem auch immer geleitet. So ist es doch.«
    »Das kann sein«, gab ich zu.
    Zu einem Entschluß waren wir noch immer nicht gekommen.
    Möglicherweise brauchten wir das auch nicht, denn innerhalb der Ortschaft änderte sich einiges.
    Uns kam es vor, als hätten die Menschen einen Befehl gehört. Sie verhielten sich völlig anders.
    Auf uns wirkte es gleichzeitig erschreckend und unheimlich. Von einer Minute auf die andere schlief der Betrieb ein.
    Die Autos stoppten ihre Fahrt dort, wo sie sich gerade befanden.
    Die Fahrer stiegen aus, nickten sich irgend wie verschwörerisch wirkend zu, um anschließend zusammenzufinden. Sie gingen zwar nebeneinander her, aber sie sprachen nicht miteinander. Alles wirkte wie abgesprochen zwischen ihnen.
    Hinter uns öffnete sich knarrend eine Tür. Eine Familie mit zwei Kindern verließ das Haus.
    »Das sind die Greviers«, flüsterte Janine, die sich umgedreht hatte.
    »Ich kenne sie recht gut.« Sie wollte die vier Leute ansprechen, erkannte aber sehr schnell, daß man keine Notiz von ihr nahm. Die Greviers hatten andere Sorgen. Sie gingen an uns vorbei, ohne sich um uns zu kümmern. Nicht einmal einen Blick gönnten sie uns.
    »Ob die uns überhaupt sehen?« fragte Janine. »Die Leute hier kommen mir vor, als würden sie in einer anderen Welt leben und durch unsere einfach hindurchspazieren.«
    »Das kann schon sein«, sagte ich.
    »Aber wie erklären Sie sich das?«
    Ich hob die Schultern. »Sagen wir einfach, es ist Magie. Reine Magie, Janine.«
    »Die ich nie begreifen werde.«
    »Das fällt uns auch schwer«, gab ich zu.
    Die Eltern hatten ihre beiden Kinder in die Mitte genommen und spazierten mit ihnen über die Straße. Sie gingen dorthin, wo sich auch der Platz befand. Das schien die Sammelstelle für die Einwohner von Alcoste zu sein.
    Obwohl die Menschen noch vorhanden waren, wirkte der Ort plötzlich öd und leer.
    Auch die Lichter erloschen. Intervallweise nahm die Düsternis zu.
    Personen wurden zu Schatten, die sich allemal in eine Richtung bewegten. Zu uns schaute niemand hin, und wir fühlten das Unbehagen, das sich ausgebreitet hatte.
    Es war eine kalte Stadt geworden. Von einem Leben oder einem Gefühl konnte man nicht sprechen. Diese Stadt war ein Auge ohne Inhalt. Tot, ausgebrannt.
    Janine sah noch mehr Verwandte. Sie wirkte jedesmal sehr aufgeregt, wir mußten sie festhalten, denn sie wollte zu ihnen.
    »Nein, bleiben Sie hier.«
    »Soll ich sie ohne Hilfe sterben lassen?« fuhr sie ihn an.
    »Wissen Sie so genau, daß sie sterben werden?«
    »Aber was soll denn anderes geschehen?«
    »Schon einmal haben die Menschen überlebt.«
    Janine schlug gegen ihre Stirn. »Ist das denn ein Leben, das sie führen? Es sind keine Menschen mehr, ich sehe nur noch Marionetten, die umherlaufen.«
    »Sie stehen unter einem Bann. Wenn es uns gelingt, ihn zu brechen, kann alles wieder klar sein.«
    »Ja, kann!«
    »Es wird«, sagte Suko. »Sie müssen nur daran glauben.«
    »Können Sie das denn?«
    »Sonst stünden wir nicht hier, Janine. Aber das ist nicht unser Problem. Wir müssen Whisper erwischen, und zwar bevor er damit beginnt, die ehemalige Kathedrale der Angst anzugreifen.«
    In ihrer Stimme klang Spott mit, als Janine fragte: »Wie wollen Sie das erreichen?«
    »Indem wir vor allen Dingen die Nerven behalten und nicht durchdrehen«, erklärte ich und wandte mich an Suko. »Irgendwo muß es ein Zentrum geben. Ich will den Staubgeist.«
    »Der ist nicht zentral.« Suko blickte gegen den Himmel. »Du kannst ihn überall finden. Vielleicht wird er sich mal konzentrieren, das ist schon alles.« Wieder feuchtete er einen Finger an und streckte ihn in die Luft. »Der Wind hat nicht zugenommen«, sagte er leise.
    »Also lauert Whisper noch.«
    »Bestimmt.«
    »Sie gehen alle zum Markt«, sagte Janine leise. »Dort muß es passieren.«
    Die Menschen hatten es nicht eilig. Jeder kannte sein Ziel, und jeder würde es auch erreichen. Sie mühten sich, leise zu gehen, und ihre Gesichter blieben ohne Ausdruck.
    Aus den Gassen wuchsen sie als Schatten. Wenn sie den Boden berührten, hörten wir das Schleifen ihrer Schritte. Niemand setzte seinen Fuß hart auf.
    Niemand beachtete uns. Wir wurden passiert, ohne überhaupt zu interessieren. Es sprach auch

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