0486 - Der unheimliche Shaolin
sich eine neue Nase verpassen, sonst sagt Ihre Frau noch Sie zu Ihnen.«
»Ich bin nicht verheiratet.«
»Noch schlimmer. Wie werden die Freundinnen nur reagieren?«
»Die verstecken sich.«
Suko hatte unseren Gefangenen mittlerweile in den Fond des Rover verfrachtet. Er selbst nahm neben ihm Platz und hatte eine Handschelle mit dem hinteren Haltegriff verbunden. »Keine Dummheiten«, warnte er ihn, als ich einstieg. »So gut wie du bin ich auch.«
»Ja, klar.«
Ich startete. Noch lag ein langer Weg vor uns. Ich dachte daran, daß er in letzter Zeit zu einer gefährlichen Strecke geworden war. Schon zweimal war ich in der letzten Zeit auf dem Weg von Heathrow nach London angegriffen worden.
Allerdings nicht von Gangstern oder Ninja, das waren magische Attacken aus dem Lande Aibon gewesen.
Wir ließen das Sicherheitsgelände hinter uns und reihten uns wenig später in den Kreis der normalen Zubringerstraßen ein.
Suko unterhielt sich mit Fendo.
»Sind Sie nicht abgeholt worden?« fragte er.
»Nein!«
»Dann hätten Sie den Weg allein gefunden?«
»Ja.«
»Und wo wären Sie hingefahren?«
»Das habe ich glatt vergessen.«
Suko sah ein, daß es keinen Sinn hatte, ihm weitere Fragen über dieses Thema zu stellen und wechselte das Thema. »Weshalb haben Sie Yakup Yalcinkaya den Plan gestohlen?«
»Wer ist das?«
»Ihr ehemaliger Meister im Kloster.«
»Kenne ich nicht.«
»Sie kommen nicht aus Frisco?«
»Nein.« Er räusperte sich. »Aus Chicago.«
Ich hörte Suko ärgerlich schnaufen und riet ihm, das Thema fallenzulassen. »Das hat keinen Sinn«, sagte ich. »Der redet doch nicht mehr.«
»Irgendwann in naher Zukunft wird er es vielleicht lernen!« knirschte mein Freund. Er wandte sich an Fendo, ohne sich um dessen kalten Blick zu kümmern. »Die servieren dich ab, mein Junge. Du bist ein Versager, und Versager haben in eurer Gruppe keinen Platz, das weiß ich genau. Vielleicht werden wir noch einmal deine einzige Hilfe sein. Das solltest du dir merken.«
Fendo verzog nicht einmal die Lippen. Er hatte Suko mit seiner ihm eigenen Sturheit hingenommen.
Ich hatte mich nicht mehr eingemischt und mischte mich auch nicht ein. Mein Blick war auf die Fahrbahn gerichtet, und auch den fließenden Verkehr hinter uns behielt ich im Auge. Mir war die Überwältigung des Mannes einfach zu glatt über die Bühne gegangen. Kerenga mußte gewußt haben, daß sein Bote in London eintraf. Wer ein so wichtiges Stück mit sich trug, den ließ man einfach nicht allein. Wenn doch, dann behielt man den Boten wenigstens unter Beobachtung.
Der Verkehr rollte völlig normal dahin. Das hatte er vor kurzer Zeit auch noch getan, als urplötzlich die fremde Kraft aus der Zwischenwelt Aibon eingegriffen hatte.
Verdächtige Wagen entdeckte ich nicht. Keine Gangsterlimousinen, wie sie in den Filmen zu sehen sind. Was sich auf dem Motorway bewegte, fiel nicht weiter auf.
Hinter mir hing Fendo in seinem Sitz. Die Haltung war nicht angenehm. Besonders nicht auf längerer Strecke, aber dieser Mann war auch noch gefesselt gefährlich.
Das wußte Suko ebenfalls. Er hielt zu Fendo genügend Abstand, um nicht von einem schnellen Angriff überrascht zu werden. In der Enge des Fonds würde sich der Ninja trotz seiner Beweglichkeit schwertun. Auf seiner Stirn wuchs eine Beule. Er mußte rasende Kopfschmerzen haben, aber kein Laut der Klage drang über seine Lippen.
Das Gelände war flach. Es lag unter dem Schein der Sonne. Die Natur konnte endlich aus dem langen Winterschlaf erwachen, und das wurde auch Zeit.
Ein Mercedes huschte vorbei. Drei Männer saßen darin. Sie bedachten uns nicht einmal mit einem Seitenblick.
Ich hielt mich an die normale Geschwindigkeit und fuhr auf der Mittelspur. Uns folgte ein Geländewagen. Es war ein Toyota. Auf seinem weißen Lack spiegelten sich die Strahlen der Sonne. Auf dem Dach des Wagens klemmte noch ein Gepäckträger. Wer hinter dem Lenkrad saß und wie viele Personen in dem Fahrzeug saßen, konnte ich nicht sehen, da der Wagen getönte Scheiben besaß.
Jedenfalls rückte er uns auf die Pelle.
Suko bemerkte, daß ich mehrmals in den Rückspiegel geschaute hatte, drehte sich um und peilte durch das Heckfenster. Einen längeren Blick konnte er nicht riskieren, weil er Fendo nicht aus den Augen lassen wollte.
»Kommt dir der weiße Toyota verdächtig vor, John?«
»Ja, er folgt uns schon eine Weile. Er bleibt ziemlich starr hinter uns.«
»Geh mal vom Gas.«
»Das hatte ich gerade
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