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0486 - Der unheimliche Shaolin

0486 - Der unheimliche Shaolin

Titel: 0486 - Der unheimliche Shaolin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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besaß zwei Seiten. Durch einen schweren Balken war es gesichert. Allein konnte ihn kein Mann hochhieven. Lin Cho lief am Tor vorbei und stemmte sich gegen den kalten Wind, der von den Eisriesen im Norden kommend über das Hochtal strich und bald wieder den Schnee mitbringen würde.
    Lin Cho erreichte eine kleine Seitenpforte, die er allein öffnen konnte. Kaum hatte er die Tür nach innen gezogen, vernahm er die Geräusche deutlicher.
    Der einsame Reiter quälte sich den schmalen Pfad zu den schützenden Mauern des Klosters hoch.
    Sein Pferd schnaubte, er selbst stöhnte unter großen Schmerzen, aber er hielt durch.
    Lin Cho sah den schwankenden Schatten vor sich. Nicht nur der Mensch wankte, das Tier ebenfalls.
    Beide mußten verletzt sein.
    Der alte Shaolin lief dem Ankömmling entgegen. Auch dieser hatte die Schritte gehört. Er hielt sein Reittier an, um Lin Cho entgegen zu schauen. Über seine Lippen drang ein schwerer Seufzer, dann begann die Gestalt auf dem Pferd zu zittern, schwankte nach links und verlor das Übergewicht.
    Schwer prallte sie auf den kargen, steinigen Boden, wo sie reglos liegenblieb. Auch Lin Cho hatte es nicht mehr geschafft, den Fallenden aufzufangen. Das Pferd stand neben seinem Reiter, hielt den Kopf gesenkt, schnaubte und zitterte. Seine Flanken waren mit hellem Schaum bedeckt.
    Lin Cho hätte sich um das Tier kümmern müssen, das wußte er, aber der Mensch war wichtiger.
    Er hatte ihn erkannt, und seine Seele schrie vor Pein auf, als er neben dem anderen niederkniete.
    Es war Jangha!
    Lin Cho hatte ihn einmal als seinen Meisterschüler bezeichnet und ihm die Reife gegeben, um ein Heer anführen zu können. Das aber hatte nichts mehr genutzt.
    Jangha stand vor dem Eintritt in eine andere Welt. Die Waffen seiner Feinde hatten ihn fürchterlich gezeichnet. In seiner Fellkleidung klebte das Blut. Sein Gesicht war an einer Seite aufgeschlitzt worden, am Körper befanden sich ebenfalls Wunden, und der rechte Oberschenkel zeigte einen klaffenden Einschnitt, der aussah wie das Maul eines Sägefischs.
    Jangha war noch nicht tot. Er öffnete die Augen, weil er sah, wie der Schatten des Mönchs über ihn fiel. Seine Lippen zuckten, auf der Stirn vermischten sich Blut, Schweiß und Dreck zu einer Schmierschicht.
    »Lin Cho«, flüsterte er. »Lin Cho, mein Lehrer und Meister. Ich bin gekommen, um Abschied zu nehmen und dir zu sagen, daß ich versagt habe. Ich habe versagt…«
    Der alte Shaolin nickte. Er redete erst gar nicht davon, daß er versuchen wollte, seinen Schüler zu retten. Jeder Mensch wußte genau, wann Schluß war, da konnte ihm auch ein anderer nicht hineinreden. Die beiden von den Jahren her so unterschiedlichen, dennoch seelenverwandten Männer schauten sich in die Augen.
    Jangha wollte keinen Schmerz zeigen. Er wollte sterben wie ein Shaolin, wie ein Mann, doch Lin Cho spürte, wie schwer es seinem Schüler fiel.
    »Ich bringe dich weg«, sagte er leise. »Du mußt fort aus der Kälte. Die Wärme wird dir guttun…«
    »Nein, Meister, nein. Ich werde hier sterben. Ich will dir noch eine Botschaft bringen. Die meisten sind tot, Meister. Es wird nicht mehr lange dauern, dann sind die Barbaren auch an diesem Kloster. Sie wollen es besitzen und es in eine ihrer Festungen umwandeln. Du mußt achtgeben, Meister. Sie sind grausam und gefährlich. Sie töten jedes Lebewesen, auch ihr sollt sterben.«
    »Wann wird es soweit sein? Wann werden sie kommen?«
    »In den nächsten Nächten bestimmt. Deshalb werdet ihr fliehen müssen. Auch du, Meister, denn du hast geschworen, keine Waffe mehr in die Hand zu nehmen, obwohl du mit deiner Kraft und deinen Kenntnissen das Schicksal hättest abwenden können. Ja, du hättest…« Jangha sprach nicht mehr weiter. Der Blick seiner Augen war ein anderer geworden. Schatten lagen plötzlich über den Pupillen. Ein Zeichen, daß er nicht mehr den neben ihm knienden Meister sah, sondern in eine ferne, andere Welt, in der es ihm bestimmt besser ging.
    Der alte Shaolin blieb neben der Leiche seines Schülers knien. Janghas letzte Worte hatten ihn schwer getroffen. Er hätte den Kampf entscheiden können, aber er hatte geschworen, nie wieder eine Waffe anzufassen. Konnte er unter diesen Umständen den Schwur halten?
    Lin Cho nahm die Leiche hoch. Er trug sie hinter die schützenden Klostermauern, als besäße sie kein Gewicht. Das Pferd des Toten trottete hinter den beiden her.
    Und Lin Cho ging dorthin, wo die anderen Mönche ihre Gebete sprachen. Sie

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