0486 - Die Voodoo-Hexe
Möglichkeit, den Auftrag auf einen Dämon oder Hilfsgeist seiner Legionen abzuwälzen.
Diese Behandlung hatte er nicht verdient.
Eines Tages würde er Stygia dafür die Rechnung präsentieren. Sie blieb nicht für alle Ewigkeit Fürstin der Finsternis. So viele, die auf dem Knochenthron gesessen hatten, waren gestürzt…
Aber erst einmal mußte er ihren Befehl ausführen.
Herausfinden, was es mit D. Colon auf sich hatte!
Astaroth kannte angenehmere Beschäftigungen!
***
Dumpfe Furcht stieg in Desiree auf. Wer hatte die Wachspuppe an sich genommen? Der Unheimliche oder die Assistentin des Professors? Vieles sprach dafür, daß es der Dämonische gewesen war. Die Hölle war aufgewacht. Hatte Desiree Thoronar unterschätzt? Hatte er so früh schon die richtige Idee? Aber er selbst war nicht hier erschienen. Das hätte sie gespürt. Er hatte einen anderen geschickt.
Desiree lehnte sich gegen die Wand. Warum hatte der andere dann aber nicht auch sie, Desiree, mitgenommen oder getötet? Er hätte ihr bloß aufzulauern brauchen, denn irgendwann mußte sie ja wieder in ihr Haus zurückkehren. Das Polizeiaufgebot allein konnte ihn nicht verscheucht haben. Über so etwas lachten die Schwarzblütigen doch nur. Oder machte er es noch trickreicher und kam in einem Moment zurück, in dem sie abgelenkt war, nicht damit rechnete?
Es würde zur typischen Vorgehensweise der Schwarzen Familie passen. Oh, Desiree kannte sie nur zu gut…
Vorsichtshalber untersuchte sie ihr Voodoo-Zimmer. Aber außer der Puppe fehlte nichts. Das war ein weiteres Indiz für einen Vorstoß der Höllischen. Es blieb zwar noch eine geringe Restwahrscheinlichkeit, daß Duval die Figur entdeckt und mitgenommen hatte, aber warum war dann der Dämonische hier gewesen? Das ergab keinen Sinn.
Desiree überlegte, ob sie im Château Montagne anrufen sollte. Der Professor hatte ihr ja seine Visitenkarte dagelassen, und eine einfache Frage würde genügen, um die Fronten abzustecken. Nach einigem Nachdenken entschied sie sich dafür. Sie wählte die Telefonnummer an. Aber zu ihrem Bedauern bekam sie weder die Assistentin noch den Professor selbst an den Apparat, sondern nur einen Mann, der sich als »Bois« vorstellte und seinem Bekunden nach nicht darüber informiert war, wo seine Herrschaft sich aufhielt. Mademoiselle Duval sei schon seit Mittag fort, und bald darauf sei der Professor ebenfalls aufgebrochen, nachdem er einige Telefonate geführt habe. Wenn die beiden zurückkehrten, könne er, Bois, leider nicht sagen. Ob er eine Nachricht entgegennehmen solle?
Darauf verzichtete Desiree. »Ich melde mich später wieder«, kündigte sie an. Aber später, als Zamorra und Nicole aus Christopher Flambeaus Wohnung in Lyon zurück waren, dachte sie nicht mehr daran, anzurufen. Sie hatte Wichtigeres zu tun.
Sie mußte sich absichern.
Sie kannte die alten Zeichen noch, mit denen man sich vor den Schwarz -blütigen schützen konnte. Sie bedauerte nur, nicht zu wissen, wer sie aufs Korn genommen hatte. Dann hätte sie einè Abwehr speziell gegen ihn errichten können. So aber mußte sie ein breites, allgemein gehaltenes Spektrum ausfüllen, und das bedeutete Lücken. Den ganzen Abend und die halbe Nacht verbrachte sie damit, das Haus abzuschirmen. Sämtliche Türen und Fenster, selbst die Dachbodenluke und die Wasser- und Stromleitungen, die ins Haus und wieder hinaus führten, vergaß sie nicht, ebensowenig die Fernsehantenne und den Blitzableiter. Alles, was ein Dämon oder ein Irrwisch benutzen konnte, um einzudringen, wurde verschlossen.
Schließlich war sie erschöpft. Die Bannzeichen und Zaubersprüche waren so stark, daß sie sich selbst in ihren vier Wänden nicht mehr wohl fühlte. Noch floß genug schwarzes Blut in ihren Adern, um auf die Dämonenbanner zu reagieren.
Sie ruhte sich für kurze Zeit aus. Die Arbeit war noch nicht getan. Sie mußte schnell sein, schneller als die anderen. Sie hatte gedacht, weit mehr Zeit zu haben. Schließlich hatte sie Thoronar noch länger quälen wollen für das, was er ihr einst angetan hatte. Jetzt aber schlug die Hölle bereits zurück.
Ihr kam eine Idee. Das magische Instrument, das Zamorra gestern bei sich geführt hatte. Man munkelte, es sei nicht nur ein Werkzeug, sondern auch eine Waffe. Genaues wußte sie nicht, weil zu jener Zeit, als sie selbst noch aktiv mitten im Geschehen stand, dieser Zamorra noch keine Rolle gespielt hatte, und danach war ihr Lebensweg ein anderer gewesen - bis jetzt, da der
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